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Tödliche Pralinen

Tödliche Pralinen

Titel: Tödliche Pralinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Kragen...
In zwei, drei Tagen ist die Sache erledigt. Tanneur befindet sich bereits in
meiner Heimat, in Bastia. Läßt sich einen Bart wachsen. Wer dann noch
behauptet, er hätte was mit dem Betrug von Montfleury zu tun gehabt, wird
sofort in die geschlossene Abteilung von Sainte-Anne eingeliefert! Später
können Sie von mir aus gerne in die Welt hinausposaunen, was Sie wissen. Aber
bis dahin muß ich Sie leider unter Verschluß halten...“
    „Zwei... drei Tage?“ stammelte ich erschrocken.
    „Ja, wie gesagt: Alles braucht seine Zeit.“
    „Das geht nicht!“ rief ich. „Ich muß in einem
Fall ermitteln. Sie haben mein Wort, daß...“
    „Schnauze! In zwei oder drei Tagen laß ich Sie
laufen, eher nicht! Sie wollten den Laden hier doch kennenlernen, oder? Also,
worüber beklagen Sie sich?“
    Schluß der Diskussion. Ich fügte mich ins
Unvermeidliche. „Und was haben Sie in der Zwischenzeit mit mir vor?“ fragte ich
resigniert.
    „Sie in einem Zimmer einzusperren.“
    „Und die... äh...“
    Ich rieb Daumen und Zeigefinger aneinander.
    „Die Mäuse?“ Jannet lachte. „Armer Nestor Burma!
Hab ich Ihnen nicht gesagt, Sie sollen das Geld in den Kamin schreiben?“
    Ein schöner Tag! Und das alles hatte ich Galzat
zu verdanken! Der Kerl wurde mir immer sympathischer. Ich hatte eine Stinkwut
im Leib.
    „Hören Sie, Paoli“, sagte ich, „ich rate keinem
Menschenfresser, mich zu verspeisen. Wenn er nicht grade ‘ne Kreissäge im Maul
hat, bricht er sich dabei alle Zähne aus. So einen harten Schädel hab ich!
Immer mit dem Kopf durch die Wand... Aber im Augenblick muß ich passen.
Dennoch... Einen kleinen Gefallen könnten Sie mir ruhig tun. Ich hab ein
Hühnchen mit Galzat zu rupfen. Oh, rein verbal natürlich! Lassen Sie mich zu
ihm, und sagen Sie Ihren Gorillas, sie sollen so tun, als wollten sie uns
fressen. Das würde mir gut ins Konzept passen.“
    „Was steckt dahinter?“ fragte Jannet
mißtrauisch.
    Paoli brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.
    „Gewährt“, sagte er, feierlich wie der Papst.
    „Und noch was: Ich interessiere mich für
Politik. Könnten Sie vielleicht so nett sein und mir Tageszeitungen besorgen
lassen?“
    „Warum nicht?“
    Seine Heiligkeit lachte gutmütig.
    „Sonst noch was?“ fragte Jannet bissig. „Vielleicht
noch ‘ne hübsche Tänzerin?“
    „Nicht, wenn Sie sie für mich aussuchen“,
erwiderte ich.
     
    * * *
     
    Das Zimmer war staubig und roch muffig. Das
einzige Fenster war mit Läden verrammelt und mit Eisenstangen gesichert. Es
herrschte eine stickige Hitze. Eine kaputte Deckenlampe sorgte für schummrige,
aber ausreichende Beleuchtung. Das Mobiliar bestand aus einem Tisch und einem
durchgesessenen Sofa. Weitere Sitzgelegenheiten gab es nicht. Hier und da löste
sich die Tapete von den Wänden.
    Zwei Kerle stießen mich in das Verlies und
knallten von außen die Eichentür zu. Wie professionelle Gefängniswärter!
    Als René Galzat mich erblickte, stand er auf.
Wen hatte er erwartet? Greta Garbo vielleicht oder seinen Sachbearbeiter vom
Finanzamt?
    „Sie haben uns ja ‘ne schöne Scheiße
eingebrockt!“ pfiff ich ihn an. „Sie können was erleben... falls Paolis
Gorillas nicht vorher von ihren Kanonen Gebrauch machen! Und da kommen dann
keine vergifteten Schokokugeln raus — auf die Sie sich ja spezialisiert haben!
— , aber hinterher ist man trotzdem tot...“
    So ging das noch eine Viertelstunde weiter. Der
Journalist spielte den zerknirschten Sünder. Gestand mir, daß sein „Sensationsartikel“
auf meinen Ideen basierte, machte jedoch mildernde Umstände geltend: seine Wut
auf mich. Außerdem habe er nie ernsthaft daran gedacht, den Artikel mit meinen
Erkenntnissen zu veröffentlichen.
    „Ja, das sagen Sie so“, knurrte ich. „Und Madame
kommt jeden Augenblick zurück... Aber das ist ‘ne andere Geschichte...
Jedenfalls habe ich Ihnen dieses Intermezzo hier zu verdanken. Hätte gut drauf
verzichten können! Und ich hab mir Sorgen um Sie gemacht! Hab gedacht,
Blouvette-Targuy hätte Sie umgelegt.“
    „Blouvette-Targuy?“ rief Galzat. Sofort vergaß
er seine augenblickliche Situation und interessierte sich für den Fall, mit dem
er über Nestor Burma triumphieren wollte! „Was wissen Sie über ihn?“
    „Sieh mal an.“ Ich pfiff leise durch die Zähne
und setzte mich auf das Sofa. „Der Arzt scheint Sie ja mächtig zu
interessieren! Was ich über ihn weiß? Soviel wie Sie... Vielleicht etwas mehr.
Aber ist das jetzt noch

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