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Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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nicht mehr vorstellen, wie sie in dieser ersten Stunde so heiter über lauter Nichtigkeiten hatte plaudern können – sie zollte ihren beruflichen Fähigkeiten nicht genügend Anerkennung. Aber ihr Geplauder zeitigte eine so gute Wirkung, dass Marjorie tatsächlich ein Ei und ein Butterbrot sowie einen Löffel voll Dosenfrüchte aß, tatsächlich über ihre Witze lachte und tatsächlich eine Dreiviertelstunde lang vergaß, warum sie sich hier in Millicents Zimmer versteckte.
    Millicent hatte eben das letzte Geschirr in den Schrank zurückgestellt. Nachdenklich nahm sie das Zigarettenetui und die Zigarettenspitze aus ihrer Handtasche und zündete sich eine Zigarette an.
    »Bett oder Sessel?«, fragte sie. »Du bist vermutlich müde.«
    Das war der erste, bedeutungsloseste Hinweis, der zwischen ihnen fiel und darauf hindeutete, dass Marjorie ihr keinen gewöhnlichen Besuch abstattete.
    »Oh, ich bin müde, Mill. Völlig erledigt. Sie sind hinter mir her. Mill, darf ich hier übernachten?«
    »Natürlich darfst du das«, sagte Millicent.
    Das Eis war gebrochen. Sie mussten eine offene Aussprache darüber führen, und je früher desto besser. Millicent ging im Zimmer auf und ab, die Zigarettenspitze zwischen den Fingern. Vor einiger Zeit schon, eigentlich als sie ihr Ei aufklopfte, war ihr die Redewendung »der Beihilfe schuldig« in den Sinn gekommen, und es machte ihr alle Ehre, dass sie es sich nicht erlaubt hatte, deshalb den Redefluss ihres Small Talks zu unterbrechen oder ihre Handlungen davon beeinflussen zu lassen. Sie riskierte eine Gefängnisstrafe, den Verlust ihrer geliebten Stelle, ihre ganze Zukunft. Das war jetzt unwichtig, weil Marjorie Hilfe brauchte. Sie ging im Zimmer auf und ab, während Marjorie sie beobachtete. Nervös geworden von diesem forschenden Blick und leicht befangen zupfte sie an der Dekoration herum. Sie zog die Gardinen auseinander und sah hinaus, hinunter auf die lärmende Straße zwei Stockwerke unter sich.
    Und da wankte ihre Selbstbeherrschung einen Moment lang. Der leicht erschreckte Gesichtsausdruck, mit dem sie sich vom Fenster abwandte, ließ Marjorie panisch wieder vom Bett aufspringen.
    »Was ist los?«, fragte Marjorie. »Was hast du gesehen?«
    »Nichts, Schatz«, sagte Millicent.
    »Doch! Was war es?«
    Marjorie zog die Gardinen ebenfalls auseinander und sah hinaus. Sie hätte nicht sagen können, was sie zu sehen erwartete – einen Polizeikordon vielleicht oder eine Menschenmenge, die herandrängte, um sie zu lynchen. Doch auf der breiten Straße war keine Gefahr auszumachen. Da hinten spielten ein paar Kinder, ein paar Taxis krochen dahin, einige Leute gingen friedlich den Gehweg entlang. Nirgends irgendetwas Gefährliches. Doch direkt gegenüber war ein Zeitungsladenmit der üblichen Reihe von Reklameplakaten, und das mittlere trug rote Lettern, blutrote Lettern, die sie so klar erkennen konnte, als stünde sie ganz nah davor, auch wenn sie aufgrund ihrer momentanen Anspannung schrumpften und fast schwanden, bis sie ihr mikroskopisch klein erschienen.
    » M RS C LAIR VERHAFTET«
    *
    Die Telegrafen hatten die wichtige Nachricht aus Brighton übermittelt. Männer mit Telefonhörern am Ohr hatten sie in den Büros der Fleet Street herausgebrüllt. Druckmaschinen waren angehalten worden, während die Finger der Setzer über die Buchstaben flogen. Und dann waren die Lieferwagen, voll dicker Bündel an Zeitungen und Reklameplakaten und gelenkt von rücksichtslosen Fahrern, hinausgeschossen und durch die Straßen gerast, als gelte es, die Letzten der großen Woge aus London hinaus zu erwischen und sich so viele Pennys wie möglich zu sichern von jenen, die die Leute begierig aus ihren Taschen ziehen würden, wenn sie diese roten Lettern lasen.
    Nun schien es, als könnte nichts mehr Marjories Schmerz noch vergrößern, als wäre ihr Kelch schon so voll, dass nichts mehr ihn noch voller machen konnte. Ihr Gesicht zeigte keine Veränderung im Ausdruck, als Millicent sie jetzt ansah. Sie erwiderte Millicents Blick mit einem Starren, unbewegt, benommen.
    »Hast du ... hast du es nicht gewusst?«, flüsterte Millicent.
    »Nein«, sagte Marjorie.
    Sie stand reglos da, betäubt und gefühllos.
    »Leg dich wieder hin, Schatz«, sagte Millicent.
    Erst danach war Marjorie wieder fähig, zu denken und zu weinen.
    »Das hat Mutter für mich getan!«, platzte es plötzlich aus ihr heraus. »Sie hatte es schon die ganze Zeit vor. Und ich habe es nicht bemerkt. Was werden sie ihr jetzt

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