Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliche Gier

Tödliche Gier

Titel: Tödliche Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
Vom Netzwerk:
nicht in eine peinliche Lage bringen. Es ist Crystals Spezialität, diese Tortur in ein Medienspektakel zu verwandeln.«
    Ich merkte, wie der Groll in mir aufstieg. »Mrs. Purcell, er ist ein bekannter Arzt und wird in der ganzen Gemeinde respektiert und geliebt. Es ist logisch, dass sein Verschwinden die Aufmerksamkeit der Medien erregt. Wenn Sie der Meinung waren, er hätte sich nur aus einer Laune heraus abgesetzt, warum haben Sie es dann nicht gesagt?«
    »Ich fand, er hatte ein Recht auf seine Intimsphäre«, entgegnete sie, und ihre Wangen röteten sich leicht.
    »Was ist mit all der Zeit und dem Geld, das für die Ermittlungen aufgewendet wurde? Hat Sie das überhaupt nicht gekümmert?«
    »Doch, natürlich. Deshalb habe ich mich ja an die Polizei gewandt«, erklärte sie. »Nach sechs Wochen begann ich mir Sorgen zu machen. Vermutlich habe ich einen Anruf oder einen Brief erwartet, irgendeinen Hinweis darauf, dass ihm nichts fehlte, egal wo er war. Jetzt, wo neun Wochen vergangen sind, fand ich, es sei an der Zeit, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.«
    »Was hat Sie zu dem Glauben veranlasst, dass er sich eher bei Ihnen melden würde als bei ihr?«
    »Weil Crystal diejenige ist, der er zu entkommen versucht.«
    »Und jetzt haben Sie Angst, dass ihm etwas zugestoßen sein könnte.«
    »Irgendwie schon. Deshalb habe ich ja letzte Woche beschlossen, mit diesem Kriminalbeamten zu sprechen. Odessa war höflich. Er hat sich Notizen gemacht, aber ich hatte den Eindruck, dass er mich nicht ernst genommen hat. Er meinte, er würde sich wieder bei mir melden, aber ich habe nichts mehr von ihm gehört. Die Polizei arbeitet natürlich an Dutzenden von anderen Fällen, was heißt, dass sie weder Zeit noch Leute haben, die sie für Dow abstellen können. Das habe ich auch zu Dana gesagt, und sie ist meiner Meinung. Deshalb hat sie mir Sie empfohlen.«
    »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Selbst wenn wir eine Vereinbarung treffen, kann ich genauso wenig wie die Polizei vierundzwanzig Stunden am Tag auf diese Sache verwenden. Ich habe auch noch andere Klienten.«
    »Ich habe nicht gesagt, dass Sie ausschließlich für mich arbeiten müssen.«
    »Trotzdem bin ich nur eine Einzelperson. Sie wären mit einer großen Agentur aus Los Angeles besser bedient — einer mit vielen Ermittlern, die ins ganze Land ausschwärmen und die Sache richtig angehen können. Womöglich müssen Sie ihn am Ende noch in Übersee suchen.«
    Sie winkte mit einer Handbewegung ab. »Ich will aber keine große Agentur aus Los Angeles. Ich will jemanden von hier, der bereit ist, mir persönlich Bericht zu erstatten.«
    »Aber ich könnte lediglich das Gleiche noch mal machen, was die Polizei bereits getan hat.«
    »Vielleicht haben Sie ja Ideen, auf die die Polizei noch nicht gekommen ist. Immerhin haben Sie Wendell Jaffe ausfindig gemacht, nachdem ihn jahrelang alle für tot gehalten hatten.«
    »Ich habe ihn ausfindig gemacht, aber ich musste nicht bei Null anfangen. Jemand hatte ihn in Mexiko gesehen, und deshalb konnte der Fall schließlich gelöst werden.«
    Ihr Gesichtsausdruck wurde distanziert. »Sie wollen mir also nicht helfen.«
    »Das sage ich nicht. Ich erwähne nur die Fakten, und die sehen nicht besonders gut aus.«
    »Aber was, wenn es einen Aspekt gibt, den die Polizei noch nicht bedacht hat?«
    »Was, wenn nicht?«
    »Dann könnte ich mich zumindest mit dem zufrieden geben, was sie geleistet haben.«
    Ich schwieg einen Augenblick und starrte auf den Fußboden. Tief in mir schrie eine kleine Stimme »Nein, nein, nein!«, während mein Mund sagte: »Einverstanden. Ich werde mein Möglichstes tun, aber ich kann Ihnen nichts versprechen.«
    »Gut. Das ist wunderbar. Wir sprechen dann am Dienstag weiter. Notieren Sie sich einfach, wie viel Zeit Sie aufgewendet haben, und dann können Sie mir eine Rechnung schicken, wenn ich wieder hier bin.« Sie sah auf die Uhr und stand auf.
    Ich erhob mich ebenfalls. »Ich brauche einen Vorschuss.«
    »Einen Vorschuss?« Sie gab sich demonstrativ verblüfft, aber ich fragte mich, ob sie die Worte nur der Wirkung halber wiederholte. Bestimmt machte sie selbst ohne schriftliche Vereinbarung und ohne dass eine stattliche Summe den Besitzer wechselte auch keine Geschäfte. »An wie viel hatten Sie gedacht?«
    »Ich berechne fünfzig die Stunde oder pauschal vierhundert am Tag, plus Spesen, also müssten fünfzehnhundert Dollar fürs Erste reichen. Wenn Sie mir Melanies Adresse geben, schicke ich

Weitere Kostenlose Bücher