Tödliche Therapie
Faust zusammen. Ich nahm Ordner und
Karteikasten auf, verließ das Büro, ohne das Licht zu löschen und die Tür zu
schließen, und begann die Treppe hinunterzusteigen. Mein Freund vom zweiten
Stock lag noch immer da und, beladen wie ich war, war es noch schwieriger, über
ihn hinwegzusteigen. Ich stieß mit dem linken Fuß an seinen Kopf, aber er
wachte nicht auf.
Drei Männer lagerten in der Eingangshalle, beäugten
mich mißtrauisch, machten aber keine Anstalten aufzustehen. Ich öffnete die
Faust und ließ die Geldscheine fallen. Sofort stürzten sie sich drauf.
„He, das ist meines“, jammerte ich. „Ich hab’s
selbst gefunden. Wenn ihr Geld wollt, dann tut was dafür, so wie ich.“
Ich stellte die Akten auf dem Boden ab und langte
halbherzig nach dem Geld. Einer bemerkte die Scheine in meiner Blusentasche
und zog sie heraus.
„Mensch, Jungs. Gebt's mir zurück. Oben ist noch
mehr, holt euch doch dort das Geld.“
Sie musterten mich hart.
„Das ist von oben?“ fragte ein Mann unbestimmbaren
Alters, vielleicht ein Weißer.
„Oben steht ein Büro offen“, schluchzte ich. „Das
Licht brennt und so. Ich hab das in einer Schublade gefunden. Es liegt noch viel
mehr rum. Ich wollte nicht stehlen - nur ein bißchen Geld für 'ne Flasche
Fusel.“
Sie beäugten mich noch immer argwöhnisch und
brummten in ihre Barte. Dann entdeckten sie den Karteikasten.
„Da ist Geld drin“, sagte ihr Sprecher.
Bevor er den Inhalt ausleeren oder den Kasten
stehlen konnte, öffnete ich ihn und hielt ihn vor seine Nase. „Wo ist hier
Geld?“
„Vergiß es.“ Der Sprecher trug einen dicken
Wintermantel, der ihm fünf Nummern zu groß war.
Seine Freunde, die bislang die Klappe gehalten
hatten, unterstützten ihn jetzt, indem sie mir befahlen, aus dem Weg zu gehen,
wenn ich wüßte, was gut für mich wäre. Ich zog mich zur Haustür zurück, während
sie gemeinsam die Treppe hinaufschlurften, sich gegenseitig in den Rücken
stießen, Obszönitäten von sich gaben und kicherten.
Auf dem Weg zum Auto kam ich an zwei streitenden
Männern vorbei. Einer trug einen dreiteiligen Anzug, der ihm gepaßt hätte,
wäre er dreißig Pfund schwerer gewesen; der andere hatte ein ärmelloses T-Shirt
an und Arbeitshosen.
„Und ich behaupte, niemand hat besser getroffen wie
Billy Williams“, sagte Anzug in einem Ton, als wäre die Angelegenheit damit
entschieden, sein Gesicht nahe an dem von T-Shirt.
„He!“ rief ich ihnen zu. „In dem Haus da ist ein
Büro mit Geld. Ich hab’s gefunden, und die Typen da haben's mir wieder
weggenommen.“
Nach mehreren Wiederholungen hatten sie verstanden
und rannten die Straße hinunter auf das Gebäude zu. Ich sah zu, daß ich zu
meinem Wagen kam. Die Polizei patroulliert häufig durch Straßen wie diese; ich
wollte ihnen nicht ins Scheinwerferlicht laufen. Im Auto zog ich meine
stinkenden Turnschuhe aus und fuhr barfuß nach Hause. Vor meiner Wohnung bemerkte
ich, daß Peters Sportwagen auf der gegenüberliegenden Straßenseite geparkt war.
Erschrocken fiel mir ein, daß wir uns zum Abendessen verabredet hatten. Aber
meine Besessenheit mit Monkfish und das nachmittägliche Gespräch mit dem Fabrikbesitzer
hatten mich dieses Rendezvous völlig vergessen lassen. Ich betrat das Haus in
der Erwartung, ihn in der Halle vorzufinden. Als ich ihn nirgends sah, wollte
ich hinaufgehen, und in diesem Moment öffnete sich die Tür von Mr. Contreras'
Wohnung.
„Da sind Sie ja. Ich hab den Doc für Sie
unterhalten.“
Er führte mich in sein vollgestopftes Wohnzimmer.
Peter saß in dem senffarbenen Sessel und trank eine klare Flüssigkeit - Mr.
Contreras fauligen Lieblingsgrappa.
„Hallo, Vic. Ich dachte, wir wären verabredet. Dein
Nachbar hat sich meiner erbarmt und mich auf ein paar Gläschen mit
hereingenommen. Wir sprachen gerade über die Launenhaftigkeit mancher Frauen.“
Er machte keinerlei Anstalten, sich aus dem Sessel zu erheben. Ich war mir
nicht sicher, ob er sitzenblieb, weil er sich ärgerte, versetzt worden zu
sein, oder weil er gelähmt war, eine typische Nebenwirkung von Grappa.
„Mit gutem Grund. Ich entschuldige mich. Aber ich
mußte einfach was unternehmen, um herauszufinden, warum sich Dieter Monkfish
meinen Ex-Mann als Rechtsbeistand leisten kann. Und darüber habe ich unsere
Verabredung vergessen.“
Ich bot ihm an, meine nicht vorhandene Speisekammer
für ihn zu plündern, aber Mr. Contreras hatte Steaks auf dem Gartengrill und
beide waren satt.
„Haben Sie etwas
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