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Tödliche Versuchung

Tödliche Versuchung

Titel: Tödliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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ins Hinterzimmer, wo die Waffen und das Büromaterial aufbewahrt werden. Ranger machte die Tür zum vorderen Ladenraum auf, der nur von dem Licht, das von der Straße draußen durch die Schaufensterscheiben fiel, erleuchtet war. Er postierte sich zwischen die beiden Räume und hatte auf diese Weise beide Türen im Blick.
    Er legte meine Jacke und die Handschellen auf einem Aktenschrank ab, außer Reichweite für mich, und sah auf das mit dem Bolzenschneider abgetrennte Armband an meinem rechten Handgelenk. »Tolles Modedesign.«
    »Trotzdem nervig.«
    Er nahm den Schlüssel aus der Tasche, schloss die Handschellen damit auf und warf sie auf meine Jacke. Dann nahm er meine beiden Hände in seine und drehte die Innenflächen nach oben. »Du hast die Kleidung einer fremden Person an, du führst eine fremde Waffe mit, du hast dich an den Händen geschnitten, und du trägst keine Unterwäsche. Was hast du vor?« Ich sah auf die Wölbung meiner Brust und die hervorstehenden Warzen, die sich unter meinem T-Shirt abzeichneten. »Manchmal gehe ich eben ohne Unterwäsche aus dem Haus.«
    »Du gehst nie ohne Unterwäsche aus dem Haus.« »Woher willst du das wissen?«
    »Gott hat mir die Gabe der Hellseherei verliehen.« Ranger trug seine übliche Straßenkleidung: schwarze Cargohose, die in schwarzen Stiefeln steckten, schwarzes T-Shirt und schwarze Windjacke. Er zog die Windjacke aus und legte sie mir über die Schultern. Sie war noch kuschelig von seiner Körperwärme und roch ganz schwach nach Meer.
    »Bist du oft in Deal?«, fragte ich.
    »Eigentlich müsste ich jetzt da sein.«
    »Hast du jemanden, der Ramos für dich beschattet?« »Tank.«
    Seine Hände hielten noch immer die Jacke fest, wobei die Knöchel leicht meine Brüste berührten. Ein Akt intimer Inbesitznahme, keine sexuell aggressive Geste.
    »Wie willst du vorgehen?«, fragte er mit weicher Stimme. »Wobei?«
    »Wenn du mich festnehmen willst. Darum geht es doch.« Das war meine ursprüngliche Absicht gewesen, aber Ranger hatte mir mein Handwerkszeug entwendet. Die Luft, die jetzt in ineine Lungen strömte, war prickelnd und schwer, und ich fand, dass es mir eigentlich völlig schnuppe sein konnte, ob Carol von der Brücke sprang oder nicht. Ich legte meine Hände flach auf seinen Bauch. Ranger sah mich aufmerksam an. Ich glaube, er wartete darauf, dass ich seine Frage beantwortete, aber ich hatte ein viel drängenderes Problem. Ich wusste nicht, welchem Gefühl ich zuerst nachgeben sollte. Sollte ich meine Hände nach oben bewegen? Oder sollte ich meine Hände nach unten bewegen? Meine Hände wollten lieber nach unten, aber das erschien mir ein bisschen zu forsch. Er sollte nicht denken, ich sei leicht zu haben.
    »Steph?«
    »Hm?«
    Meine Hände lagen immer noch auf seinem Bauch, und ich spürte, dass er anfing zu lachen. »Da brennt irgendwas, Babe, ich rieche es. Du bist wohl schwer am Nachdenken.« Es war jedenfalls nicht mein Gehirn, das brannte. Ich rührte ein bisschen mit den Fingerspitzen.
    Er schüttelte den Kopf. »Mach mich nicht heiß. Das ist kein guter Zeitpunkt.« Er nahm meine Hände von seinem Bauch und sah sich wieder die Verletzungen an. »Wie ist das passiert?« Ich erzählte ihm von Habib und Mitchell und der Flucht aus der Fabrik.
    »Arturo Stolle hat sich um Homer Ramos verdient gemacht«, sagte Ranger.
    »Wie soll ich das verstehen? Mir sagt ja keiner was!« »Stolle sichert sich seinen Gewinnanteil am Verbrechen seit Jahren durch Geschäfte mit illegaler Adoption und Einwanderung. Er benutzt seine Kontakte nach Asien, um junge Mädchen zur Prostitution ins Land zu schleusen und teure Adoptionskinder zu produzieren. Vor sechs Monaten kam Stolle auf die Idee, dass er dieselben Kontakte auch nutzen kann, um mit den Mädchen Drogen ins Land zu schmuggeln. Das Problem dabei ist nur, dass Drogengeschäfte nicht in Stolles Bereich fallen.
    Deswegen hat er sich mit Homer Ramos kurz geschaltet, der weit und breit als Arschloch verschrien ist, immer in Geldnöten, und er hat dafür gesorgt, dass Ramos als Kassierer zwischen ihm und seinen Kunden fungiert. Stolle hat geglaubt, die anderen Mafiavertreter würden vor einem Sohn von Alexander Ramos zurückschrecken.«
    »Was ist deine Funktion in dem Ganzen?«
    »Ich bin Schlichter. Ich vermittle zwischen den Fraktionen.
    Alle Beteiligten, die Bundespolizei eingeschlossen, möchten einen Bandenkrieg vermeiden.« Sein Pager piepste, und er las das Display. »Ich muss zurück nach Deal. Hast du

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