Toedliche Luegen
über Organhandel zu tun hatte.
„Nach einem Jahr kommen Sie daher und erzählen mir ganz nebenbei, dass es ein mögliches Motiv für den Journalistenmord gibt.“
„Sie werden dafür bezahlt, Motive zu finden und Mörder zu jagen.“
„Sie hätten uns diese Informationen nicht vorenthalten dürfen, Mademoiselle Schenke, selbst wenn Sie dafür keine stichhaltigen Beweise vorlegen konnten. Gibt es noch etwas anderes, was Sie …“
„Ich habe Ihnen damals wie heute alle Fragen wahrheitsgemäß beantwortet, Monsieur Durlutte“, beharrte sie schnippisch und mit trotzig verzogenem Mund.
Damit hatte sie zweifelsohne Recht, wenngleich sie beide wussten, dass es manchmal eben nicht genügte, bloß die Wahrheit zu sagen.
Durlutte seufzte tief und zündete sich eine weitere Zigarette an. Ihr jetzt noch Vorhaltungen zu machen , wäre ohnehin sinnlos.
„Pierre Germeaux hat Alain gehasst“, sinnierte der Kriminalist und wechselte bewusst das Thema. „Wieso gab er für ihn ein kleines Vermögen aus, wenn er ihn am liebsten losgeworden wäre?“
„D oktor Ferrard behauptete, es gäbe eine Möglichkeit, Alain zu helfen. Selbstverständlich ist er mir gegenüber nicht ins Detail gegangen, stattdessen hat er Pierre zu sich zitiert, um mit ihm zu reden. Ich glaube, Pierre hatte gar keine andere Wahl. Fehlende finanzielle Mittel als Grund anzuführen, schied selbstverständlich aus. Wie hätte er seine Weigerung sonst begründen sollen? Mit moralischen Bedenken? Die hätte ihm Ferrard nicht abgenommen. Andererseits, wäre es nicht einem Mord gleichgekommen, hätte er abgelehnt, die Niere zu kaufen? Und ich habe Pierre ebenfalls gedrängt, Alain zu retten, ohne im Geringsten zu ahnen, wie er das bewerkstelligen könnte.“
„Pierre Germeaux ist nach Deutschland geflogen wegen der Niere?“
„Ja. Das nehme ich zumindest an. Bis zu diesem Telefonat hatten wir vorgehabt, den Tag gemeinsam zu verbringen. Pierre erwähnte diese gigantische Summe und im gleichen Atemzug einen Termin in Tornesch. Das liegt in der Nähe von Hamburg. Eine halbe Stunde später hat er sich von mir verabschiedet und kam erst am späten Nachmittag zurück.“
„Mademoiselle Schenke, Sie haben mir sehr geholfen. Ich danke Ihnen.“
Nachdenklich stierte er zur Theke, was der Kellner in dem nur mäßig besuchten Café als Aufforderung verstand , Durlutte nach weiteren Wünschen zu fragen. Der bestellte ohne Zögern zwei weitere Kaffee mit doppeltem Cognac.
Beate hielt bereits ihre Tasche in der Hand, da sie Durluttes Dank für ihre Hilfe als Verabschiedung gedeutet hatte. Nun hob sie fragend die Brauen. „Gibt es noch irgendetwas?“
„ So leid es mir tut, Beate, aber Sie sollten noch etwas erfahren.“
„Was? Haben Sie herausgefunden, von wem Pierre das Video hatte?“
„Glauben Sie, es war Zufall, dass Alain gerade zu dem Zeitpunkt entführt wurde, als Ihr Vater in Brest war?“
„Ja, natürlich“, platzte sie spontan heraus.
Seine Gedankensprünge verwirrten sie nach dem genossenen Alkohol gehörig. Als ihr Hirn endlich ihre Zunge eingeholt hatte, ergänzte sie vorsichtig: „Nun, ich weiß es nicht sicher. Wie auch? Ich habe mir nie Gedanken über einen möglichen Zusammenhang gemacht. Warum sollte es kein Zufall gewesen sein? Sie verdächtigen …“
Sie starrte den Kriminalisten aus ihren großen, grünen Augen an, als sie verstand, und schluckte heftig. „Oooh nein! Nein-nein!“, wehrte sie seine Andeutungen quecksilbrig ab. „Sie verdächtigen Pierre, der Drahtzieher der Entführung gewesen zu sein? Na niemals! Das können Sie doch nicht ernsthaft annehmen!“
„ Und warum nicht? Denkbar wäre es durchaus, wenn man in Betracht zieht, was er Alain noch alles angetan hat. Außerdem, wie sonst sollte einer wie er in den Besitz eines solchen Videos kommen? Er wollte Alain einen Denkzettel verpassen, aber sich nicht selber die Finger schmutzig machen. Stellen Sie sich nur mal vor, welch schlagkräftige Waffe er außerdem mit dem Band in der Hand hielt. Germeaux hätte Alain damit erpressen können. ‚Nimm die Finger von Beate oder ich spiele ihr das Video vor’ – oder etwas ähnliches.“
„ Darauf hätte sich Alain nie eingelassen. Er wäre zur Polizei gegangen und hätte Pierre angezeigt.“
„Sie wissen so gut wie ich, dass er sich nicht an die Polizei gewandt hätte“, hielt Durlutte dagegen. „So wenig, wie er es nach seiner Entführung getan hat.“
„Aber d as Risiko, mit Entführung, Nötigung,
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