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Tödliche Saturnalien

Titel: Tödliche Saturnalien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts John Maddox
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geworfen. Politik ist eine Sache. Ein Frevel eine ganz andere.«
    Furia drehte sich um und kramte in einem ihrer Körbe. »Römer«, sagte sie, »du bist bestimmt kein Freund von mir oder meinem Volk. Aber ich glaube, du bist ein guter Mensch, und die sind rar in Rom. Außerdem wachen deine Götter über dich, wie ich bei unserem ersten Treffen gesehen habe. Nimm dies.« Sie hielt mir eine dünne Bronzescheibe an einem Lederband hin, die an einer Stelle am Rand eingekerbt war. Ich nahm das Amulett und betrachtete es im fahlen Licht. Auf der einen Seite waren Zeichen eingraviert, die ich nie zuvor gesehen hatte. Auf der anderen Seite war ein Auge abgebildet, von dem in alle Richtungen Strahlen ausgingen.
    »Es wird dich schützen und dir helfen, dem Bösen auf die Schliche zu kommen«, sagte sie.
    Ich hängte mir das Band um den Hals. »Dank dir, Furia«, sagte ich.
    »Und jetzt vergiß mich. Eines Tages wirst du vielleicht ein hoher Beamter sein und versuchen wollen, uns auszulöschen, wie es schon viele, viele Male versucht worden ist. Es ist zwecklos. Du wirst unseren Mundus nie wieder finden, das kann ich dir versprechen, egal, wie lange du das vaticanische Feld auch absuchen magst. Es waren die Götter, die dich dorthin geführt haben, aber der Zweck ist nun erfüllt. Geh jetzt. Ich habe meine Wachhunde zurückgerufen. Sie werden dich nicht mehr belästigen.« Sie senkte den Blick, und ihr Gesicht verschwand im Schatten der steifen, schwarzen Krempe ihres Hutes. Ich drehte mich um und verließ ihr Zelt.
    Es war weit nach Mittag, als ich in die Stadt zurückkehrte. Zum ersten Mal seit meiner Rückkehr nach Rom empfand ich Zuversicht. Ich hatte das Gefühl, daß das Glück und vielleicht sogar die Götter auf meiner Seite waren. Vielleicht half auch Furias Amulett. Mir war jedenfalls, als ob ich auf einmal unerklärlicherweise alles klarer sah, nicht nur die äußere Erscheinung der Dinge, sondern auch ihr geheimes Wesen.
    Als ich den Viehmarkt überquerte, warf ich einen Blick auf den wie von einem inneren Licht erleuchteten, wunderschönen Tempel der Ceres. Ich stand wie von einer Vision überwältigt mit offenem Mund da, bis Passanten mich anstarrten und mit Fingern auf mich zeigten.
    Und dann wußte ich auf einmal, was ich übersehen hatte, worüber Julia und ich keine zwei Stunden zuvor gesprochen hatten. Hätte es sich um eine simple Ermittlung gehandelt, wäre mir dieser Lapsus nie passiert. Es lag an diesen Hexen mit ihren grausamen Ritualen sowie all den anderen Absonderlichkeiten, die diesen Fall so unübersichtlich gemacht hatten. Oder Julia hatte doch recht, und ich war tatsächlich ein wenig schwer von Begriff.
    Mit wehender Toga eilte ich den Weg bis zum Tempel hinauf und hüpfte förmlich die Stufen zum Büro der Aedilen hinab. Der betagte Freigelassene sah erstaunt auf.
    »Ich muß deinen Jungen ausleihen!« erklärte ich atemlos.
    »Du wirst nichts dergleichen tun!« informierte mich der alte Mann. »Er hat zu arbeiten!«
    »Ich bin Senator Decius Caecilius Metellus der Jüngere, Sohn des Censors Metellus. Ich bin ein wichtiger Mann und verlange, daß du mir den Jungen für eine Stunde überläßt.«
    »Na und«, meinte der Alte. »Ich bin ein Klient des Staates und für dieses Büro verantwortlich, und für mich bist du nur ein Senator ohne Streifen. Laß dich zum Aedilen wählen, dann kannst du wiederkommen und mich herumkommandieren, aber nicht vorher!«
    »Schon gut, schon gut«, grummelte ich und kramte in meiner sich rapide leerenden Börse. »Wieviel?« Wir kamen zu einer Übereinkunft.
    Der Junge verließ mit mir den Tempel, offenbar wenig glücklich über seine Lage. »Wofür brauchst du mich?« wollte er wissen.
    »Du hast doch gesagt, ein Sklave hätte den Bericht über den Mord an Harmodia abgeholt. Würdest du diesen Sklaven wiedererkennen?«
    Er zuckte die Schultern. »Ich weiß nicht. Er war ein Staatssklave. Die sehen alle gleich aus. Ich bin ein Tempelsklave.«
    »Für dich ist ein weiterer Denar drin, wenn du mich zu dem richtigen Mann führst«, erklärte ich ihm.
    Seine Miene hellte sich auf. »Ich will es versuchen.«
    Wir schlenderten zwischen den Basiliken umher, und der Junge beäugte die Sklaven, die herumstanden und daraufwarteten, daß ihnen jemand sagte, was sie tun sollten. Da die Gerichte heute nicht tagten, war das nicht besonders viel. Das ist eines der römischen Probleme: zu viele Sklaven, zu wenig Arbeit.
    Wir begannen an der Basilica Opimia, aber der Junge sah

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