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Tödliche Saturnalien

Titel: Tödliche Saturnalien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts John Maddox
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höchstwahrscheinlich ein Freigelassener gewesen war. Nicht, daß ich Vorurteile gegenüber den direkten Nachfahren von Sklaven habe, doch solche Männer neigten häufig zu übertriebener Loyalität gegenüber ihren früheren Herrn.
    »Was ist mit dieser Fulvia?« fragte Vater. »Ich habe sie nie getroffen und kenne ihre Familie kaum. Die Fulvier waren einst bedeutend, aber jetzt sind sie praktisch ausgestorben oder haben die Stadt verlassen. Wir hatten seit mehr als siebzig oder achtzig Jahren keinen Konsul dieses Namens mehr.«
    »Diese junge Dame stammt aus Balae«, informierte Caesar ihn. »Sie ist unwichtig. Sie ist zwar die Verlobte von Clodius, aber das will nichts heißen. Im Zweifelsfall kann er sich jederzeit eine andere suchen.«
    Ich räusperte mich ein wenig zu laut. »Meine Herren«, begann ich, »ich zögere, meine Stimme in so erhabener Gesellschaft zu erheben, doch ich hatte gedacht, wir wären zusammengekommen, um zu erörtern, was wir gegen einen ketzerischen Kult unternehmen könnten, der auf römischem Boden verbotene Rituale praktiziert, und nicht, wie wir mit der Teilnahme der anwesenden Patrizierinnen umgehen sollen. Schließlich habe ich etliche von ihnen gesehen; diese drei habe ich nur zufällig erkannt.« Vater starrte mich wütend an, sagte jedoch nichts.
    »Ganz richtig«, sagte Bestia. »Es könnte sich als Fehler erweisen, Fulvia anzuklagen. Wer weiß, welche ihrer Schwestern sie der Teilnahme an diesen unreinen Riten bezichtigt.«
    »Wir haben es hier mit einem ungesetzlichen Menschenopfer zu tun!« beharrte ich.
    »Fürwahr«, sagte Caesar. »Das Gesetz ist in dieser Frage völlig unmißverständlich. Das Problem ist nur, daß ich keinen einzigen Fall kenne, in dem jemand unter diesem Tatvorwurf vor Gericht angeklagt worden wäre. Wenn das Opfer ein Sklave und damit Besitz einer der Beteiligten gewesen ist, greift der Mordvorwurf nicht. Die Censoren können Bürger und Bürgerinnen wegen Vergehen wider die öffentliche Sitte exilieren, aber eine strafrechtliche Verfolgung ist eine ganz andere Sache.«
    »Dann«, entgegnete ich, »mußt du die Personen, die diesen Kult praktizieren, kraft deines Amtes als Pontifex Maximus zu Staatsfeinden erklären und Maßnahmen gegen sie ergreifen. Könntest du sie nicht dazu verurteilen, ihr Heiligtum niederzureißen und den Mundus zu verstopfen?«
    »Das könnte ich schon, aber was wäre damit erreicht? Mit Ausnahme der hochgestellten sensationshungrigen Damen handelt es sich bei den meisten dieser Menschen um Fremde, selbst wenn sie aus Gegenden kommen, die formal das römische Bürgerrecht besitzen. Der eigentliche Grund, einige der widerwärtigeren fremdländischen Kulte aus der Stadt zu vertreiben, ist die Wahrung der öffentlichen Ordnung. Diese Hexen praktizieren ihre Riten in diskreter Entfernung vor der Stadtmauer und haben das, soweit wir wissen, möglicherweise seit Jahrhunderten getan, ohne je öffentlichen Aufruhr zu verursachen.«
    »Aber ihre Taten sind infam!« wandte ich ein. »Es ist ein Affront gegen unsere Gesetze und unsere Götter!«
    »Ich halte mich mit Verlaub für berufener als du, beide Fragen zu beurteilen«, sagte Caesar. »Bevor ich nach Gallien aufbreche, werde ich einen Untersuchungsausschuß einsetzen und seine Mitglieder bevollmächtigen, in meinem Namen zu handeln. Außerdem werde ich mit Clodius über seine Schwester und ihre Freundin Fulvia sprechen, die meines Wissens bei ihr lebt. Auch mit Lucullus werde ich ein ernstes Wort wechseln. Schließlich ist Fausta sein Mündel. Ihr Bruder Faustus befindet sich mit Lucius Culleolus in Illyricum, wo ich ihn treffen und von der Sache unterrichten werde. Ich werde weiterhin darauf drängen, daß alle drei Frauen zum Wohle ihrer Familien und zu ihrem eigenen Besten unwiderruflich aus Rom verbannt werden, wobei letzteres natürlich mit äußerster Diskretion geschehen sollte, um einen öffentlichen Skandal zu vermeiden.«
    »Wenn du mich entschuldigst, Gaius Julius«, unterbrach ich ihn, »ich glaube, ein öffentlicher Skandal ist genau das, was wir jetzt brauchen. Was ich gesehen habe …«
    »Was du gesehen hast, Decius«, sagte Caesar, und seine Stimme klang wie der Stahl sich kreuzender Schwerte, »reicht vielleicht, um eine Anklage gegen drei Patrizierinnen und eine etruskische Bauersfrau zu erheben. Wahrscheinlich könntest du noch an die Volksversammlungen appellieren, um irgendeine Reaktion zu provozieren, aber dabei würde nichts als Massenhysterie herauskommen,

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