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Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Haar zierten silberne Strähnen und war akkurat frisiert, während ihm der schmale Oberlippenbart einen Ausdruck von Verwegenheit und Witz verlieh. Nein, Serienmörder sahen mit Sicherheit nicht derart perfekt aus, wenn diese Geschichte nicht gar eine der typischen Erfindungen von Suse war.
    „ Was fällt Ihnen ein, mich dermaßen zu erschrecken? Ich hätte einen Herzinfarkt kriegen können! Oder was ähnlich Hinterhältiges“, fuhr sie ihn an.
    „ Pardon. Vous êtes Mademoiselle Beate Schenke, n’est pas ?“
    Jetzt war sie einem Herzinfarkt in der Tat näher, als ihr lieb sein konnte, was sie ihm, der offenbar Franzose war – und was sein Aussehen hinreichend erklär te, da sie ihn ansonsten in die Kategorie der Männer gepackt hätte, die kein Interesse an Frauen hatten – einigermaßen übel nahm. Er kannte ihren Namen!
    „ Ich glaube kaum, dass Sie das interessieren sollte. Zu Ihrer Info und weil ich meinem Ruf nicht untreu werden will, möchte ich trotzdem hinzufügen, dass ich hier mit meinem alten Herrn verabredet bin. Und der sieht es nicht gerade gern, wenn ich mich mit fremden Kerlen herumtreibe. Kommt für seinen Geschmack vermutlich zu oft vor.“ Weil er nämlich keine Ahnung hat, was gut ist. „Sie entschuldigen mich also.“
    „ Le télégramme était de moi .“
    „ Das Telegramm … Was?“ Sie starrte ihn an, als hätte er Bleistifte in den Nasenlöchern stecken. Mit gerunzelter Stirn und zusammengekniffenen Augen nahm sie noch einmal Anlauf. „Sie haben …“
    „ Mais oui .“
    „ Sie haben mich unter Vorspielung falscher Tatsachen hierher gelockt?“
    „ Excusez-moi “, wiederholte er gleichbleibend geduldig und mit untadeliger Höflichkeit.
    D avon allerdings ließ sich Beate nicht beeindrucken. Ungehobelt polterte sie weiter in der Hoffnung, ihn einzig durch ihr schlechtes Benehmen abschrecken zu können. „Wenn wirklich Sie mir das Telegramm geschickt haben, sollten Sie jetzt wohl auch keine Probleme haben, Deutsch mit mir zu sprechen. Oder?“
    „ Vous me comprenez, n’est pas ?“
    „ Nein, tue ich nicht. Wie bereits mein Mentor sehr zu seinem Leidwesen feststellen musste, bin ich nicht von der schnellen Sorte.“ Sie hob mit einem theatralischen Seufzer ihre Hände und blinkerte albern mit den Augenlidern. „Sie verstehen doch, was ich meine? Blinzelbienchen. Spätzünder“, erklärte sie, „um nicht zu sagen: Blindgänger. Wie Sie sich denken können, verpflichtet solch ein Titel ungemein. Deshalb wäre ich Ihnen für eine einleuchtende Erklärung äußerst dankbar. Und wenn’s geht, ein bisschen fix. Ich habe nämlich anderes zu tun, als hier sinnlos rumzustehen.“
    Ungeachtet ihres ärgerlichen Tonfalls amüsierte Beate dieses Spiel, bei dem sie ihr schauspielerisches Talent unter Beweis stellen konnte. Nein, natürlich hatte sie heute nichts die Welt Veränderndes vor. Da sie nun nicht länger auf ihren Vater wartete – so dieses zuckersüße Sahneschnittchen allen Ernstes der Verfasser des Telegramms sein sollte –, konnte sie sich getrost auf eine Unterhaltung einlassen. Viel zu sehr wurde sie nämlich von brennender Neugierde getrieben, als dass sie diesen faszinierenden Franzosen mit den umwerfend nachtblauen Augen einfach stehen lassen würde, noch ehe sie erfahren hatte, was er von ihr wollte. Das war eine Begegnung der außergewöhnlichen Art und damit ganz nach ihrem Geschmack. Sie liebte Abenteuer.
    Der Mann nickte und lächelte gelassen. Offenbar hatte er wirklich je des ihrer Worte verstanden.
    Beates Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen und fixierten ihn. Nein, das war kein Auslachen, wie sie im ersten Moment angenommen hatte. Sein Blick strahlte dermaßen viel Wärme und Vertrautheit aus, dass leichte Röte ihr Gesicht färbte. Woher kannte er sie? Sekunden zuvor noch felsenfest davon überzeugt, war sie sich plötzlich nicht mehr sicher, ob sie ihn nicht doch schon irgendwo gesehen hatte.
    „ Also, was nun?“ Ein Ausdruck unendlich strapazierter Geduld überflog ihr Gesicht, während sie mit betont forschem Auftreten ihre Verlegenheit zu überspielen versuchte. „Sind Sie vielleicht doch der Mädchenmörder?“
    Sie kicherte nervös, als der Franzose sie mit fragend hochgezogenen Augenbrauen und Schultern ansah. „Vergessen Sie’s, war bloß ’n Scherz. Sie haben sich ja nicht mal vorgestellt, woher also soll ich wissen, mit wem ich es zu tun habe?“
    „ Excusez-moi, mon nom est Germeaux. Pierre Germeaux .“
    „ Mon dieu ! Und

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