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Tödliche Feindschaft

Tödliche Feindschaft

Titel: Tödliche Feindschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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miteinander in Verbindung zu bringen, damit sie einander kennenlernen, sorgen sie dafür, daß jedes Land und Ländchen schön abgeschlossen für sich dahinvegetiert, damit ihnen ja
    kein Stein aus der Krone fällt. Dabei ist die Welt so groß. So weit, daß für alle Menschen Platz
darauf ist.«
»Hm, und die Juden?«
»Was sind sie anderes — als Menschen wie Ihr und ich?«
»Sie sind anders. Sie haben eine krumme Nase, sind feige Krämerseelen, essen Knoblauch und
haben das meiste Geld.«
Michel lachte laut über so viel Naivität.
    »Ich kann es kaum glauben, solche Worte von Euch zu hören. Warum sollen nicht ein paar von ihnen reich sein? Weshalb sollen nicht andere Knoblauch essen? Gibt es nicht Christen in Hülle und Fülle, die sich ihren Reichtum zusammengegaunert haben? Gibt es nicht allerchristliche Fürsten, die von ihren Landsleuten Sklavendienste verlangen? Haltet Ihr vielleicht einen Landjunker, der von seinen Bauern Frondienste verlangt, für edler, nur, weil er vielleicht nach Pariser Parfüm riecht?« »Wißt Ihr eigentlich, daß Ihr ein Revolutionär seid?«
    »Ihr irrt«, meinte Michel ernst, »ich bin nur ein Mensch, dem die Freiheit über alles geht. Vorurteile gibt es für mich nicht. Auch ich bin für Ordnung und Disziplin. Aber das sind Dinge, die von innen heraus wachsen müssen. Wenn ein Landjunker von seinem Bauern verlangt, daß er unentgeltlich für ihn arbeitet, so steckt darin auch eine gewisse Ordnung, die Ordnung der Unordnung nämlich. Es kann aber nur eine Ordnung geben, die für alle gilt, die für alle gleich verpflichtend ist. Was heute auf der Welt herrscht, ist keine Ordnung, sondern Knechtschaft.« Michel hatte sich in Eifer geredet. »Wenn jemand eine Arbeit verlangt, so muß er sie bezahlen. Ein Mensch, der nichts anderes zu bieten hat als seine Arbeitskraft, kann diese verkaufen, wie man eine Ware verkauft. Aber daß irgend jemand daherkommt und behauptet, er habe das Recht, die Arbeitskraft ohne Gegenleistung für sich zu beanspruchen, kann nicht in der Ordnung sein. Und das Recht, auf das er baut, ist das Recht des Stärkeren. Diese Auffassung von Recht aber verabscheue ich zutiefst.«
    Oberst Köcknitz schwieg. Er blickte auf die Tasse mit dem dampfenden Kaffee, die der Bursche inzwischen gebracht hatte. Der im feudalen Geist aufgewachsene und alt gewordene Graf mußte plötzlich über vieles nachdenken, woran er früher keinen Gedanken verschwendet hatte. Dieser junge Arzt, dieser Doktor Baum, hatte viel Wahres gesagt. Daran gab es keinen Zweifel. Es war eigentlich ein Jammer, daß Menschen mit solchen Köpfen dem Staat nicht dienstbar gemacht werden konnten. Der Oberst stellte sich vor, was der Landgraf dazu sagen würde, wenn er diese Worte vernommen hätte. Ein Lächeln trat auf seine Lippen. Bevor er von seiner Kaffeetasse aufsah, beschloß er im Geheimen, sein Weltbild einer Revision zu unterziehen. Aber das brauchte dieser junge Mensch hier nicht zu merken.
    »Ja«, sagte er, »frühstücken wir zu Ende, und dann gehen wir zur Regimentsschreibstube.« »Wir?« fragte Michel.
    »Ja, Ihr könnt mich begleiten. Ich werde mir diesen Herrn Eberstein in Euerm Beisein einmal vorknöpfen.«
    »Und Ihr glaubt, daß er auch nur die kleinste Kleinigkeit seiner schmutzigen Taten zugeben wird?« »Das möchte ich eben feststellen. Ich will sehen, was er sagt.« »Um ihm dann — zu glauben?« fragte Michel mißtrauisch. Der Oberst erhob sich.
    »Ich glaube Euch. Sonst säßet Ihr hier nicht mehr so friedlich.« Seine Worte klangen ein wenig ungehalten.
    Michel bedauerte sein Mißtrauen; der alte Oberst schien wirklich ein Mann von Ehre zu sein.
»Ich wollte Euch nicht kränken.«
»Schon gut«, meinte Köcknitz mit Barschheit.
Sie gingen.
    Die Offiziere beim Regiment warfen sich verwunderte Blicke zu, als sie sahen, wen Graf von Köcknitz da mitbrachte. Dazu war die Miene des Alten finster. Sie hatten den Eindruck, als würde es bald ein Gewitter geben. Köcknitz befahl seinen Adjutanten zu sich.
    »Schickt eine Ordonnanz zum ersten Bataillon. Ich lasse Graf von Eberstein in dringender Angelegenheit zu mir bitten.«
    Der Regimentsadjutant drehte sich um und stülpte sich den Dreispitz wieder aufs Haupt. Kurz darauf ritt eine Ordonnanz zu dem Gebäude hinüber, in dem die erste Abteilung lag. Es verging eine halbe Stunde. Eberstein war nicht zu finden.
    Oberst Köcknitz wurde ungeduldig. Er schickte eine weitere Ordonnanz in die Wohnung des Grafen. Aber auch diese kam

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