Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tödliche Saturnalien

Titel: Tödliche Saturnalien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts John Maddox
Vom Netzwerk:
Saturnalien. Trotz der allgemein freizügigen Atmosphäre gibt es immer ein paar humorlose Ehemänner, die unvernünftigerweise wütend werden, wenn sie ihre Frau in fieberhafter Umarmung mit ihrem Nachbarn überraschen. Manchmal überschreitet auch ein Sklave die unausgesprochenen Grenzen, die selbst während der Saturnalien gelten, und wird von seinem wütenden Herrn durch die Straßen gehetzt.
    Auf einem kleinen Platz mit einem Brunnen in der Mitte und einem Merkur-Schrein in der Ecke machte ich Halt und schnappte nach Luft. Ich blieb lange genug, um ein paar Honigkuchen zu erstehen, die ich dem Gott in der Hoffnung zu Füßen legte, daß er mir Schnelligkeit und Unsichtbarkeit verleihen möge, zwei seiner meistgerühmten Qualitäten. Ich hegte zwar den starken Verdacht, daß Merkur sich, wie all seine Kollegen auch, aus dem aktiven Berufsleben zurückgezogen hatte, aber ein Versuch kann nie schaden.
    In so einer turbulenten Nacht kann man sich in Rom leicht verirren, aber ich hatte meine Orientierung bald wiedergefunden und machte mich erneut auf den Weg in die Subura. Ich verlangsamte mein Tempo, überzeugt, meine Verfolger abgeschüttelt zu haben, auch wenn das keineswegs hieß, daß ich jetzt in Sicherheit war. Nachdem sie mich verloren hatten, konnten sie sich auf direktem Weg zu meinem Haus begeben haben, um mir dort aufzulauern. Ich hätte also logischerweise einen Bogen um mein Haus machen und bei Freunden unterschlüpfen oder bis zum Morgengrauen in den Straßen weiter feiern sollen.
    Ich war indes noch immer in jener seltsam selbstzerstörerischen Stimmung gefangen, die mich dazu gebracht hatte, den Hexen nachzuspionieren. Jetzt auf Nummer Sicher zu gehen, wäre mir erbärmlich und geistlos vorgekommen. Außerdem sah es ganz danach aus, als ob ich demnächst mit Caesar zu einem Feldzug nach Gallien aufbrechen würde, und verglichen mit einer Horde zähnefletschender Germanen erschienen unsere einheimischen Mörder geradezu harmlos.
    Ich war auf meiner Flucht im Kreis gerannt und erneut auf dem Forum gelandet. Die Würfelspiele waren noch immer im Gange, und soweit ich es erkennen konnte, waren es noch immer dieselben Männer, die die Würfel und Knöchel rollten. Unweit der Rostra traf ich dann, umringt von seinen Anhängern, ausgerechnet den Mann, den ich im Moment am dringendsten brauchte.
    »Milo!« rief ich und winkte ihm über die Köpfe der Feiernden zu. Auch in der unübersehbaren Menschenmasse hörte und sah er mich sofort. Jenes strahlende Lächeln legte sich über seine gottgleichen Züge, und er machte mir ein Zeichen herüberzukommen. Ich drängte mich durch die Menge, und der letzte Kordon von Milos Schlägern teilte sich, um mich durchzulassen.
    »Decius!« sagte er grinsend. »Du siehst ja noch fast nüchtern aus. Was ist los?« Seit er ein politisch respektabler Bandenführer geworden war, trug Milo in der Öffentlichkeit normalerweise eine formelle Toga und seine Senatorentunika (er hatte zwei Jahre zuvor seine Zeit als Quaestor abgedient), aber zu diesem besonderen Anlaß war er in einen kurzen griechischen Chiton gewandet, der ihm bis knapp über die Hüfte reichte und nur an einer Schulter geknüpft war, so daß die andere frei blieb. Er sah mehr denn je aus wie ein Apollo-Standbild.
    Weniger erfreut war ich darüber, daß er seinen muskulösen Arm um Faustas Schultern liegen hatte. In einer an Diana gemahnenden Jagd-Tunika, die an der Hüfte gegürtet war, um ihre langen, schlanken Schenkel besser zur Geltung zu bringen, war sie ähnlich minimalistisch gewandet wie er. Ich wäre ungleich faszinierter gewesen, wenn ich sie nicht in der Nacht zuvor noch wesentlich spärlicher bekleidet gesehen hätte.
    »Ich hoffe, Cato kommt vorbei«, sagte ich. »Ich würde zu gerne sehen, wie er schäumend vor Wut zu Boden sinkt und den Mond anbellt.«
    »Du klingst ein wenig außer Atem«, bemerkte Milo. »Irgendwelchen Ärger?«
    »Ein paar Leute versuchen, mich umzubringen«, erwiderte ich. »Könntest du mir ein paar von deinen Schlägern leihen, um mich nach Hause zu eskortieren?«
    »Aber sicher. Wer ist es diesmal?« Milo reichte mir einen prallen Weinschlauch, und ich nahm einen großen Schluck. Normalerweise befleißigte er sich beim Genuß von Speisen und Getränken größter Mäßigung, aber an diesem Abend galten die üblichen Maßstäbe offensichtlich nicht.
    »Ach, du weißt schon, das übliche. Politik.« Ich wollte unter allen Umständen keine Erklärung abgeben, die Fausta

Weitere Kostenlose Bücher