Toedliche Spiele
Claudius macht eine Pause, als wüsste er, dass wir nicht ganz mitkommen, und wiederholt die Änderung noch einmal.
Langsam erfasse ich, was das bedeutet. Zwei Tribute können dieses Jahr gewinnen. Wenn sie aus demselben Distrikt stammen. Beide dürfen leben. Wir beide dürfen leben.
Bevor ich mich zurückhalten kann, rufe ich laut Peetas Namen.
Teil 3
Der Sieger
19
Ich schlage mir die Hände vor den Mund, aber da ist es schon heraus. Der Himmel wird schwarz und ich höre ein Froschkonzert.
Dummkopf!,
schelte ich mich. Wie konnte ich nur so was Dummes tun! Starr warte ich darauf, dass die Angreifer durch den Wald toben. Dann fällt mir ein, dass kaum noch welche übrig sind.
Peeta, der verwundet wurde, ist nun mein Verbündeter. Die Zweifel, die ich ihm gegenüber hatte, sind schlagartig ausgelöscht. Wenn jetzt noch einer von uns den anderen töten sollte, würde er bei der Rückkehr in Distrikt 12 behandelt wie ein Aussätziger. Wäre ich jetzt Zuschauer, würde ich die Tribute verabscheuen, die sich nicht sofort mit dem Tribut aus ihrem Heimatdistrikt verbünden würden. Abgesehen davon ist es nur vernünftig, sich gegenseitig zu beschützen. Und in meinem Fall - schließlich sind wir das tragische Liebespaar aus Distrikt 12 - ist es eine absolute Notwendigkeit, wenn ich die Sympathien der Sponsoren nicht verlieren will.
Das tragische Liebespaar ... Peeta muss die Masche die ganze Zeit durchgehalten haben. Weshalb sonst hätten die Spielmacher diese noch nie da gewesene Regel einführen sollen, dass plötzlich zwei Tribute die Chance haben zu gewinnen? Offenbar ist unsere »Liebesgeschichte« beim Publikum so gut angekommen, dass es den Erfolg der Spiele gefährden würde, wenn sie zum Scheitern verurteilt wäre. Was bestimmt nicht mein Verdienst ist. Ich habe Peeta nicht getötet, aber das ist auch schon alles. Doch was immer er in der Arena getan hat, es muss die Zuschauer davon überzeugt haben, dass er mich damit retten wollte. Als er den Kopf schüttelte, damit ich nicht zum Füllhorn rannte; sich Cato entgegenstellte, damit ich fliehen konnte. Selbst dass er gemeinsame Sache mit den Karrieros gemacht hat, diente meinem Schutz. Wie es aussieht, war Peeta zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für mich.
Bei diesem Gedanken muss ich lächeln. Ich lasse die Hände sinken und halte das Gesicht ins Mondlicht, damit die Kameras es ganz bestimmt einfangen.
Wer ist dann noch übrig, vor dem ich mich fürchten muss? Fuchsgesicht? Der Junge aus ihrem Distrikt ist tot. Sie ist allein unterwegs, nachts. Und ihre Strategie bestand bisher darin, auszuweichen, nicht anzugreifen. Selbst wenn sie meine Stimme gehört hat, glaube ich eigentlich nicht, dass sie mehr unternehmen wird, als zu hoffen, dass ein anderer mich umbringt.
Dann ist da noch Thresh. Na gut, der ist eine echte Bedrohung. Aber seit Beginn der Spiele habe ich ihn kein einziges Mal zu Gesicht bekommen. Mir fällt ein, wie alarmiert Fuchsgesicht am Ort der Explosion war, als sie ein Geräusch hörte. Aber sie hat sich nicht zum Wald umgedreht, sondern in die entgegengesetzte Richtung. Zu dem Teil der Arena, der in unbekannte Tiefen abfällt. Ich bin fast sicher, dass es Thresh war, vor dem sie weggerannt ist, und dass dies sein Reich ist. Von dort könnte er mich nie hören, und selbst wenn - ich sitze viel zu weit oben, als dass jemand von seiner Statur mich erreichen könnte.
Bleiben noch Cato und das Mädchen aus Distrikt 2, die jetzt bestimmt die neue Regel feiern. Abgesehen von Peeta und mir sind sie die Einzigen, die davon profitieren. Soll ich nun vor ihnen weglaufen, nur auf den Verdacht hin, sie könnten gehört haben, wie ich Peetas Namen rief?
Nein,
denke ich mir.
Sollen sie ruhig kommen.
Sollen sie kommen, mit ihren Nachtsichtbrillen und ihren schweren Körpern, unter denen die Äste brechen. Schön in Reichweite meiner Pfeile. Aber ich weiß, dass sie das nicht tun werden. Schon bei Tag haben sie sich nicht in die Nähe meines Feuers gewagt, also werden sie bei Nacht bestimmt nicht riskieren, in die mögliche Falle zu tappen. Wenn sie kommen, dann bestimmen sie die Bedingungen - nicht, weil ich ihnen meinen Aufenthaltsort verrate.
Bleib, wo du bist, Katniss, und schlaf ein bisschen,
befehle ich mir, obwohl ich mich jetzt zu gern auf die Suche nach Peeta machen würde.
Morgen wirst du ihn finden.
Ich schlafe, aber am nächsten Morgen bin ich besonders vorsichtig. Auf einem Baum wollten die Karrieros mich vielleicht nicht angreifen, doch aus
Weitere Kostenlose Bücher