Tödliche Grenze im All
einzige Vernünftige hier. Sie haben alle eine Halluzination. Das ist es! Ihr zerbrecht! Ihr zerfallt! Ihr löst euch auf!“ Er hörte erst auf, als er merkte, daß er schrie.
Die vier Männer gingen weiter über die Ebene – zum Laboratorium, zur Kathedrale, zum Palast – und der vierte dem Nichts entgegen.
5. Kapitel
Es waren etwa dreißig Sekunden vergangen, nachdem Waring seine Reise in die Vergangenheit angetreten hatte. Yyrmac stand neben dem Zeithirn, der andere Marsbewohner in seiner Nähe.
Yyrmac war nachdenklich und strich sich gedankenverloren über das Kinn.
Es war so schnell gegangen, daß er kaum Zeit gehabt hatte, sich vorher alles genau zu überlegen. Jetzt freilich hatte er Zeit. Wie merkwürdig alles gewesen war. Merkwürdig genug, um argwöhnisch zu werden …
Schon, daß NNgar in sein Büro kam, NNgar, eines der Mitglieder der Zentralregierung. Er kam in einem Privatfahrzeug und machte einen Privatbesuch, wie er immer wieder betonte. Schon das war sehr ungewöhnlich.
„Sie sind mit dem Erdmenschen Charles Talbot Wade befreundet?“
„Allerdings.“
„Er wird sich vielleicht mit dem Anliegen an Sie wenden, das Zeithirn benutzen zu dürfen. Wahrscheinlich schon sehr bald, womöglich heute schon. Wir schätzen Wade sehr, wie Sie wissen. Er ist ein bekannter und geachteter Mann auf der Erde. Wegen unseres Interesses am freien Handel zwischen Mars und Erde und aus – nun, sagen wir: aus noch anderen Gründen, würden wir ihm gern jeden Gefallen tun, um den er uns bittet … selbst wenn es unseren normalen Gepflogenheiten bei der Verwendung des Zeithirns zuwiderläuft.“
„Aber der Forschungsrat – der wird doch nie zustimmen.“
„Ich kann mich leider zur offiziellen Haltung des Forschungsrates nicht äußern. Aber da sich Wade voraussichtlich an Sie wenden wird, weil er persönlich mit Ihnen bekannt ist, teile ich Ihnen mit, daß ich ermächtigt bin, Ihnen vollkommene Handlungsfreiheit zu gewähren, damit Sie ihm helfen können.“
„Und ich darf mich auf Sie berufen und ihm auch sagen, daß ich durch Sie ermächtigt worden bin?“
„Unter gar keinen Umständen! Wade wird glauben, daß er einen guten Einfall gehabt hat und Ihre Hilfe benötigt, um ihn in die Tat umzusetzen – während, unter uns gesagt, ihm die Idee suggeriert worden ist. Er muß aber unbedingt weiter daran glauben, daß es seine ureigenste Idee ist, und Sie müssen ihm etwas vorschwindeln und den Eindruck vermitteln, daß ihm unsere Hilfe unter der Hand gewährt wird. Auf keinen Fall darf er herausbekommen, daß die Regierung etwas davon weiß. Wahrscheinlich wird jemand von der Erde kommen und das Zeithirn benutzen. Sie müssen den Erdleuten erzählen, daß Sie ihnen einen rein persönlichen Gefallen tun, weil Sie hoffen, daß als Gegenleistung Wade Ihnen bei Ihrer Kampagne für den Freihandel helfen wird. Oder etwas Ähnliches – Hauptsache, es wirkt überzeugend.“
Yyrmac hatte dazu genickt. „Ja, natürlich. Übrigens – wissen Sie schon, was Wade fragen wird? Ich meine, abgesehen davon, ob er das Zeithirn benutzen darf. Was soll ihnen das Zeithirn verraten?“
NNgar hatte Yyrmac starr angesehen. „Die Erdleute haben einen Teil ihres Raumschiffs im Weltraum wiedergefunden – des Raumschiffs, das die Fixsterne erreichen sollte. Sie wollen wissen, was mit dem Schiff geschehen ist. Es ist notwendig, daß sie alles selbst ermitteln.“
„Aber …“
„Es gibt kein Aber. Der Befehl der Regierung lautet, daß wir ihnen helfen sollen, all das festzustellen, was sie wissen möchten – aber wir sollen ihnen nur dadurch helfen, daß wir ihnen erlauben und ermöglichen, das Zeithirn zu benutzen. Sie dürfen nicht wissen, daß uns bekannt ist, was geschah.“
Damit war die Unterredung beendet. Wade setzte sich tatsächlich noch am gleichen Abend mit Yyrmac in Verbindung. Es geschah alles, wie es NNgar vorausgesagt hatte: der Chefredakteur des Newscreen wollte einen seiner Reporter mit dem Bruchstück von dem Weltraumschiff herüberschicken. Er hatte seine Hilfe zugesagt und Waring, den Reporter, abgeholt, wie es verabredet worden war.
Von da an war alles ganz einfach gewesen, sehr einfach sogar. Und jetzt hatte er Muße, darüber nachzudenken. Was hatte das alles zu bedeuten? Warum hatte NNgar gesagt, er sei „ermächtigt“ worden? Hieß das, daß die Anordnung vom Zentralrat oder gar vom Präsidenten selbst kam? Und warum erlaubte die Regierung den Erdmenschen für einen solchen Zweck die
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