Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toedliche Hoffnung

Toedliche Hoffnung

Titel: Toedliche Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Alsterdal
Vom Netzwerk:
mich«, schrie ich zur Decke. Alain Thery spuckte in meine Richtung, verfehlte sein Ziel aber um mindestens einen Meter.
    »Negerhure«, zischte er. »Die Nigger glauben, sie sind besonders schlau, aber dieser Idiot hatte keine Ahnung, mit wem er sich anlegte. Er merkte nicht einmal, dass ich ihn verfolgen ließ, auch dann nicht, als sein Telefon in Lissabon auf offener Straße geklaut wurde, typisch Ami, ein Journalist, der jeden seine SMS lesen lässt. Aber er dachte, er wäre etwas Besonderes, schlauer als ich.« Er hob das Kinn und sah mich mit blutunterlaufenen Augen an, der Speichel rann ihm aus dem Mund. Er ähnelte einem Hund, einer angeketteten Kreatur, keinem Menschen. Ich hielt das Feuerzeug fest in der Faust.
    »Ich habe ihnen gesagt, dass sie weit rausfahren sollen«, zischte er. »Fahrt ihn in die Mitte, Richtung Heimat, ins verdammte Afrika, sagte ich, und schmeißt ihn dort ins Wasser. Sie sagten, er hätte geschrien wie ein Schwein auf der Schlachtbank, als sie ihn ins Meer warfen.«
    Ich bückte mich langsam und hob eine Boxershorts aus roter Seide auf, die auf dem Teppich lag. Knüllte sie zusammen, ging einen Schritt vor und stopfte sie ihm in den weitaufgerissenen Mund.
    Schweig, du Drecksau.
    Er warf seinen Kopf hin und her und bäumte sich auf, um nach mir zu treten, aber er konnte mich nicht erreichen. Ich betrachtete den Mann, der sich auf dem Bett wand, seine bleiche Haut und seine aufgerissenen Augen, seinen Bauch, der sich über einen zusammengeschrumpften Stummel wölbte. Und ich sah die Uhr an seinem Arm, die teuren Holzarten in der Kajüte, den Reichtum, in dem er sich suhlte.
    »Was für ein elendiges Gewürm du bist, du kleines widerliches Ekel«, sagte ich. »Was um alles in der Welt lässt dich glauben, dass du mehr wert bist als Patrick und alle anderen, die für diese Sache gestorben sind.«
    »Grmpf«, antwortete er.
    Ich hob erneut die Plastikflasche.
    »Für Salif«, schrie ich und spritzte ihm das Benzin ins Gesicht. »Für Checkna, Sambala und den kleinen fußballbegeisterten Jungen, für Mary Kwara ...«
    Ich streckte meinen Arm aus und richtete den Strahl direkt auf die rote Seide in seinem Mund.
    »Für Patrick.«
    Eine Sekunde lang blieb ich stehen und sah zu, wie sich die Seide dunkel färbte. Der Tod spiegelte sich in seinem Blick. Ich fühlte nichts. Nicht einmal Zweifel.
    Ich ließ das Feuerzeug aufflammen und hielt es in seine Richtung.
    »Schmor in der Hölle«, sagte ich und bückte mich. Die Flamme erreichte das Benzin auf dem Teppich und loderte auf.
    Alain Thery presste erstickte Schreie hervor, als das Feuer sich seinen Weg über den Boden bahnte. Ich entfernte mich rückwärts mit schnellen Schritten. Das Letzte, was ich sah, bevor ich die Tür zuschlug, war ein verzerrtes Gesicht, das sich an die Wand presste, zappelnde Beine, als die Flammen das Bett erfassten.
    Ich streifte mir die Schuhe mit den Stilettos ab und rannte barfuß durch den Flur und die Treppe hinauf. Ich warf einen Blick auf die Plexiglastreppe, die zur Flybridge hinaufführte, wo der Skipper saß. Die Tür würde den Rauch nur für kurze Zeit abhalten, die Rauchmelder konnten jeden Moment losgehen.
    Ich rannte um die Küche herum, durch die Bar, und stieß die Glastüren zur schwarzen Nacht auf. In der Ferne sah ich die Lichter des Strandes und versuchte, mich daran zu orientieren, während ich die Treppe auf der rechten Seite hinabrutschte. Steuerbord, sagte eine Stimme in meinem Inneren, im aufgesetzt freundlichen Ton des Yacht-Verkäufers. So nennen wir das auf See.
    Europa musste der Kontinent sein, der vor mir lag, stellte ich fest, während ich mich vorbeugte und den Tankdeckel packte und mit aller Kraft drehte. Tausende von Lichtern glitzerten dicht gedrängt entlang der Küstenlinie, ein Leuchtturm blinkte direkt vor mir. Die Entfernung ließ sich nicht genau abschätzen, aber es handelte sich höchstens um einen Kilometer, vielleicht sogar weniger. Achteraus waren die Lichter Afrikas sichtbar, entlegene, vereinzelte Katzenaugen, die in der Dunkelheit aufblitzten. Die Positionslichter eines Schiffes schaukelten in der Ferne und verschwanden. Der Tankdeckel war fest zugeschraubt. Ich fasste ihn mit beiden Händen. Im selben Moment begann der Feueralarm zu schrillen, ein kreischender Ton, der durch und durch ging und den gesamten Raum zwischen Himmel und Wasser erfüllte.
    Jetzt rennt der Skipper nach unten, dachte ich. Durch die schwarzen Glastüren konnte ich nicht sehen, was im

Weitere Kostenlose Bücher