Tödliche Versuchung
einen Moment an. »Ich habe so meinen Verdacht.«
»Die Polizei glaubt, dass du es warst. Man hat dich auf dem Videoband erkannt.«
»Die Polizei hofft nur, dass ich es war. Höchst unwahrscheinlich, dass sie es wirklich glaubt. Ich stehe nicht im Ruf, Dummheiten zu begehen.«
»Nein, aber… gelegentlich Menschen zu töten.«
Ranger grinste mich an. »Alles Gerede.« Er sah die Schlüssel in meiner Hand. »Wohin so eilig?«
»Grandma ist für ein paar Tage bei mir eingezogen. Sie will Zeitung lesen, deswegen wollte ich gerade zu 7-Eleven, eine holen.«
Das Grinsen breitete sich aus bis zu den Ohren. »Du hast doch gar kein Auto mehr, Baby.«
Mist! »Das habe ich ganz vergessen.« Ich sah ihn misstrauisch an. »Woher weißt du das überhaupt?«
»Es steht nicht auf dem Parkplatz.«
Ach so.
»Was ist mit deinem Auto?«
»Es ist in den Autohimmel aufgestiegen.«
Er drückte den Knopf für den zweiten Stock. Die Tür öffnete sich, er betätigte die Haltetaste, trat aus dem Aufzug und schnappte sich die Zeitung von der Wohnungstür 3C.
»Das ist Mr. Klines Zeitung«, sagte ich.
Ranger übergab mir die Zeitung und haute auf den Knopf für das Erdgeschoss. »Dann musst du dich eben mal bei Mr. Kline revanchieren.«
»Wieso hast du deinen Gerichtstermin sausen lassen?«
»Kam mir ungelegen. Ich suche jemandem, und ich kann nicht weitersuchen, wenn ich aufgehalten werde.«
»Oder wenn du tot bist.«
»Ja«, sagte Ranger, »dann auch nicht. Ein Auftritt in der Öffentlichkeit hätte mir gerade nicht in den Kram gepasst.«
»Gestern bin ich von zwei Mafiatypen angehalten worden. Mitchell und Habib. Die wollen mich so lange verfolgen, bis ich sie zu dir geführt habe.«
»Die arbeiten für Arturo Stolle.«
»Arturo Stolle? Den Teppichkönig? Was ist denn das für eine Connection?«
»Es ist besser, du weißt nichts davon.«
»Weil du mich sonst töten müsstest, wenn ich es wüsste?«
»Weil sonst jemand anders auf die Idee kommen könnte.«
»Mitchell und Alexander Ramos können sich also nicht riechen.«
»Überhaupt nicht.« Ranger übergab mir eine Karte mit einer Adresse. »Ich möchte, dass du jemanden für mich beschattest. Hannibal Ramos. Er ist der älteste Sohn und die Nummer zwei des Ramos-Imperiums. Sein Wohnsitz ist angeblich in Kalifornien, aber seit geraumer Zeit hält er sich immer öfter hier in New Jersey auf.«
»Jetzt auch?«
»Er ist seit drei Wochen hier. Er besitzt eine Eigentumswohnung in einem Apartmenthaus in einer Seitenstraße der Route 29.«
»Du glaubst doch nicht, dass er seinen Bruder getötet hat, oder?«
»Er steht nicht an erster Stelle auf meiner Liste der Verdächtigen«, sagte Ranger. »Einer meiner Leute bringt dir ein Auto vorbei.«
»Nein! Nicht nötig!« Mit Autos hatte ich gewohnheitsmäßig Pech. Ihr Hinscheiden hatte häufig eine polizeiliche Einmischung zur Folge, und Rangers Autos waren von obskurer Herkunft.
Ranger trat zurück in den Aufzug. »Komm Ramos nicht zu nahe«, sagte er. »Er ist nicht gerade die Freundlichkeit in Person.« Die Türen schlössen sich und weg war er.
Ich tauchte frisch geduscht und geföhnt aus dem Badezimmer auf und stieg in meine übliche Uniform aus Jeans, Boots und TShirt. Der Tag konnte beginnen. Grandma saß am Esszimmertisch, las die Zeitung, ihr gegenüber saß Moon Man und aß Pfannkuchen. »Ej, Mann«, sagte er, »deine Oma hat Pfannkuchen für mich gemacht. Du kannst echt von Glück sagen, dass du so eine Oma bei dir wohnen hast. Deine Oma ist absolut Spitze, ej, Mann, ej.«
Grandma schmunzelte. »Ist der nicht niedlich?«, sagte sie.
»Tut mir echt Leid wegen gestern«, sagte Moon. »Ich habe dir deswegen ein neues Auto besorgt. Es ist ein… Leihwagen. Du erinnerst dich an meinen Freund? Den Dealer? Der war ganz fertig, als ich ihm das mit dem Feuer erzählte. Er meinte, du könntest eins von seinen Autos benutzen, bis du wieder ein eigenes hast. Cool, oder?«
»Der Wagen ist doch nicht gestohlen, oder?«
»Ej, Mann, ej, sehe ich vielleicht so aus?«
»Du siehst aus wie jemand, der Autos knackt.«
»Na gut, kommt vor, aber nur selten. Das hier ist ein echter Leihwagen.«
Ich brauchte wirklich ein Auto. »Es wäre nur für ein paar Tage. Bis das Geld von der Versicherung da ist.«
Moon schob seinen leeren Teller zur Seite und ließ einen Schlüsselbund in meine Hand fallen. »Amüsier dich gut. Es ist eine kosmische Karre. Mann, je. Ich habe sie selbst ausgesucht, damit sie deine Aura
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