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Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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kaum auffiel, als unter den Gesichtern die der Mannschaft der „Windsbraut“ fehlten.
    „Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie … von irgendwoher kenne ich dich. Ich habe deine süße Fratze schon mal gesehen. Hilf mir. Fußballer? Pop-Star? Nein? Schauspieler vielleicht?“
    Je länger Amissou laut darüber nachdachte und je drängender seine Fragen wurden, desto unwohler fühlte sich Alain. Was wollte der massige Dunkelhäutige , der noch ein Stück dichter rückte, von ihm? Sie waren sich vor dem gestrigen Abend im Le Goulot noch nie begegnet und das musste der andere genauso gut wissen wie er. Hatte er ihm nicht erzählt, er sei Maschinenassistent an Bord der „Alassane“ und das erste Mal in Brest?
    „ Das kann doch nicht … Wow! Jetzt fällt ’s mir wieder ein!“ Amissou ließ seine lange Zunge kreisen und leckte sich mit anzüglichem Augenaufschlag über die wulstigen Lippen. „Oh Mann, das ist der Mega-Hammer! Ausgerechnet du hier! Das glaubt mir kein Schwein!“ Der Schwarze neigte seinen Oberkörper weiter zur Seite, bis sich ihre Schultern berührten.
    Alain zuckte zusammen. Er kannte dieses Gefühl, das ihn jedes Mal dann überkam, wenn Unheil drohte. Unwillkürlich beschleunigte sich sein Puls. Eine unsichtbare, klauenartige Hand drückte ihm die Kehle zu. In seinen Eingeweiden bohrte die Angst und trieb ihm feine Schweißperlen auf Stirn und Nase.
    „Dieses Vid eo war das Schärfste, was ich je zu Gesicht bekommen habe. Ich hätte es mir nie träumen lassen, jemals einem begnadeten Filmstar wie dir zu begegnen.“ Dabei fasste sich Amissou zwischen die Beine und schob seine Hüften vor und zurück, womit er eindeutig kopulierende Bewegungen nachahmte.
    Alain stieg die Schamröte ins Gesicht, als er mit niedergeschlagenen Augen stammelte: „Das … das muss … ein Missverständnis sein. Eine … Verwechslung.“ Er war noch nie ein besonders guter Lügner gewesen und verfluchte sich für diese Schwäche.
    Plötzlich fühlte er die Pranke des Schwarzen über seinen Oberschenkel streichen. Und in genau diesem Augenblick fügte sich ein weiterer Stein in das wirre Puzzle jener Tage, die im Dunst der Alkoholvergiftung verschwunden waren. Das Video! Auch der Mörder von Renée Lubeniqi und Jean Chasseur hatte ihn angeblich auf einem Videofilm erkannt. Daher die Erinnerung an gleißendes Licht. Scheinwerfer hatten ihn geblendet!
    „Na komm schon, weshalb so schüchtern? Dich hätte ich sogar im Dunkeln erkannt, obwohl mir dein Arsch noch viel besser gefallen hat als dein hübsches Gesicht. Warst wohl damals genauso besoffen wie heute? Und sag bloß nicht, du hättest dir den Film noch nie angesehen. Da hättest du nämlich echt was verpasst. Der macht jeden Fischblütigen scharf wie ’ne Granate. Und hart wie Stahl.“
    Amissou schob sich auf der Holzbank noch dichter an Alain, der die Zähne aufeinander biss und schließlich befürchtete, sein Kiefer würde jeden Augenblick brechen. Unwillkürlich versteifte sich sein Körper in der Hoffnung, die Emotionen, die der Mann neben ihm freisetzte, von sich abschotten zu können. Er durfte nicht in Panik ausbrechen.
    „Wenn du dich mal einsam fühlst, weißt du, wo du mich findest. Vergiss nicht, unser Kahn liegt noch eine ganze Weile hier im Hafen.“
    Alain wich alles Blut aus dem Gesicht, als Amissou seinen schweren Arm um ihn legte und seine Finger an seinem Ohr spielten, um dann langsam an seinem Hals entlang unter sein Hemd und zu seiner Brust zu gleiten.
    „Warum kommst du heute Abend nicht mit auf die ‚Alassane’? Dann können wir uns den Film gemeinsam ansehen und …“, die Zunge des Schwarzen glitt in Alains Ohrmuschel, „einiges nachspielen.“
    „ Lass das sein. Ich will jetzt nicht.“
    Dass er keine Chance gegen den bulligen Hünen hatte, sollte es zu einer direkten Konfrontation kommen, war Alain von vornherein klar. Obwohl sie sich größenmäßig ebenbürtig waren, hatte Amissou den unbestrittenen Vorteil, eine ganze Schiffsmannschaft hinter sich zu wissen. Ein einziges Wort von dem Maschinisten würde vermutlich genügen und sie würden ihn an Ort und Stelle in Stücke reißen.
    Aus den Augenwinkeln nahm er eine Bewegung wahr, die ihn unhörbar aufatmen ließ.
    Bereits eine geraume Weile hatte Rumpelstilzchen aus sicherer Entfernung die Szenerie beobachtet , doch jetzt zupfte er seinen jungen Begleiter unauffällig am Ärmel. Er vertraute blind seiner ausgeprägten Menschenkenntnis und die riet ihm unmissverständlich,

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