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Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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unmissverständlich, dass er ihr diese Bilder lieber ersparen würde. Sie erwiderte nichts auf seinen Vorschlag, also fuhr er fort: „Es tut mir leid, Frau Schenke. Ich habe noch einige Fragen an Sie.“
    Nun war ihr sowieso schon alles egal. Schlimmer konnte es wohl kaum mehr kommen. Alain hatte Pierres niederträchtiges Vorhaben , sie beide zu töten, verhindert. Sie lebte und Alain hatte überlebt und das war die Hauptsache. Der Bruderzwist war schlussendlich, wenn auch auf die grausamste aller möglichen Arten, aus der Welt geschafft. Irgendwann würden sie darüber hinwegkommen und sich miteinander arrangieren. Sie wollte nicht darüber nachdenken, wie. Noch nicht.
    „Ein paar Fragen, was?“ Sie nickte zaghaft. „Na schön, wie Sie wollen. Vorher brauche ich allerdings etwas zu trinken. Café français wäre die richtige Antwort auf diese Hiobsbotschaft. Oder noch besser gleich eine Flasche. Ich glaube, ich muss mich ganz fürchterlich betrinken.“
    Der Oberkommissar winkte dem Kellner und legte Beate beruhigend die Hand auf den Arm. „Kein Problem. Ich kann Sie verstehen, zumal man nicht jeden Tag erfährt, dass man …“ Als hätte er plötzlich den Faden verloren, brach er mitten im Satz ab und kramte eine zerknitterte Packung Zigaretten aus der Jackentasche. „Darf ich …“
    „Tun Sie sich keinen Zwang an.“
    „… Ihnen eine anbieten?“
    „Danke, aus dem A lter bin ich raus.“
    Als frischer Kaffee und ein Schwenker Cognac vor Beate standen, setzte Durlutte fort: „Liege ich richtig mit meiner Vermutung, dass Sie über die Bewegungen auf dem Privatkonto Ihres Vaters nicht allzu viel wussten?“
    „Damit liegen Sie völlig richtig. Ich weiß gar nichts darüber.“
    „Wir haben die Belege des privaten Kontos Ihres Vaters durchgese hen. Im Großen und Ganzen immer die gleichen Beträge, die gebucht wurden. Mittendrin allerdings taucht eine außergewöhnliche Summe auf, die er sich in bar auszahlen ließ und über deren Verbleib wir uns im Unklaren sind. Sie erscheint, abgesehen davon, dass es dafür andere Zahlungsarten gibt, zu niedrig für die Anschaffung einer Wohnung beispielsweise, andererseits wiederum zu hoch für eine Reise.“
    Beate hob fragend die Augenbrauen. Sie verstand den Sinn der Frage nicht ganz, immerhin hatten sie es mit einem Todesfall und nicht mit ungewöhnlichen Kontenbewegungen zu tun.
    Ihr Herz klopfte schneller, um einen Wimpernschlag später schlagartig auszusetzen, als Durlutte ergänzte: „Es geht um dreihunderttausend Dollar. Das war kurze Zeit nach Ihrer Ankunft in Paris. Was denken Sie, wofür hat er das Geld gebraucht? Hat er Ihnen ein größeres Geschenk gemacht? Ein Auto vielleicht?“
    Sie musste bloß einen kurzen Mo ment lang nachdenken. Baff vor Erstaunen bemerkte der Kriminalist, wie sich innerhalb von Sekunden die Farbe ihres Gesichtes mehrmals änderte. Wenn das keine eindeutige Antwort ist, schoss es ihm durch den Kopf. Es überraschte ihn, nach wie vor auf Menschen zu treffen, die ihre Gedanken öffentlich zur Schau stellten. Bemerkenswert, überaus bemerkenswert.
    „Drei- hun-dert-tau-send“, wiederholte Beate voll Ehrfurcht. „Ich habe nicht geahnt, dass es so viel war. Unglaublich. Dreihundert! Im Oktober, nicht wahr? Es gibt keine Belege, keinen Nachweis. Nichts Schriftliches. Verdammte dreihunderttausend!“, stieß sie derart heftig hervor, dass Durlutte instinktiv in Deckung ging. „Was ist denn so ein verteufelt kurzes Leben wert? Dass man dafür sogar ohne jeden Skrupel tötet?!“
    Sie schlug die Hände vors Gesicht und atmete tief durch. Als sie Durlutte ans chaute, glitzerten Tränen in ihren Augen. „Alain lag damals, kurz nach meiner Ankunft in Paris, mit einem akuten Nierenversagen in der Klinik des Doktor Sebastian Ferrard. Ein paar Tage später habe ich ein Telefonat meines Vaters belauscht. Er hatte die Tür zu seinem Büro offen stehen – unbeabsichtigt, wie ihm anzusehen war, als er mich bemerkte, weil er dabei ziemlich blass geworden ist – und so konnte ich seine Worte ziemlich gut verstehen. Pierre war furchtbar ärgerlich, fluchte und schrie, fünfzigtausend Dollar seien ausgemacht gewesen. Wahrscheinlich verlangte irgendjemand für irgendetwas plötzlich sehr viel mehr Geld, als ursprünglich vereinbart. Pierre gab schließlich nach, meinte, er hätte schließlich keine andere Wahl. Ich habe natürlich nie gewagt zu fragen, worum es bei diesem Geschäft ging oder mit wem er geredet hat. Er ließ sich ja nicht mal

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