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Toedliche Spiele

Toedliche Spiele

Titel: Toedliche Spiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Collins
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sehen würde. So wie Thresh. Nicht dass Peeta ein Schwächling wäre, und dass er nicht feige ist, hat er mehrfach bewiesen. Aber manche Dinge stellt man wohl einfach nicht infrage, wenn es zu Hause immer nach frischem Brot duftet. Gale dagegen stellt alles infrage. Was würde Peeta von den respektlosen Scherzen halten, mit denen wir tagtäglich das Gesetz brechen? Würde ihn das schockieren? Und wie wir über Panem reden? Gales Tiraden gegen das Kapitol?
    »Vielleicht gibt es in diesem Feld sogar einen Brotstrauch«, sage ich. »Vielleicht sieht Thresh deshalb besser genährt aus als zu Beginn der Spiele.«
    »Oder er hat großzügige Sponsoren«, sagt Peeta. »Ich frage mich, was wir tun müssen, damit Haymitch uns ein bisschen Brot schickt.«
    Ich ziehe die Augenbrauen hoch, aber dann fällt mir ein, dass er ja nichts von der Botschaft weiß, die Haymitch uns vor ein paar Tagen geschickt hat. Ein Kuss gleich ein Topf Brühe. Aber damit kann ich ja jetzt schlecht herausplatzen. Wenn ich es aussprechen würde, würde ich die Zuschauer darauf stoßen, dass die ganze Liebesgeschichte nur Show war, um ihre Sympathien zu gewinnen, und dann würden wir gar nichts zu essen bekommen. Irgendwie muss ich die Dinge glaubhaft wieder auf Kurs bringen. Mit etwas Einfachem anfangen. Ich nehme seine Hand.
    »Ach, wahrscheinlich hat er schon zu viele Mittel eingesetzt, damit ich dich außer Gefecht setzen konnte«, sage ich verschmitzt.
    »Ach, stimmt ja«, sagt Peeta und verschränkt seine Finger mit meinen. »Versuch das nicht noch mal.« »Sonst?«, frage ich.
    »Sonst ... sonst ...« Ihm fällt nichts Gutes ein. »Ich muss nachdenken.«
    »Was ist los?«, sage ich grinsend.
    »Das ist los: Wir sind beide noch am Leben. Und jetzt denkst du bestimmt, du hättest richtig gehandelt«, sagt Peeta. »Hab ich ja auch«, sage ich.
    »Nein! Eben nicht, Katniss!« Er hält meine Hand jetzt so fest, dass es wehtut, und er klingt richtig wütend. »Du sollst nicht für mich sterben. Tu mir nie mehr einen solchen Gefallen. Okay?«
    Seine Heftigkeit erschreckt mich, aber ich erkenne darin auch eine hervorragende Chance, an Essen zu kommen, also mache ich weiter. »Ist dir schon mal der Gedanke gekommen, dass ich es vielleicht für mich selbst getan habe, Peeta? Vielleicht bist du ja nicht der Einzige, der ... der sich Sorgen macht ... wie es wäre, wenn ...«, stammele ich. Ich kann nicht so gut mit Worten umgehen wie Peeta. Und während ich gesprochen habe, hat mich die Vorstellung, Peeta zu verlieren, erneut getroffen und ich merke, wie sehr ich mir wünsche, dass er nicht stirbt. Nicht nur wegen der Sponsoren. Nicht nur aus Sorge, was bei meiner Rückkehr nach Hause passieren könnte. Nicht nur, weil ich nicht allein sein möchte. Seinetwegen. Ich will den Jungen mit dem Brot nicht verlieren.
    »Wenn was, Katniss?«, fragt er sanft.
    Am liebsten würde ich die Läden zumachen, diesen Augenblick vor den neugierigen Blicken Panems abschotten. Selbst wenn das bedeutet, dass wir nichts zu essen bekommen. Was ich jetzt fühle, geht niemanden etwas an außer mir.
    »Haymitch hat mir geraten, genau um dieses Thema einen Bogen zu machen«, sage ich ausweichend, obwohl Haymitch nie irgendwas in der Art gesagt hat. Wahrscheinlich verflucht er mich gerade, weil ich diesen spannenden Moment verpatze. Aber irgendwie rettet Peeta die Situation.
    »Dann muss ich mir den Rest selber denken«, sagt er und rückt näher.
    Es ist der erste Kuss, den wir beide ganz bewusst erleben. Ohne dass einer von Krankheit oder Schmerz benebelt oder bewusstlos ist. Kein Kuss mit fieberheißen oder eiskalten Lippen. Es ist der erste Kuss, der in meiner Brust etwas auslöst. Etwas Warmes und Eigenartiges. Es ist der erste Kuss, der mir Lust auf mehr macht.
    Aber ich bekomme keinen mehr. Na ja, ich bekomme zwar einen zweiten Kuss, aber nur einen leichten auf die Nasenspitze, denn Peeta ist abgelenkt worden. »Ich glaube, deine Wunde hat wieder angefangen zu bluten. Komm, leg dich hin, es ist sowieso Schlafenszeit«, sagt er.
    Meine Socken sind jetzt so trocken, dass ich sie anziehen kann. Ich gebe Peeta seine Jacke zurück. Die nasse Kälte dringt mir sofort in die Knochen ein, wie kalt muss ihm dann sein?
    Ich bestehe auch darauf, die erste Wache zu übernehmen, obwohl keiner von uns davon ausgeht, dass bei dem Wetter jemand kommt. Aber er stimmt nicht eher zu, bis ich auch im Schlafsack bin, und ich zittere so sehr, dass Widerstand zwecklos ist. Ganz anders als

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