Toedliche Hoffnung
wenn man versucht, aus deinen Menschenlagern zu flüchten.«
»Jetzt schließ die Dinger auf. Gib mir die Schlüssel, dann lasse ich dich vielleicht entkommen.«
»Wie sollte das bitte gehen? Wir sind ein gutes Stück vom Hafen entfernt.«
»Was?!« Er warf den Kopf hin und her, und sein Blick blieb an den kleinen Fenstern hängen. Draußen war nur die Dunkelheitzu sehen. Keine benachbarte Yacht, keine glitzernden Nachtclubs.
»Wir könnten natürlich schwimmen«, sagte ich, »aber mir ist zu Ohren gekommen, dass das nicht zu deinen Stärken gehört.«
Die Bewegung der Yacht stoppte sanft, und die leichte Vibration des Motors war nicht mehr zu spüren. Ich stand auf. Schüttelte die Flasche ein wenig, sodass etwas Benzin auf den Teppich spritzte. Der scharfe, chemische Gestank erfüllte innerhalb von Sekunden den ganzen Raum.
»Was zum Teufel machst du da? Was hast du vor? Ich war das nicht.« Seine Stimme überschlug sich hysterisch. »Diese Typen, die sind durchgedreht, sie wollten ihn nicht umbringen, ich hab ihnen gesagt, dass sie mit ihm reden sollen, ihn dafür bezahlen, dass er mit seinen verdammten Artikeln aufhört, hör auf, in Gottes Namen, du bist ja vollkommen übergeschnappt!« Alain Thery wand sich und warf sich auf dem Bett hin und her, er strampelte und rückte nach links, soweit wie möglich von der Benzinspur weg, die ich langsam am rechten Bettrand vergoss.
Am Nachmittag hatte ich mir an einer Tankstelle in der Nähe des Busbahnhofs von Tarifa einen Reservekanister gekauft und mich auf ein verwildertes Grundstück mit Aussicht aufs Meer gesetzt. Bevor ich aufgebrochen war, hatte ich das Mineralwasser aus zwei Plastikflaschen gegossen und sie mit Benzin gefüllt. Dann hatte ich den Kanister zwischen das Gestrüpp geworfen und war zum Busbahnhof gegangen, in den in diesem Moment gerade der Bus nach Algericas einfuhr.
»Ramón zum Teufel, Ramón, komm her!« Alain Thery schrie, so laut er konnte. »Ich bring dich um, du verdammte Hure. Ramón!«
Ich füllte meine Lungen mit Luft.
»Jaa jaa«, schrie ich noch lauter. »Bring mich um, Alain, schlag mich härter, töte mich!«
Alain Thery starrte mich an. »Was veranstaltest du da?«
Ich lachte. »Ich will deinem Kumpel nur versichern, dass wir unseren Spaß haben.«
Seine Augen verschmälerten sich zu engen Schlitzen.
»Hast du etwa nicht genug bekommen in Tarifa?«, fragte er. »Willst du wissen, was meine Freunde mit dir anstellen, wenn sie mich so vorfinden?«
»Wenn sie dich finden«, sagte ich, »werden sie dich nicht mehr wiedererkennen.« Ich verspritzte das Benzin über sein Laken und Alain Thery schrie auf, als sein Bein nass wurde.
»Was willst du von mir, was soll ich tun? Ich habe Geld, wie viel willst du?«
»Was ist das alles denn wert?«, fragte ich. »Was kostete der Immigrant James?«
Alain Thery lachte auf, ein irres Lachen, das laut und hohl widerhallte, bevor es vom weichen Teppich erstickt wurde. »Du bekommst natürlich mehr.« Er sah mich flehend an. »Alle wissen doch, dass diese Leute lügen.«
Ich hielt die Plastikflasche nach oben, sodass das Benzin im Licht der Bettlampen glitzerte. Ich drückte sie an meine Wange und spürte den Rausch, den Wahnsinn, der in dem starken Geruch lag, wenn man seine Dämpfe zu tief einatmete.
»Und Mary Kwara?«, fragte ich. »Was habt ihr mit ihr gemacht? Habt ihr sie auch ins Meer geworfen?«
»Wer ist das?«, fragte Alain Thery. »Ich kenne keine Mary.«
Ich ging am Fußende des Bettes entlang und goss mit der Flasche eine geringelte Spur auf den Teppich, dann setzte ich meine Arbeit auf der linken Seite des Bettes fort. Alain Thery wimmerte. Ich hörte auf zu gießen und lehnte mich an die Wand, sah das erbärmliche Flehen in seinem Gesicht.
»Du hättest seine Angaben einfach dementieren können«, sagte ich. »Du hättest dir Zeugen kaufen können, die Polizei bestechen, die Zeitungen verklagen und ihre Anwälte zu Tode erschrecken. Aber du musstest ihn umbringen, du konntest ihn nicht frei herumlaufen lassen. Warum? Weil er dich damals beim Essen gestört hat?«
»Ich bin Geschäftsmann«, jammerte Alain Thery. »Ich muss an meine Geschäfte denken.«
»Hast du denn nicht schon genug Geld? Aber es ist nicht nur das, es ist auch die Macht, oder? Du geilst dich daran auf.« Ich schüttete gezielt einen Schwall Benzin zwischen seine Beine. Alain Thery schrie auf und versuchte sich zu schützen, verzweifelt wand er sich und brüllte.
»Ja, peitsch mich aus, töte
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