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Toedliche Hoffnung

Toedliche Hoffnung

Titel: Toedliche Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Alsterdal
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wirkte aufgedunsener als in seinem Designeranzug. Die hellen Augen bohrten sich in meinen Körper, und ich konnte mir vorstellen, wie es sich unter der Decke regte.
    »Du zuerst«, sagte ich und ging mit übertriebenem Hüftschwung zum Kopfende des Bettes. Er zog unter der Decke die Knie an und spreizte sie. Ich konnte hören, wie sein Atem schwer und heiser wurde.
    »Wessen Idee war das denn?«, fragte er. »Vincents?«
    Ich beugte mich vor und packte sein Handgelenk. Ich ließ seinen Blick nicht los, die weißen Augen waren fast durchsichtig, und er rückte grinsend in die Mitte des Bettes und fuhr mit seiner Hand an meinen Beinen hoch. Ich biss die Zähne zusammen und zog seinen Arm nach oben, zur Lampe. Klick, und die Hand war fest.
    Die andere Hand bahnte sich gerade ihren Weg in meine Unterhose, und ich wand mich und rammte mein Knie gegen seinen Arm. Er durfte auf keinen Fall die Plastiktüte mit meinen letzten, zusammengerollten Scheinen dort fühlen. Ich gab ihm einen spielerischen Klaps auf die Hand. »Pfui«, sagte ich. »Du bist noch nicht an der Reihe.«
    Dann holte ich das andere Paar Handschellen aus der Tasche. Alain Thery entwich ein schwaches Stöhnen.
    »Ich werde dir weh tun«, sagte ich, als ich auf die andere Seite des Bettes ging und von dort aus seine linke Hand packte. »Und zwar richtig.«
    Klick.
    »Ein Geschenk von wem?«, fragte er und lachte auf.
    Ich trat ein paar Schritte vom Bett zurück, damit er mich nicht mit den Füßen erreichen konnte.
    »Von Patrick Cornwall«, sagte ich.
    Es dauerte einige Sekunden, bis die Information in Alain Therys Gehirn vorgedrungen und die entsprechenden Signale gesendet hatte, woraufhin ihm die Kinnlade herunterfiel, er seine Augen aufriss und begann, mit den Armen an den Handschellen zu rütteln.
    »Was zum Teufel ...!«
    Ich lächelte und registrierte, das nun auch die nächste Information bei ihm angekommen war.
    »Du bist das, du verdammte Hure. Hast du in Tarifa etwa nicht genug bekommen? Was? Haben sie dir nicht gesagt, was sie mit dir machen werden?« Er riss und zerrte, aber die Bettlampen waren fest mit der Wand verschraubt. Höchster Standard, ausgesuchte Qualität.
    »Was willst du? Das ist kriminell, was du hier machst, schließ die Dinger auf, bevor ich ...«
    »Bevor du was, Alain? Bevor du deinen Männern sagst, dass sie mich ins Meer werfen sollen?« Ich setzte mich auf einen kleinen Lederhocker und hob die Goldtasche auf meine Knie.
    »Ich verstehe nicht, wovon du redest«, sagte Alain Thery. »Du bist verwirrt. Mach mich los, bevor ich zu unangenehmen Mitteln greifen muss.«
    »Wie bei Patrick Cornwall?«
    »Er hätte sich eben nicht aufs Meer begeben dürfen.« Alain Thery versuchte, seine Hände aus den Handschellen herauszuwinden, doch sie waren zu breit. Proletarierfäuste aus Pas-de-Calais.
    »Falsch, Alain«, sagte ich. »Er hat sich nie aufs Meer begeben.«
    Er hielt in der Bewegung inne und ich sah, wie er nach einem Gesichtsausdruck suchte, der einem Mann in seiner Position angemessen wäre.
    »Ich bin Geschäftsmann, ich kenne Leute in der französischen Regierung, im EU-Parlament und hier an der Küste. Einflussreiche Menschen.«
    »Das glaube ich gern, aber die sind jetzt nicht hier, oder?« Ich sah mich in alle Richtungen um. »Nur du und ich, allein, also rück damit raus: Sie haben ihn mit aufs Meer genommen, oder? Nachdem sie Michail Jetjenko von der Terrasse gestoßen hatten, sind sie Patrick in die Gassen gefolgt. Konnten sie ihn einholen, oder haben sie auf ihn gewartet, als er zum Hotel zurückkehrte? Und woher wusstet ihr eigentlich, dass die beiden sich treffen wollten?«
    »Du bist doch krank im Kopf.« Er zerrte und strampelte so sehr, dass die Decke von ihm herabglitt und seine Nacktheit entblößte. Ich ließ meinen Blick über seinen bleichen Körper wandern, doch alles, was ich sehen konnte, war Patricks nackter Körper am Ufer. Ich steckte die Hand in die Goldtasche und holte eine der beiden großen Plastikflaschen hervor. Ich schraubte den Deckel ab und schnupperte demonstrativ am Inhalt.
    »Ich denke an den Brand im Hotel in Saint-Ouen. Siebzehn Menschen starben dabei, Alain. Es wohnte ein kleiner Junge dort, der davon träumte, ein Zidane zu werden. Aber jetzt spielt er nie wieder Fußball, weil du ein Exempel statuieren wolltest. Deshalb hast du deine Männer dorthin geschickt, um das Hotel anzuzünden und dafür zu sorgen, dass niemand entkommt, stimmt’s? Damit alle Menschen wissen, was passiert,

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