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Toedliche Offenbarung

Titel: Toedliche Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Kuhnert
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lebt seitdem von der Sozialhilfe. Dennis Matuschenko ist in Vahrenheide aufgewachsen, in einer Umgebung, die so heruntergekommen ist, dass man das Hochhaus, in dem er wohnte, abgerissen hat, weil man die sozialen Probleme in diesem Umfeld nicht mehr in den Griff bekam.«
    Als Wörstein nach diesem Vortrag den Gesichtsausdruck des Richters taxierte, wusste er, dass er ihn in der Tasche hatte – und Matusch für immer auf seiner Seite.
     

33
     
    Martha gießt das kochende Wasser über die Teeblätter.
    »Möchtest du eine Spalte Zitrone dazu?«
    »Muss nicht sein.« Eigentlich hätte Beckmann sowieso lieber einen Cappuccino.
    Während der Tee zieht, berichtet Martha in allen Details von ihren Erlebnissen am Morgen: Trixis Leichenfund, Borgfelds und Streuwalds Einsatz am Tatort. Schließlich hebt Martha das Teesieb heraus und entleert es im Komposteimer. Eine dicke schwarze Fliege erhebt sich daraufhin aus der Tiefe und flüchtet surrend zum Küchenfenster.
    »Das Bild des Toten geht mir nicht aus dem Kopf. Dieses aufgedunsene Gesicht und der weit aufgerissene Mund. Gruselig sah das aus.«
    Entschlossen nimmt Martha die Fliegenklatsche und zielt auf den Brummer, der über die Arbeitsplatte krabbelt. Ein gezielter Schlag reicht. Ungerührt schiebt Martha die tote Fliege auf eine Untertasse und kippt sie in den Komposteimer. »Diese fetten Fliegen sind einfach widerlich. Wer weiß, wo die schon vorher gesessen haben?«
    Als die Teekanne neben den Tassen auf dem Tablett steht, lächelt Martha Beckmann das erste Mal an.
    »Lass uns nach draußen unter die Linde gehen. Da ist es schön schattig. Ein bisschen frische Luft tut nach der Heulerei gut«, wirft sie ihm betont salopp entgegen. Er soll sie bloß nicht für schwach und weinerlich halten.
    Beckmann nimmt auf der Bank unter der Linde Platz. Martha wählt den gegenüberliegenden Stuhl. Sie reicht ihm die hohe Teetasse mit den zwei Rosen, ihre Lieblingstasse.
    Ist das ein Zeichen? Beckmann nimmt einen kräftigen Schluck.
    »Verdammt«, schreit er und weiß nicht, ob er den Tee herunterschlucken oder ausspucken soll. »Ist der heiß.«
    Das ist ein tätlicher Angriff gegen ihn. Er wirft Martha einen bösen Blick zu, aber die hält ungerührt ihre Tasse in der Hand und lächelt ihn an.
    »Du lässt ja sonst auch nichts anbrennen.«
    Martha ist nachtragend. Er hat es geahnt. Statt einer Erwiderung starrt Beckmann in den Himmel und beobachtet die Wolken, die sich nur träge bewegen. Ein leichter Windzug streicht durch die Linde, Blätter rascheln. Der Duft letzter Rosen liegt in der Luft. Vögel zwitschern, der Hahn der Nachbarin kräht. Oben in der Linde stößt eine Amsel ihren Warnruf aus.
    Über das Wetter, die Blumen oder das Vogelgezwitscher will er trotzdem nicht reden. Schon gar nicht über sich selbst. Besser, er bewegt sich nach dieser Attacke auf neutralem Gelände.
    »Hatte der Tote …« Der Lärm von Motoren übertönt seine Frage. Ein Flugzeug befindet sich im Landeanflug auf Langenhagen. Als der Flieger endlich Richtung Langenhagen verschwunden ist, räuspert Beckmann sich und beginnt noch einmal von vorne.
    »Hatte der Tote Ärger mit jemandem im Golfclub? Vielleicht mit einem sportlichen Konkurrenten?«
    »Broderich war nicht golfen. Der hatte Cowboystiefel und Lederjacke an. Viel zu warme Sachen für so heißes Sommerwetter. Er sah eher aus, als wäre er gerade von einer Moto Guzzi gestiegen.«
    »Broderich?«
    »Ja, Henry Broderich.«
    HB. Sein Herzschlag beschleunigt sich.
    »Kennst du ihn?«
    »Erstens: kanntest«, korrigiert sie ihn eine Spur zu schulmeisterlich, wie sie im nächsten Moment selbst bedauert, »zweitens: nur flüchtig.«
    »Genauer – bitte.« HB. Wörsteins Mann.
    »Er war irgendwann bei uns in der Redaktion. Mittenwald hatte sich mit ihm verabredet.«
    »Was wollte er denn von dem?«
    »Weiß ich nicht im Detail. Hängt vermutlich mit seinen Internetforen zusammen. Ich werde Mittenwald Montag danach fragen. Broderich hat für alle Kleinstädte hier in der Gegend solche Foren eingerichtet. Überhaupt ist er mittlerweile der selbst ernannte journalistische Experte fürs Internet.«
    »Ruf Mittenwald doch jetzt an.«
    »Habe ich schon versucht. Er war nicht da.«
    »Probier es nochmal.«
    »Spinnst du?« Martha wirft ihm einen überraschten Blick zu. »Es ist Wochenende. Da muss die Heide brennen, wenn er ans Telefon gehen soll.«
    »Eben.«
    »Eben?«
    »Tipp die Nummer ein, ich rede mit ihm.«
    »Warum? Du sitzt in Hannover, das

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