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Toedliche Saturnalien

Toedliche Saturnalien

Titel: Toedliche Saturnalien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Viehmarkts, der vermutlich die Hauptattraktion der Stadt war, als Romulus sie gründete.
    Aus diesem Grund identifizieren sich die Römer auch mindestens so sehr mit den Vierteln ihrer Vorfahren wie mit der Stadt als Ganzes. Nur außerhalb Roms empfinden sie sich als Römer. Meine Nachbarn aber waren Suburer, die auf ihr berüchtigt lautes und lebhaftes Viertel stolz waren, in dem, wie sie behaupteten, die härtestgesottenen Römer heranwuchsen. Für die Via Sacraer, die sich für heiliger hielten als alle anderen, bloß weil sie entlang der alten Route der Triumphzüge wohnten, hatten Suburer nur Verachtung übrig. Zu den Pferderennen des Eguus october trugen beide Distrikte einen berühmten und traditionellen Straßenkampf aus. Und das waren nur zwei Viertel unter vielen.
    Hinzu kam die Tatsache, daß Rom damals über keinerlei Polizei verfügte, so daß Banden die Straßen kontrollierten.
    Heute schenkt uns unser Erster Bürger Frieden, Sicherheit und Stabilität, und die meisten Leute scheinen auch ganz glücklich damit, daß endlich Ruhe und Ordnung herrscht.
    Aber indem wir das hingenommen haben, haben wir viel von dem aufgegeben, was uns früher zu Römern gemacht hat.
    Doch solche Gedanken beschäftigten mich damals herzlich wenig. Ich war vollkommen ausgelastet damit, die nächsten Wochen lebend zu überstehen und zu entscheiden, wo ich das kommende Jahr verbringen sollte. Ich liebte Alexandria, doch auch dort trachtete man mir nach dem Leben. Gallien war um jeden Preis zu meiden, und auch in Makedonien gab es Unruhen. In Spanien hatte ich schon so viel Zeit zugebracht, daß es mich mittlerweile maßlos langweilte. Es gab natürlich immer noch die ländlichen Güter meiner Familie, aber für das Bauernleben hatte ich genauso wenig übrig wie für das Soldatenleben. Vielleicht konnte ich mich zu Ciceros Bruder nach Syrien versetzen lassen. Das schien recht interessant, solange die Parther Ruhe gaben. Darüber lohnte es sich nachzudenken.
    Ich rieb über mein frisch rasiertes Kinn und stieß wie üblich auf ein paar Stoppeln entlang der gezackten Narbe, die vor Jahren ein iberischer Speer hinterlassen und die seither den Bemühungen aller Barbiere standhaft getrotzt hatte.
    »Hermes«, rief ich. »Du mußt einen Botengang für mich erledigen.«
    Er sah sich unsicher um. »Du hast doch nicht etwa vor, alleine herumzuspazieren, oder? Hier in der Subura mag das ja noch angehen, aber nirgendwo sonst. Leih dir von Milo ein paar Gladiatoren als Leibwache aus.«
    »Deine Sorge rührt mich, aber wenn meine Nachbarn recht haben, sollte ich bei Tageslicht einigermaßen sicher sein.«
    »Clodius gibt sich zur Zeit wieder mal als jovialer Mann des Volkes. Ich will, daß du zu Lucius Caesars Haus läufst und heraus findest, ob die Dame Julia Minor zu Hause ist. Ihr letzter Brief war vor Monaten in Zypern abgeschickt worden. Wenn sie zu Hause ist, möchte ich ihr meine Aufwartung machen.«
    Hermes schlenderte los, sein übliches Tempo, wenn er nicht gerade zu einem Würfelspiel, einem Gladiatorenkampf, den Rennen oder einem Stelldichein mit der hübschen jungen Magd einer unglücklichen Familie unterwegs war.
    Julia war Julius Caesars Nichte und meine Verlobte. Da Ehen unter bedeutenden Familien eine rein politische Angelegenheit waren, wartete man auf die richtige politische Atmosphäre, bevor ein Hochzeitstermin festgesetzt wurde. Es war Zufall und sowohl für meine wie auch ihre Familie völlig ohne Belang, daß sie die einzige Frau war, die ich wirklich heiraten wollte. Die Meteller wollten eine Verbindung mit den Juliern, und wir sollten dafür sorgen. Ich weiß nicht, ob diese arrangierten Ehen Gutes hervorbrachten oder nicht. Creticus hatte seine Tochter an Marcus Crassus den Jüngeren verheiratet, und die beiden waren wie betrunken vor Glück. Caesars Tochter hatte Pompeius geheiratet, und sie schienen sich gut verstanden zu haben, bis sie im Kindbett starb. Celer wiederum hatte wegen einer kurzfristigen Allianz mit den Claudiern Ciodia geheiratet, und ich sollte herausfinden, ob sie beschlossen hatte, sich mit drastischer Endgültigkeit von ihm zu trennen.
    In einer Sache tappte ich im dunkeln, und ich beschloß, sie zu klären, bevor ich weitere Schritte unternahm. Ich wandte meine Schritte westwärts in Richtung Fluß und machte mich auf den langen Marsch zum Trans-Tiber-Distrikt.
    Ich traf Asklepiodes in seiner geräumigen Praxis in der Ludus des Statilius Taurus an. Sein intelligentes Gesicht strahlte, als er

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