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Tödliche Grenze im All

Tödliche Grenze im All

Titel: Tödliche Grenze im All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Berry
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hatte.
    Er schlief – und während er schlief, träumte er.
    Er war wieder in Hennesseys Schiff und in den Körpern der Mannschaft, dem Körper eines jeden von ihnen. Er konnte sehen mit ihren Augen, atmen mit ihren Nasen, hören mit ihren Ohren und denken mit ihren Gehirnen. Er war Rumbold, als er die Leiter hinabstieg auf den Boden des schwarzen Gestirns. Er war auch Rumbold, als er den Herrn lobpries und hilflos seine Blicke von einem der unbekannten Gesichter um ihn herum zum anderen kreisen ließ. Wer waren diese Leute? Er kannte sie nicht, er hatte sie nie zuvor gesehen. Er war gerettet, sie aber nicht. Er stammelte das Vaterunser.
    Dann war er Nolan, der versuchte, sich vorzustellen, wie ein Bewohner dieses Asteroiden aussehen mochte, und er war Nolan, während er wünschte, Nolan hätte sich nie entschlossen, diese Expedition ins Unbekannte mitzumachen, er wünschte, er sei auf dem Mars oder auf der Venus oder weit draußen im freien Weltraum in einem Schiff, mit dem er umzugehen wußte.
    Und dann war er Hennessey und rannte graue Korridore entlang, die ins Nirgendwo zu führen schienen – er hielt hier und da inne, um Luft zu holen und zu lauschen, ob ihn jemand verfolge.
    Hennessey, der voller Entsetzen ausriß, um einem Gebäude zu entkommen, dessen Existenz ihm eben erst klargeworden war … und das er eben erst als Irrenhaus erkannt hatte.
    Die Bilder dieser Männer glitten ineinander in Warings Traum. Er war Rumbold und Hennessey zugleich, und dann Nolan und McOrdle, und dann Hennessey und McOrdle. Dann war er nur ein Teil von jedem von ihnen – sein Geist wurde zu vier winzigen Teilen, und jeder davon enthielt einen Teil vom Wesen eines der Männer.
    Und über allem stand das Wesen, das sie alle als etwas ganz Verschiedenes gesehen hatten. Als Nolan hatte er es als ein seltsames, fremdartiges Geschöpf erblickt, als Rumbold als ein Priester, als McOrdle als einen Mann in einem fürstlichen Goldgewand und als Hennessey als einen gewöhnlichen Menschen in einem weißen Arztgewand. Jetzt aber war es anders als all das, jetzt war es eine geisterhafte Gestalt, ein Schatten, der über allem lag und alles durchdrang. Es hatte keine festen Umrisse, war trotz seiner Schattenhaftigkeit wie ein rätselhafter und unerklärlicher Lichtschimmer, es kam von nirgendwo und ging nirgendwo hin, unbegreiflich, ohne erkennbares Ziel, ohne Zweck.
    Waring bewegte sich etwas auf seiner Liege.
    In seinem Traum veränderte das Wesen sein Aussehen, wurde zu dem schimmernden Oval, das Hennessey gesehen hatte. Und innerhalb dieses Ovals starrte ihn das Gesicht des Planers an, metallisch, leblos, ausdruckslos. Ein Metallgesicht. Ein Roboter.
    Waring stieß einen Schrei aus und fuhr hoch. Seine Stirn war naß von einem plötzlichen Schweißausbruch.
    Gestalten drängten sich um ihn. Wade legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. „Alles in Ordnung, Waring. Alles gut überstanden.“
    „Wo – was? – O Gott!“ Er sank zurück und schlug die Hände vors Gesicht.
    Wade sah wütend zu den Marsleuten auf. „Was hat er erlebt?“ fragte er erbittert. „Was hat er hinter sich, daß er so schrie?“
    „Er hat lange geschlafen. Fast bewußtlos. Ein Koma. Vielleicht hat er beim langsamen Erwachen noch einen Traum gehabt!“
    „Mir geht es jetzt gut“, sagte Waring tonlos.
    Ein Marsmann brachte etwas in einem Glas und ließ es Waring trinken. Nach ein paar Minuten schüttelte Waring den Kopf und lächelte schwach.
    „Können Sie sprechen?“ fragte Wade mit ungeduldiger Stimme.
    „Ja. Es geht wieder.“ Er holte überrascht Luft, als er die Uniform der Leute von der Marsregierung erkannte. Er war noch mehr verblüfft, als er den Präsidenten sah.
    „Ist alles in Ordnung, Waring. Fangen Sie an, zu erzählen. Erklären kann ich Ihnen später alles“, sagte Wade mit einer Bewegung auf die versammelten Marsleute hin.
    So begann Waring zu berichten. Er erzählte alles, was er erlebt hatte, selbst den Traum zuletzt.
    Während Wade ihm lauschte, wurde er immer blasser. Auch van Carlsberg wechselte die Farbe. Ungläubigkeit, Überraschung, Schrecken – all das malte sich in ihren Zügen, während sie den Bericht über das Schicksal von Hennesseys Schiff anhörten.
    Das rosige Licht war vom Himmel verschwunden, und die zwei Monde waren aufgegangen, als Waring seine Erzählung beendete.
    Die Dunkelheit einer Marsnacht hatte sich herabgesenkt und die Versammlung im Laboratorium konnte durch das Glasdach hinaufsehen zum

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