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Toedliche Hoffnung

Toedliche Hoffnung

Titel: Toedliche Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Alsterdal
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ich die Balance wiedergefundenhatte. In die Wand eingelassene Lämpchen tauchten den Raum in ein sanftes Licht, das von den Spiegeln an der Decke reflektiert wurde. Ich ging geradeaus weiter, an edlen Barhockern und italienischen Ledersesseln vorbei. Aus der Wand konnte bei Bedarf ein 42-Zoll-Flachbildschirm ausgefahren werden. Die Leinengardinen vor den Fenstern waren zur Seite gezogen, und ich sah das Licht der Strandbars glitzern und sich auf der Wasseroberfläche spiegeln. Der Himmel war sternenklar, die Nacht windstill.
    Direkt vor mir sah ich den Steuersitz und die Armaturen mit Radar, GPS und Steuer und allem, was es noch brauchte, um über das Meer zu fliegen. Eine Treppe aus Plexiglas führte zum zweiten Steuersitz am Oberdeck. Ich spürte die Nähe des Skippers zwei Meter hinter mir und drehte mich um. Sein Blick landete auf meiner Brust.
    »Warte noch einen Moment, bis du den Motor startest«, sagte ich und senkte die Stimme, »damit du die Überraschung nicht kaputt machst.«
    Er kratzte sich im Nacken und grinste.
    »Wir möchten ein bisschen für uns sein, also setz dich da oben hin und fahr.« Ich zeigte auf die Treppe, die nach oben führte. »Wir sehen uns dann in ein paar Stunden, okay?«
    »Worauf du dich verlassen kannst«, antwortete der Skipper und ließ lasziv die Zunge in seinem offenen Mund kreisen.
    Ich wartete, bis er auf dem Oberdeck verschwunden war, bevor ich die schmale Holztreppe hinabstieg, die zu den Schlafzimmern führte.
    Ich hielt den Atem an, als ich vorsichtig die Tür zum VIP-Gästezimmer öffnete. Das Licht aus dem Flur fiel herein und wurde vom Spiegel auf der anderen Seite des Zimmers reflektiert. Das Bett war leer. Ich nahm mir die beiden kleineren Schlafzimmer in der Mitte vor, die eigentlich für Kinder gedacht waren. Eines davon war zum Büro umgebaut, mit einem Schreibtisch und einem PC mit großem Bildschirm, in dem anderen stand ein leeres Gästebett. Alain Thery hatte allem Anschein nach keine Kinder; zumindest keine, die zu Besuch kamen.
    Ich atmete mit offenem Mund, als ich die beiden Treppenstufen hinab zum master bedroom stieg, das am Bug lag, rief mir die Einrichtung in Erinnerung und hoffte, das nichts umgebaut worden war.
    Dann spürte ich eine schwache Bewegung, als ob die Welt zuckte. Das musste bedeuten, dass die Yacht vom Kai losgemacht worden war.
    Vorsichtig drückte ich den Handgriff der massiven Eichentür nach unten. Sie glitt ohne einen Laut auf, es gab nur einen schwachen Lufthauch, als hätte das Schiff Atem geholt.
    Ein breites Doppelbett dominierte den Raum, sein Körper zeichnete sich unter der Bettdecke ab. Regelmäßige Atemzüge. Er schlief. Ich dankte dem weichen Teppich, als ich lautlos eintrat und im schwachen Licht des Flurs alle Details aufnahm. Wandregale und Schränke aus Kirschholz. Die erste Tür auf der linken Seite war ein begehbarer Wandschrank, die andere führte in ein Badezimmer mit Whirlpool. Die Decke war verspiegelt, und über dem Kopfende des Bettes hingen Leselampen, die mit gebogenen, rostfreien Halterungen an der Wand befestigt waren.
    »Zeit aufzuwachen, Alain.«
    Genau in diesem Moment begann die Yacht zu schaukeln, und ich hörte den Motor und spürte den Ruck, als sie Fahrt aufnahm. Höchstgeschwindigkeit zweiunddreißig Knoten.
    Alain Thery hob den Kopf, öffnete seine Augen und blinzelte gegen das Licht, und ich hoffte, dass er nicht mehr als meine Silhouette wahrnehmen konnte. Er hielt die Hand über die Augenbrauen.
    »Hi, Alain«, sagte ich sanft. Ich hatte mich für Englisch mit einem leichten Akzent entschieden.
    »Was soll das?«, fragte er. »Wer ist da?«
    »Ich bin ein Geschenk für dich«, antwortete ich, hob die Handschellen hoch und ließ sie baumeln, damit er ihre Kontur erkennen konnte.
    »Was zum Teufel ...?«
    Alain Thery schlug an die Wand hinter sich, und die Bettlampen gingen an.
    »Wer bist du? Sind wir uns schon mal begegnet?«
    Ein einziges Mal, in gedämpfter Nachtclubbeleuchtung, dachte ich und hoffte inständig, dass ich zu unbedeutend gewesen war, um ihm in Erinnerung geblieben zu sein, und dass meine Maske raffiniert genug war.
    »Wollen wir uns unterhalten oder lieber miteinander spielen?«, fragte ich und hob meine freie Hand, öffnete die Haarspange und schüttelte den Kopf, damit sich mein Haar löste.
    Er richtete sich auf und streckte mir die geöffnete Hand entgegen. »Dann mal her damit«, befahl er.
    Die Haare auf seinem Kopf waren dünn und der Haaransatz hoch, er war bleich und

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