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Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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angetan hatte. Sie wollte nicht spüren, wie ihr Herz langsam vor Schmerz erstarrte und in tausend Stücke zersprang wie Glas.
    „Henri Germeaux hat Alain adoptiert, als Alicia kurz nach der Entbin dung starb. Pierre war sechzehn und Alicia Romeral nicht viel älter, deswegen wollte Henri Germeaux unter allen Umständen diese Angelegenheit ohne Aufsehen regeln. Denn zweifellos hätte ein solcher Fauxpas seines Sohnes dem exzellenten Ruf der Familie Germeaux in der Gesellschaft geschadet. Und mit der Aufnahme eines bedauernswerten Waisenkindes in sein Haus erweckte er zumindest den Anschein von Nächstenliebe.“
    Auf Durluttes Stirn gruben sich tiefe Furchen ein. Dem bitteren Unterton in seiner Stimme war anzuhören, wie wenig Sympathie er diesen heuchlerischen Praktiken entgegenbrachte. Wie auch? Aus einer perversen Laune heraus hatte Pierre Germeaux das Leben seiner Tochter und seines Sohnes zerstört. Es gab keine Worte, die sie trösten würden.
    „Nein, es gibt keinen Hinweis darauf, dass Alain jemals über seine wahre Herkunft aufgeklärt wurde.“
    „Mein Gott, wie wird er reagieren, wenn er davon erfährt? Isabelle wollte ihn von allen Aufregungen abschotten und nun so etwas. Wir müssen sie darauf vorbereiten. Sie muss erfahren, was auf ihn zukommt. Soll sie ihm sagen, dass wir …“
    Bruder und Schwester! Aber sie liebten sich nicht wie Geschwister! Es war so richtig gewesen, wenn sie sich liebten, so perfekt.
    „Der Termin für die Testamentseröffnung ist in vier Tagen. Spätestens dann wird er es erfahren müssen.“
    Pierre hatte sie also wirklich bloß benutzt.
    Und sie war trotz ihrer grü nen Katzenaugen blauäugig genug gewesen, es nicht zu sehen. Sie hatte es nicht sehen wollen, selbst nachdem Alain sie mit der Nase darauf gestoßen hatte, was für ein skrupelloser Mensch sein Bruder war.
    Sein Vater. Ihr Vater.
    Es schien unmöglich und doch war alles noch viel schlimmer gekommen.

Epilog
     
    Es war einer von jenen Septembertagen, die sich mit aller Kraft weigerten, den Sommer loszulassen. Wenngleich die Nächte schon einen Vorgeschmack auf die Kälte des kommenden Winters gaben, zeigte sich die Stadt des Tags noch immer in all ihrer farbenfrohen Heiterkeit und liebenswürdigen Hektik.
    Doch für diese Nebensächlichkeiten hatte der Motorradfahrer keine Augen, als er seine Maschine am Straßenrand abstellte. Sein Himmel hing aus einem anderen Grund voller Geigen. Mit seinen langen Beinen nahm er mühelos drei Stufen auf einmal und stürmte die breite Treppe zum Portal der Villa nach oben. Seine nachtblauen Augen leuchteten erwartungsfroh und unbekümmert, wie es in den vergangenen Wochen nicht mehr der Fall gewesen war. Das übermütige Lachen auf seinem Gesicht ließ selbst das Strahlen der Sonne verblassen.
    Während er in der einen Hand übermütig seinen Motorradhelm schwenkte, kramte er mit der Linken in seiner Brusttasche. Die schwarze Lederkombination saß ihm wie eine zweite Haut auf dem schlanken Körper, der sich in freudiger Erwartung anspannte. Selig vor Glück zog er einen dicken Umschlag aus der Jacke und wedelte damit über seinem Kopf.
    „Bea! Isabelle! Aufgewacht! Wo seid ihr? Bea!“
    Eine kleine, untersetzte Frau erschien in der Eingangshalle des dreistöckigen Hauses. Sie hatte das Geheul der chromblitzenden, schweren Maschine bereits gehört, als Alain Germeaux in die vornehme Rue Jean Caroupaye eingebogen war. Seit dem Vormittag hatte sie auf seine Rückkehr gewartet und angestrengt auf jedes Geräusch gehorcht.
    J etzt allerdings hätte sie sich am liebsten unsichtbar gemacht.
    Der langhaarige Mann gestikulierte mit dem Briefumschlag vor dem runden Gesicht der Psycholog in und breitete seine Arme aus. „Welch wunderbarer Tag, Isabelle! Sie können mir gratulieren, ich bin heute der glücklichste Mensch auf Erden. Und ab sofort werde ich das jeden Tag sein.“
    „Alain, ich muss Ihnen …“
    Er winkte ab, legte ihr die Fingerspitzen auf den Mund und wie ein Wasserfall sprudelten die Worte über seine Lippen: „Ich war bei Germeaux’ Anwälten und beim Notar. Es gibt tolle Neuigkeiten, Isabelle. Warten Sie ab, gleich“, versicherte er mit seinem unnachahmlichen Lachen, das nicht nur seine makellosen, weißen Zähne entblößte, sondern auch reihenweise Frauen in Ohnmacht fallen lassen konnte. „Sie werden Augen machen, das verspreche ich. Ich muss bloß schnell …“
    Sein klangvoller Bariton tönte durch die Halle, als er Beates Namen rief.
    „Alain, hören

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