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Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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rund ums Gas Auskunft zu geben.
    Aber was – das alte Bild tanzte, ganz unvermittelt, vor ihrem geistigen Auge herum, als sie die Tischdecke ausbreitete – was um alles in der Welt taten diese zerbrochenen Weinflaschen im Mülleimer?
    »Mummy!«, rief Derrick und klopfte an die Küchentür. »Mummy!«
    Es war wohl einfach zu viel verlangt, selbst an einem so schönen Vormittag wie diesem, dass Derrick einmal länger als eine halbe Stunde im Garten blieb, ohne ihre Aufmerksamkeit einzufordern. Und Ted und Anne würden auch bald da sein und ihr Mittagessen verlangen. Und Teds Laune war in letzter Zeit äußerst wechselhaft gewesen, eigentlich schon seit Dots Tod.
    »Was bist du doch für ein kluger Junge«, lobte Marjorie ihn, als es Derrick gelang, seine Gartenschuhe ganz allein aufzuknöpfen.
    Es war ein wenig erstaunlich, dass Ted derart betrübt war. Vielleicht lag es daran, dass es ihm im Büro schaden könnte, dass seine Schwägerin in seinem Haus Selbstmord begangen hatte, und dann auch noch aus so einem Grund.
    »Hallo, Mummy«, sagte Anne, als sie zur Küchentür hereinkam. Sie war ein ernsthaftes, ruhiges kleines Fräulein, auch wenn sie so leichtfüßig daherkam wie eine Elfe.
    »Hallo, Liebes«, erwiderte Marjorie. »Das Mittagessen ist fast fertig. Geh dir die Hände waschen.«
    Anne war sehr lieb und vernünftig gewesen in der ganzen Angelegenheit und hatte keine Fragen gestellt, nicht einmal am Tag des Begräbnisses.
    Wer war nur der Geliebte, den Dot gehabt haben musste und von dem sie nicht einmal ihrer Schwester erzählt hatte?

4
    Marjorie war mit Derrick in die Dewsbury Road gegangen, um bei Grannie Tee zu trinken, und Anne sollte sich zu ihnen gesellen, sobald die Schule aus war. Derrick saß glücklich spielend auf dem Fußboden des Esszimmers, vor sich Grannies Solitärbrett und einen Beutel Glasmurmeln, sodass Marjorie in die Küche gehen und ihrer Mutter beim Herrichten des Teetabletts zur Hand gehen konnte.
    Marjorie bewunderte ihre Mutter in diesen Tagen nur umso mehr. Sie hatte weder geklagt noch geweint über Dots Tod, so wie Marjorie es getan hatte, obwohl Marjorie sehr gut wusste, dass es ihr ebenso nahegegangen war. Mutter war ruhig, still und ernst geblieben. Was für eine tüchtige Frau sie doch war, dachte Marjorie bewundernd und sich ihrer eigenen Unzulänglichkeiten bewusst. Sie war so schmal und zerbrechlich, und trotzdem, Marjorie wusste, dass sie sehr stark war, niemals krank, ja nicht einmal gelegentlich unpässlich. Ihr Haar war zwar schon grau, doch ihr Teint schimmerte immer noch rosig und hell wie der eines jungen Mädchens, und in ihrem Ausdruck lag friedliche Gelassenheit – ganz im Gegensatz zu Marjorie, denn Marjorie wusste, dass sie eine tiefe Falte zwischen den Augenbrauen hatte, die sie bekümmerte, auch wenn sie eigentlich nur auf Gereiztheit deutete und nicht auf die schlechte Laune, die sie selbst fürchtete.
    Mrs Clair richtete das Teetablett mit der friedlichen und gelassenen Miene einer Nonne her.
    »Ich habe heute Mr Lang getroffen«, sagte sie. Sie widmete all ihre Aufmerksamkeit ihrer Arbeit und sah nicht auf, als sie sprach.
    »Ja?«, erwiderte Marjorie. Mr Lang war einer von Teds Trinkkumpanen, und Marjorie mochte ihn nicht besonders.
    »Er sprach sehr nett über Dot«, erzählte Mrs Clair und öffnete mit großer Sorgfalt eine Milchflasche. »Das fand ich sehr freundlich von ihm.«
    »Ja?«, sagte Marjorie wieder. Sie wusste, dass es da noch etwas anderes zu erzählen gab, etwas Wichtiges.
    »Ich versuche mich gerade zu erinnern, was er sonst noch gesagt hat«, fuhr Mrs Clair ganz ruhig fort. »Ich will es dir genau so erzählen, wie er es gesagt hat.«
    »Ich höre, Mutter«, sagte Marjorie.
    »Er sagte, dass Ted ganz lebhaft und aufgekratzt gewesen sei an jenem Mittwochabend, als ... als es geschah. Und er sagte, dass Ted sehr spät zu seinem Billardspiel gekommen sei, ganz außer Puste und atemlos, weil er den Weg vom Büro gerannt war, und obwohl Mr Lang (denn es war Mr Lang, gegen den er spielen musste) warten und ihm so Gelegenheit geben wollte, sich erst zu beruhigen, bestand er darauf, sofort zu spielen, und er schlug Mr Lang. Mr Lang sagt, er habe Ted noch nie ein so gutes Spiel spielen sehen.«
    »Das verstehe ich leider nicht ganz«, erwiderte Marjorie.
    »Ich habe mich noch weiter mit Mr Lang unterhalten«, sagte Mrs Clair, »und ich habe aus ihm herausgebracht, wie spät es war, als Ted kam. Mr Lang hat gar nicht bemerkt, was ich tat. Er

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