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Toedliche Offenbarung

Titel: Toedliche Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Kuhnert
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die Redaktion. Ich bin auch in einer halben Stunde da.« Er zögert einen kurzen Moment. »Sagen wir in einer Stunde.«
    Vielleicht reicht es noch für ein kurzes Nickerchen.
     

36
     
    Dr. Alfons Schmidt drückt auf die Aufnahmetaste seines Diktiergerätes.
    »Der Tod trat gegen 22:45 Uhr ein. Rektal-, Hirn- und Umgebungstemperatur lassen eine Abweichung von dreißig Minuten zu. Der Mageninhalt ist weitgehend unverdaut. Fleisch, genauer gegrilltes Schweinefleisch in unappetitlich großen Brocken schwamm in einer …«, er löscht die letzten Worte. »Der Mageninhalt besteht aus sehr schlecht gekautem Fleisch. Grillfleisch. Vermutlich Nackensteak. Der Tote hat ganze Brocken heruntergeschlungen. Vielleicht ist dieses Schlingen der Grund für die Magenschleimhautentzündung, die meines Erachtens chronisch war. Mit Sicherheit muss der Mann häufig Magenbeschwerden gehabt haben.«
    Er entfernt diese Worte. Das hat nichts mit der eigentlichen Todesursache zu tun.
    »Henry Broderich wurde im Bereich des Halses stranguliert. Der Täter hatte große, kräftige Hände. Vermutlich …«
    Er drückt wieder auf die Stopptaste seines Diktiergerätes. Ihn einfach zu versetzen, ist eine Unverschämtheit. Das ist ihm seit Ewigkeiten nicht passiert. Wenigstens telefonieren hätte sie können.
    »Todesursache ist: Exitus durch Strangulation. Der Golfball wurde erst anschließend mit großer Kraft in den Rachen des Opfers gepresst. Er hat die Luftröhre fest verschlossen.«
    Wie bei einem verstopften Rohr.
    Vielleicht ist ihr ja etwas zugestoßen? Es gibt einen Film mit Cary Grant und … ihm fällt der Name der Schauspielerin partout nicht ein … die Frau ist auf dem Weg zu einer Verabredung von einem Auto angefahren worden. Sollte er doch einen Versuch wagen und sie anrufen?
    Nein.
    Besser er diktiert seinen Bericht zu Ende. »Der Tote …«
    Schmidt wird vom Telefonklingeln unterbrochen. Wenn das diese übereifrigen Kollegen aus Burgdorf sind, dann bekommen die etwas zu hören.
    »Ja«, bellt er ins Telefon. »Was gibt es?«
    »Oh!«
    »Wer ist dort?«
    Statt einer Antwort hört er das Besetztzeichen. Aufgelegt.
    Wenig später klingelt es erneut.
    »Wer ist da?«, schnauzt er noch verärgerter in den Hörer.
    »Ina von Lauenstein. Ist dort Doktor Alfons Schmidt?«
    »Ja.«
    »Und hier ist Ihre Verabredung aus dem Mövenpick.«
    Auf die ich eine Stunde gewartet habe, ich Idiot.
    »Ja, und?«, muffelt er, obwohl er sich insgeheim freut, dass sie den ersten Schritt gemacht hat.
    Schweigen am anderen Ende der Leitung.
    »Ich warte auf Ihre Entschuldigung.« War das jetzt zu schroff? Ihm wird immer wieder von Frauen nachgesagt, dass er einen Hang zur Pedanterie hat. Vielleicht ist da sogar etwas dran. Gründlichkeit ist die Schwester der Pedanterie – und die ist eine wichtige Voraussetzung in seinem Beruf.
    »Es tut mir so leid. Aber heute Morgen ist alles schief gelaufen. Ich musste plötzlich für eine Freundin im Laden einspringen. Und dann war da dieser Tote. Sie können sich gar nicht vorstellen, was da los war.«
    »Ein Toter, sagten Sie?« Ist noch ein Mord passiert? Da war die zerstückelte Leiche in der Ihme. Sehr unschöne Sache, die sein Kollege da auf den Tisch bekommen hat. Aber sonst?
    »Bei uns im Club ist jemand ermordet worden.«
     

37
     
    Eine halbe Stunde später parkt Sonja ihren alten Polo an der Zufahrt zum ehemaligen Landschulheim. Kein Mensch ist weit und breit zu sehen. Birken, wohin das Auge schaut. Manchmal auch eine Eiche. Dazwischen trockene Gräben, Moos, umgestürzte Bäume, Geäst. Der Himmel strahlt in einem Blau, wie bei Skype. Keine einzige Wolke ist zu sehen. Kein Wunder: Heute soll die Temperaturmarke von 35 Grad geknackt werden. Flirrende Hitze senkt sich bereits jetzt herab.
    Wo soll sie suchen? Sonja macht ein paar Schritte nach rechts. Nichts zu sehen. Sie kehrt um, springt über die Senke linkerhand. Nach wenigen Metern entdeckt sie das Rad von Felix hinter einem Busch. Er muss hier irgendwo sein. Sonja blickt nervös auf ihre Uhr. Jetzt ist er schon vier Stunden fort. Was soll sie machen? Sie sieht sich um. In dieser gottverlassenen Gegend ist niemand zu sehen. Kein Fahrradfahrer, keiner geht mit seinem Hund Gassi. Nichts. Überall nur Birken, Buchen, ab und zu eine Eiche. Da, wo früher Gräben das Moor entwässerten, dümpelt höchstens noch eine Pfütze vor sich hin.
    Sonja fühlt einen Stich und schlägt mit der flachen Hand auf ihren Oberarm. Zu spät. Eine dicke Quaddel bildet sich

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