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Toedliche Spiele

Toedliche Spiele

Titel: Toedliche Spiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Collins
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zweite Tischfläche hochgefahren, auf der unser Mittagessen steht. Hühnchen und Orangenstücke in Sahnesoße auf einem Bett aus perlweißem Getreide, kleine grüne Erbsen und Zwiebeln, Brötchen in Blumenform und zum Nachtisch ein honigfarbener Pudding.
    Ich versuche mir vorzustellen, wie ich diese Mahlzeit mit meinen Mitteln zu Hause zusammenstellen könnte. Hühner sind zu teuer, aber ich könnte stattdessen einen wilden Truthahn nehmen. Ich müsste noch einen zweiten Truthahn schießen, um ihn gegen eine Orange einzutauschen. Die Sahne müsste ich durch Ziegenmilch ersetzen. Erbsen könnten wir im Garten ziehen. Wilde Zwiebeln bekäme ich aus dem Wald. Das Getreide kenne ich nicht, unser Tesserazeug wird beim Kochen zu einer unansehnlichen braunen Pampe. Für ausgefallene Brötchen müsste ich dem Bäcker noch etwas zum Tausch bringen, vielleicht zwei oder drei Eichhörnchen. Was den Pudding angeht, so habe ich nicht die leiseste Ahnung, was darin ist. Tagelang Jagen und Sammeln nur für diese eine Mahlzeit, und selbst dann wäre es bloß ein armseliger Ersatz für das Original hier im Kapitol.
    Ich frage mich, wie es sich wohl anfühlt, in einer Welt zu leben, wo das Essen auf Knopfdruck erscheint. Was würde ich in all den Stunden tun, die ich derzeit damit verbringe, den Wald auf der Suche nach Nahrung zu durchkämmen, wenn uns der Unterhalt so leichtfiele? Was tun sie den ganzen Tag, diese Leute im Kapitol, abgesehen davon, dass sie ihre Körper dekorieren und auf eine neue Lieferung Tribute warten, die zu ihrem Amüsement sterben sollen?
    Ich schaue auf, Cinnas Blick ist auf mich gerichtet. »Wie verabscheuenswert wir dir vorkommen müssen«, sagt er.
    Hat er das in meinem Gesicht gesehen oder meine Gedanken gelesen? Aber er hat recht. Der ganze miese Haufen ist verabscheuenswert.
    »Sei's drum«, sagt Cinna. »Jetzt, Katniss, zu deinem Kleid für die Eröffnungsfeier. Meine Partnerin, Portia, ist die Stylistin für deinen Mittribut, Peeta. Und im Moment planen wir, euch komplementär einzukleiden«, sagt Cinna. »Wie du weißt, ist es üblich, das besondere Merkmal des Distrikts widerzuspiegeln.«
    Bei der Eröffnungsfeier soll man etwas tragen, das an den wichtigsten Wirtschaftszweig des Distrikts erinnert. Distrikt 11: Landwirtschaft. Distrikt 4: Fischerei. Distrikt 3: Fabriken. Das bedeutet für Peeta und mich, die wir aus Distrikt 12 kommen, dass unsere Aufmachung irgendwie an Bergleute erinnern soll. Da die sackartigen Overalls der Bergarbeiter nicht besonders kleidsam sind, stecken sie unsere Tribute gewöhnlich in spärliche Kleider und Hüte mit Stirnlampe. In einem Jahr standen unsere Tribute splitterfasernackt da, nur mit schwarzem Puder bedeckt, der den Kohlenstaub darstellen sollte. Es ist jedes Mal grauenvoll und trägt nicht dazu bei, die Gunst der Menge zu gewinnen. Ich mache mich auf das Schlimmste gefasst.
    »Ich werde also in ein Bergarbeiteroutfit gesteckt?«, frage ich und hoffe, dass es nichts Unanständiges ist.
    »Nicht ganz. Weißt du, Portia und ich finden, dass die Sache mit den Bergarbeitern ziemlich übertrieben wird. So würde sich niemand an dich erinnern. Aber wir beide halten es für unsere Aufgabe, die Tribute aus Distrikt 12 unvergesslich zu machen«, sagt Cinna.
    Bestimmt muss ich nackt dastehen,
denke ich.
    »Das heißt, wir werden weniger die Kohleförderung in den Mittelpunkt stellen als vielmehr die Kohle selbst«, sagt Cinna.
    Nackt und mit Kohlenstaub bedeckt,
denke ich.
    »Und was machen wir mit der Kohle? Wir verbrennen sie«, sagt Cinna. »Du hast doch keine Angst vor Feuer, Katniss, oder?« Er sieht meinen Gesichtsausdruck und grinst.
    Ein paar Stunden später stecke ich in einem Kleid, das entweder das spektakulärste oder das tödlichste Kostüm der Eröffnungsfeier sein wird. Ich stecke vom Hals bis zu den Knöcheln in einem schlichten schwarzen Einteiler. Glänzende Lederschnürstiefel bis zu den Knien. Die Krönung aber ist der wallende Umhang aus orangefarbenen, gelben und roten Stoffstreifen und die dazu passende Kopfbedeckung. Cinna will sie im letzten Moment, kurz bevor unser Kampfwagen auf die Straße rollt, in Brand stecken.
    »Natürlich keine echte Flamme, nur ein kleines künstliches Feuer, das Portia und ich erfunden haben. Dir kann gar nichts passieren«, sagt er. Aber ich bin mir nicht so sicher, ob ich nicht schon gut durchgebraten sein werde, wenn wir das Stadtzentrum erreichen.
    Mein Gesicht ist relativ frei von Make-up, nur ein paar

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