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Tödliche Therapie

Tödliche Therapie

Titel: Tödliche Therapie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretzky
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privaten Sorgen im Zaum.
Bei unserer Ankunft steckte Mr. Contreras seinen Kopf aus der Tür.
    „Sehr gut, daß Sie meinen Rat befolgt haben, junger
Mann. Es wird Sie nicht reuen.“
    Peter wurde rot und verkrampfte sich. Auch mir war
die Situation etwas peinlich. Mr. Contreras sah uns nach, während wir die
Treppe hinaufstiegen, und machte schließlich die Tür zu, als wir um die Ecke
bogen. Oben angekommen, brachen wir in schuldbewußtes Gelächter aus.
     
    18 Bootspartie
     
    Der Herald-Star brachte eine hübsche, kleine Geschichte über
IckPiff mit der Überschrift: VANDALEN ZERSTÖREN BÜRO VON ABTREIBUNGSGEGNERN.
Ich hatte befürchtet, sie würden den Artikel irgendwo im letzten Teil plazieren
zusammen mit den Vergewaltigungen, Morden, Autounfällen und Drogentoten des
Vortags, aber sie quetschten den ersten Absatz noch unten auf die erste Seite.
Dieter Monkfish sah in dem Einbruch das Werk der bösen Kindermörder, einen
Vergeltungsakt für die Zerstörung von Lottys Praxis, aber laut Polizeibericht
waren fünf Betrunkene festgenommen worden, die sich prügelten, Schubläden
ausleerten und sich gegenseitig mit Papieren bewarfen. Die Anklage lautete auf
Einbruch, ordnungswidriges Verhalten und Sachbeschädigung. Es war eine
hübsche, kurze Geschichte - zu kurz, um über etwaige Andeutungen der
Trunkenbolde zu berichten, daß eine mysteriöse Frau sie zu IckPiff
hinaufgeschickt hatte.
    Ich war zum Laden an der Ecke gegangen, um die
Zeitung und Lebensmittel zu holen, während Peter weitergeschlafen hatte. Er
stolperte in die Küche, als ich gerade meine zweite Tasse Kaffee trank. Die
Augen zusammengekniffen, streckte er mir eine Hand entgegen und bat kläglich um
Kaffee.
    Ich schenkte ihm eine Tasse ein. „Ich hoffe, du
fühlst dich besser, als du aussiehst. Willst du unseren Ausflug abblasen?“
    „Nein“, antwortete er heiser. „Ich muß mich nur
erst dran gewöhnen, daß ich nicht tot bin. Was zum Teufel hat mir der Kerl bloß
gestern abend eingeflößt?“
    Er saß eine Weile mürrisch herum, trank
schluckweise Kaffee, hielt sein Gesicht in den Dampf und schauderte jedesmal,
wenn ich etwas Eßbares erwähnte. Mit dem typischen Taktgefühl des tugendhaft
Nüchternen angesichts eines verkaterten Freundes aß ich Pitabrot mit
Schweizerkäse, Tomaten, grünem Salat und Senf. Als Peter nicht auf die
Nachricht reagierte, daß die Chicago Cubs die Atlanta Braves im Baseball
geschlagen hatten, ließ ich ihn zusammengesackt am Küchentisch sitzen und ging
ins Wohnzimmer, um Lotty anzurufen.
    „Ich habe die IckPiff-Geschichte in der Zeitung
gelesen.
    Dieter, der Irre, glaubt, daß
Abtreibungsbefürworter sich für das Chaos in deiner Praxis rächen wollten. Soll
ich dir die Streeter-Brüder schicken, damit sie einschreiten können, falls
seine Anhänger eine zweite Runde einleiten wollen?“
    Sie hatte den Artikel ebenfalls gelesen. „Es
reicht, wenn du mir ihre Telefonnummer gibst. Du weißt nicht zufälligerweise
irgendwas über diesen Einbruch, Vic?“
    „Ich? Nein. In der Zeitung steht, daß fünf
Alkoholiker sich dort auf eine Konfettiparade vorbereitet haben.“ Ich blickte
auf die IckPiff-Akten, die Peter auf einem Berg von Wall Street Journals auf dem Couchtisch abgelegt hatte.
    „Ich weiß, Vic. Ich kann lesen. Und ich kenne dich.
Danke für den Anruf - ich muß los.“
    Ich setzte mich auf den Boden und nahm mir den
Karteikasten vor. Aufgrund der Geräusche aus dem Bad mußte Peter sich dazu
entschlossen haben, seinem Zustand mit einer Dusche abzuhelfen. Ich fing bei A
an. Ich schätzte, daß ungefähr sechstausend Namen aufgelistet waren. Wenn ich
in der Minute zehn schaffte, brauchte ich für alle zehn Stunden. Diese Art von
Arbeit gehörte eindeutig zu meinen Lieblingsbeschäftigungen und war mit ein
Grund, warum ich bedauerte, daß die Frauenbewegung ins Leben gerufen wurde,
bevor ich mit meinem akademischen Grad Sekretärin werden konnte.
    Ich war bei Attwood, Edna und Bill, die in den
letzten vier Jahren jeweils fünfzehn Dollar gespendet hatten, als Peter hereinkam.
Er war angezogen und sah wieder wie ein menschliches Wesen aus, allerdings
nicht wie jemand, zu dem ich mit Wehen gehen würde.
    „Schon was gefunden?“ fragte er.
    „Hab gerade erst angefangen. Ich denke, wenn ich in
diesem Tempo weiterarbeite, werde ich gegen Ende November fertig sein.“
    „Kannst du dich mal davon trennen? Es ist schon
halb zehn, ich muß noch bei mir zu Hause vorbeifahren und mich umziehen. Wenn
wir jetzt

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