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Tödliche Pralinen

Tödliche Pralinen

Titel: Tödliche Pralinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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nicht...“
    „...ein Verwandter von dem, der Belkacem davon
abgehalten hat, Sie um die Ecke zu bringen, ganz genau. Sein Sohn.“
    Ferdinand Béquet arbeitete in einer Fabrik in La
Plaine Saint-Denis. Mit seinen fünfunddreißig Jahren sah er aus wie’n Greis.
War alles andere als ein Held. Aber an jenem Tag in der verlassenen Lagerhalle
in der Rue des Fillettes hatte er reflexartig auf den Abzug seiner Pistole
gedrückt und mich so davor bewahrt, mir die Radieschen von unten ansehen zu
müssen. Belkacem, ein Marokkaner, hatte die Kugel mit der Hand aufgefangen, in
der er einen Revolver hielt. Sein Schuß war danebengegangen.
    „Der Sohn von Ferdinand Béquet?“
    „Jawohl.“
    „Und wann ist er gestorben, hast du gesagt?“
    „Vor drei Tagen.“
    Ich warf einen Blick auf den Kalender und bat
Hélène, mir die Zeitungen vom 12. und 13. zu bringen. Ich überflog die
Ausgaben, doch ohne Erfolg. Der Tod von Louis Béquet, dem Affengesicht, wurde
in keiner Zeile erwähnt. Trotzdem glaubte ich Jacques aufs Wort. Noch nie hatte
er versucht, mir Märchen zu erzählen. Ich nahm meine Jacke von der Stuhllehne
und forderte den „Gangster“ auf, mir zu folgen.
     
    * * *
     
    Mein alter Freund Florimond Faroux saß auf dem
Kommissariat von Saint-Ouen seine Dienststunden ab und schwitzte. Rot wie ‘ne
Tomate, wischte er sich den Schweiß von der Stirn und fluchte. Immer
abwechselnd. Man konnte ihn heute nicht mit der Kneifzange anfassen, das sah
ich auf den ersten Blick.
    „Verdammt nochmal!“ schrie er mir entgegen. „Sie
haben mir grade noch gefehlt in meiner Sammlung! Jemand umgebracht worden in
dieser Gegend? Und was ist das da für’n Schmierfink?!“
    „Jacques Bressol“, stellte ich meinen Freund
vor. „Eventueller Nachfolger von Albert Lebrun.“
    Die graumelierten Schnurrbarthaare des
Inspektors sträubten sich.
    „Ich hasse es, wenn man mich bei dieser
Affenhitze auch noch verarschen will!“ fauchte er.
    „Regen Sie sich ab“, versuchte ich ihn zu
besänftigen. „Aber Affenhitze war schon ganz richtig. Ich komme nämlich wegen
Louis Béquet, dem Affengesicht. Und wegen Jean Tanneur. Bearbeiten Sie zufällig
die Fälle?“
    Faroux sah mich erstaunt an.
    „Was haben Sie denn damit zu tun? Ihnen ist wohl
alles recht, um gegenüber diesem Galzat wieder Boden gutzumachen, was? Komische
Fälle suchen Sie sich dazu aus! Pech gehabt, mein Lieber! Der Fall Tanneur ist
ziemlich harmlos. Damit können Sie keinen Schönheitspreis gewinnen.“
    „Den Fall Tanneur kenne ich auch nur
bruchstückhaft“, entgegnete ich. „Aber so harmlos ist Arsen nun wirklich nicht!
Bei der anderen Sache könnten Sie schon eher recht haben: Von Schönheit keine
Spur! Wie gesagt, Louis Béquet wurde von seinen Freunden ,Affengesicht’
genannt.“
    „Wahrscheinlich liegt’s an der Hitze...
Affenhitze, haha... Aber ich versteh Sie nicht so ganz. Wenn Sie sich lustig
machen wollen... Ich warne Sie, Burma! Wir verfügen über einen schalldichten
Raum, so daß Ihre Schmerzensschreie auf der Straße nicht zu hören sind... Und
du haust jetzt ab“, brüllte er Jacques an. „Wasch dich erst mal!“
    „Nein“, widersprach ich, „der Junge haut nicht
ab, und waschen kann er sich später noch. Im Moment ist er uns hier von
größerem Nutzen
    „Würden Sie bitte die Freundlichkeit haben und
mir endlich sagen, wer der Schmierfink ist?“
    „Fragen Sie doch den Herrn da“, sagte ich und
zeigte auf einen Flic, der sich beim Gähnen beinahe die Kinnladen ausrenkte.
    „Das ist Jacques Bressol“, antwortete der Mann
gelangweilt. „Trägt Zeitungen aus... Ansonsten nichts Nachteiliges bekannt. Im
Moment jedenfalls nicht. Ein Freund von Jean Tanneur.“
    „Danke, Dupont“, sagte Jacques.
    „Erstens heißt das >Monsieur<“, schnauzte
ihn der schläfrige Beamte an, „und zweitens heiße ich Duval!“
    „Kommt auf dasselbe raus“, bemerkte ich.
    „Kommen Sie mit rüber“, forderte Faroux mich
auf, „da können wir ungestörter reden.“
    Wir folgten ihm in den Raum, den er als
schalldicht bezeichnet hatte.
    „Über den Fall Tanneur weiß ich so gut wie
nichts“, begann ich. „Hab nur in der Zeitung gelesen, daß der Junge Arsen
geschluckt hat. Unfall? Verbrechen? Selbstmord? Mein Freund hier behauptet, daß
eine rivalisierende Bande... wie soll ich sagen? ... den Einfluß zerstören
will, den er und seine Freunde in diesem Viertel besitzen. Mit anderen Worten:
Er beschuldigt sie, seine gesamte Mannschaft nach und nach

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