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Tödliche Versuchung

Tödliche Versuchung

Titel: Tödliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Vampir!«
    Grandma klopfte an die Tür. »Hallo!«, rief sie.
    Ich legte auf und öffnete die Tür.
    »Ich habe eine Überraschung für dich!«, sagte Grandma. »Ich ziehe zu dir, bis ich eine eigene Wohnung gefunden habe.«
    »Aber du wohnst doch bei Mom.«
    »Nicht mehr. Dein Vater ist ein Arschgesicht.« Sie zog ihren Koffer hinter sich her, nahm ihren Mantel ab und hängte ihn an einen Garderobehaken. »Ich suche mir was Eigenes. Ich habe es satt, ewig die Fernsehshows mit angucken zu müssen, die dein Vater sehen will. Deswegen bleibe ich hier, bis ich eine eigene Wohnung gefunden habe. Ich wusste, dass es dir nichts ausmacht, wenn ich eine Zeit lang bei dir unterkomme.«
    »Ich habe nur ein Schlafzimmer.«
    »Ich lege mich auf die Couch. Ich stelle keine Ansprüche, wenn es um’s Schlafen geht. Ich kann auch im Stehen schlafen, im Schrank, wenn es sein muss.«
    »Und was ist mit Mom? Die wird sich einsam fühlen. Sie ist es gewöhnt, jemandem um sich zu haben.« Was heißen sollte: Und was ist mit mir? Ich bin nicht daran gewöhnt, jemanden um mich zu haben.
    »Da hast du wohl Recht«, sagte Grandma. »Aber das muss sie mit sich allein abmachen. Ich kann nicht immer für Stimmung im Haus sorgen. Das ist mir zu anstrengend. Versteh mich nicht falsch. Ich habe deine Mutter gern, aber sie kann einem jede Freude verderben. Und ich habe nicht mehr viel Zeit zu vergeuden. Dreißig Jahre, wenn’s gut geht.«
    In dreißig Jahren war Grandma weit über hundert – und ich über sechzig, wenn mich die Arbeit nicht vorher umgebracht hatte.
    Jemand tippte leise an die Tür. Morelli war heute früh dran. Ich machte auf, und erst als er den Flur halb durchschritten hatte, entdeckte er Grandma.
    »Grandma Mazur«, sagte er.
    »Ja«, antwortete sie. »Ich wohne jetzt hier. Bin gerade eingezogen.«
    Morellis Mundwinkel verzogen sich zu einem angedeuteten Grinsen nach oben. Blödmann.
    »Soll das eine Überraschung sein?«, wollte Morelli wissen.
    Ich nahm ihm den Karton mit Hühnchen ab. »Grandma hatte einen Streit mit meinem Vater.«
    »Sind das Hühnchen?«, fragte Grandma. »Ich kann es bis hierhin riechen.«
    »Es reicht für uns alle«, sagte Morelli. »Ich kaufe immer eine Portion mehr.«
    Grandma zwängte sich an uns vorbei in die Küche. »Ich habe einen Mordshunger. Diese Umzieherei macht ganz schön Appetit.« Sie sah in die Tüte. »Und Brötchen sind auch dabei. Und Krautsalat.« Sie schnappte sich Teller aus dem Regal und deckte den Tisch im Esszimmer. »Das wird lustig. Ich hoffe, du hast Bier im Haus. Ich habe Durst auf ein Bier.«
    Morelli grinste immer noch.
    Morelli und ich hatten seit einiger Zeit eine Beziehung, mal innig, mal weniger innig. Damit will ich nur freundlich umschreiben, dass wir gelegentlich das Bett teilten. Wenn aus der gelegentlichen Übernachtung ab jetzt ein generelles Übernachtungsverbot werden sollte, würde Morelli das bestimmt nicht mehr lustig finden.
    »Das bringt unsere Pläne für den Abend durcheinander«, flüsterte ich Morelli ins Ohr.
    »Wir brauchen nur den Ort zu wechseln«, sagte er. »Wir können nach dem Essen zu mir gehen.«
    »Das kannst du vergessen. Was soll ich Grandma sagen? Tut mir Leid, ich schlafe heute Nacht nicht hier, weil ich es mit Joe treiben will?«
    »Hast du was daran auszusetzen?«
    »Kann ich nicht behaupten. Aber ich käme mir eklig vor.«
    »Eklig?«
    »Mir würde sich der Magen umdrehen.«
    »Quatsch. Grandma Mazur hätte bestimmt nichts dagegen.«
    »Nein. Aber sie wüsste Bescheid.«
    Morelli sah genervt aus. »Frauensachen, kann ich da nur sagen.«
    Grandma kam zurück in die Küche und holte Gläser. »Hast du irgendwo Servietten?«
    »Ich habe keine Servietten«, sagte ich zu ihr.
    Sie sah mich einen Moment verständnislos an: ein Haushalt ohne Servietten, wo gibt’s denn so was?
    »In der Tüte mit den Brötchen sind Servietten«, sagte Morelli.
    Grandma schaute in die Tüte und strahlte. Ist er nicht ein Goldschatz?«, sagte sie. »Hat sogar an die Servietten gedacht, der Gute.«
    Morelli schaukelte auf den Fußballen und warf mir einen Blick zu, der besagte, was für ein Glückspilz ich doch sei. »Allzeit bereit«, sagte Morelli.
    Ich verdrehte die Augen an die Decke.
    »Ein richtiger Polizist«, sagte Grandma. »Allzeit bereit.«
    Ich setzte mich ihr gegenüber und nahm mir einen Hühnchenschenkel. »Pfadfinder sind allzeit bereit«, stellte ich klar. »Polizisten haben immer nur Hunger.«
    Als die Hühnchen alle waren, rückte

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