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Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Harrison Way gewohnt, und es war dieses Haus, auf das sie zusteuerte. Alte Assoziationen, die sich neue Geltung verschafften, beschleunigten vielleicht ihren Schritt in dem Wunsch, ihre Kinder, ihren Ehemann, ihre altvertrauten Möbel wiederzusehen, so tot war ihre bewusste Erinnerung. Sie fand sich selbst inmitten einer Gruppe von Menschen an einer Bushaltestelle wieder und stieg automatisch in den Bus ein. Sie fand Silbergeld in ihrer Handtasche und entrichtete den Fahrpreis. Nicht einmal die gerollten Bündelvon Ein-Pfund-Noten, die ihre Mutter dort hineingeworfen hatte – gestern erst! –, konnten sie aus dieser neuen, seltsamen Gleichgültigkeit reißen. Der Regen hatte zugenommen, als sie an der Ecke High Street ausstieg, und die Straßen waren leer an diesem nassen Sonntagmittag. Rasch ging sie die Anhöhe der Simon Street hinauf und genoss das Gefühl der ihr ins Gesicht fallenden Regentropfen. Dann bog sie in den Harrison Way ab.
    Sergeant Hale verließ eben die Nr. 77. Er wollte zum Mittagessen gehen, und er ließ einen Constable zurück, der in dieser Zeit für das Haus verantwortlich war. Es gab Zeitungsreporter, die das ganze Haus auseinandernehmen würden, wenn er das nicht täte, so groß war der Durst nach Neuigkeiten in dieser Angelegenheit. Seine Nachforschungen an diesem Morgen hatten weder Neues über Edward Graingers Tod zutage gefördert – auch wenn in einem so klaren Fall wie diesem in der Hinsicht ohnehin nicht viel zu erwarten war –, noch hatten sie weiteren Aufschluss darüber gegeben, wo Mrs Grainger zu finden sein könnte. Doch Sergeant Hale hatte nicht den geringsten Zweifel, dass man sie trotzdem rasch finden würde. Er freute sich, wenn seine Pflicht ihn in Nr. 77 festhielt, denn er sagte zu sich selbst: »Sie kommen meistens zurück.« Es hätte ihn nicht im Mindesten überrascht, wenn sie heute Morgen ins Haus hineinspaziert gekommen wäre.
    An der Pforte sah er, noch in diesen Gedanken vertieft, die Straße auf und ab, ehe er sich auf den Weg nach Hause machte. Und da sah er sie auf sich zukommen und beeilte sich, ihr entgegenzugehen. Sie blickte lächelnd zu ihm auf, erstaunt darüber, derart willkommen geheißen zu werden. Hale errötete angesichts dieses Lächelns und stammelte wie ein Junge, als er hochgewachsen vor ihr stand. Wie ein Schuljunge, der in einem Schultheaterstück mit Lampenfieberzu kämpfen hat, äußerte er unzusammenhängend und in künstlichem Ton die Worte, mit denen er sie festnahm und sie belehrte, dass alles, was sie nun sage, gegen sie verwendet werden könne. Eine Vorsicht, die gerechtfertigt war. Sie erweckte ein winziges Fragment in Marjories schlafender Erinnerung zum Leben. Millicent hatte gesagt: »Erzähl niemandem , was deine Mutter gesagt hat, als ihr die Simon Street hinaufgelaufen seid.« Das war der einzige Gedanke, der sich inmitten all der Stagnation in Marjories Geist rührte, als sie sich Sergeant Hale auslieferte, und das war es, was sie später rettete.
    Mrs Posket sah aus ihrem Schlafzimmerfenster betrübt in den Regen hinaus. Sie war gestern erst aus dem Urlaub zurückgekommen, als alles schon geschehen und vorbei war. Es war zum Verzweifeln, wenn man bedachte, was sie alles verpasst hatte. Mord, Verhaftung und Flucht hatten sich nicht weiter als fünfzig Meter von ihrem Haus entfernt abgespielt, und sie war nicht da gewesen, um das alles zu beobachten. Die törichte kleine Mrs Taylor war da gewesen und hatte nun Geschichten zu erzählen von Polizeipfiffen, die durch die Nacht gellten, war von Reportern interviewt worden und hatte mittendrin im Geschehen gesteckt, während sie nicht zu Hause gewesen war. Mrs Posket war außer sich vor Ärger. Aber sie hatte entschlossen versucht, das Beste daraus zu machen. Gleich als sie gestern nach Hause gekommen war, war es ihr gelungen, Sergeant Hale zu fassen zu kriegen und erst einmal die offensichtlichen Fehler in der absurden Beschreibung von Mrs Grainger zu korrigieren, die Mrs Taylor gemacht hatte. Und jetzt saß sie hier am Fenster und hoffte, irgendwelche neuen Einzelheiten dieser Katastrophe aufzuspüren. Und ihr Optimismus war wohlbegründet, denn vom Fenster ihres Schlafzimmers aus, fast vor ihrer eigenenPforte, sah sie etwas, das sie für den Rest ihres Lebens mit Gesprächsstoff versorgen sollte. Sie war nämlich die einzige Augenzeugin der Verhaftung der berühmt-berüchtigten Mrs Grainger. Und um die Bedeutung dessen noch hervorzuheben, betonte sie in späteren Erzählungen

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