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Tödliche Versuchung

Tödliche Versuchung

Titel: Tödliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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erhöht.«
    »Was ist es denn für ein Auto?«
    »Es ist ein Rollswagen. Eine Silberwindmaschine.«
    Hm. »Ach so. Vielen Dank auch. Soll ich dich nach Hause bringen?«
    Er schlurfte in den Flur. »Ich gehe lieber zu Fuß. Ich muss mich sammeln.«
    »Ich habe meinen ganzen Tag verplant«, sagte Grandma. »Heute morgen Fahrstunden. Und heute Nachmittag gehe ich mir mit Melvina einige Wohnungen angucken.«
    »Kannst du dir überhaupt eine eigene Wohnung leisten?«
    »Damals, als ich das Haus gekauft habe, konnte ich etwas Geld beiseite legen. Ich habe es gespart, damit ich später im Alter in ein Pflegeheim gehen kann, aber vielleicht sollte ich mir lieber gleich eine Pistole kaufen.«
    Ich verzog das Gesicht.
    »Keine Angst, ich habe nicht vor, mich mit Blei voll zu pumpen. Mir verbleiben noch einige Jährchen auf dieser Welt. Außerdem habe ich mir alles genau überlegt. Wenn man den Pistolenlauf in den Mund steckt, haut es einem nur den Hinterkopf weg. Stiva braucht sich also keine große Mühe zu geben, damit man für die Aufbahrung auch gut aussieht, weil, von dem Hinterkopf erkennt man ja sowieso nichts mehr. Man muss nur darauf achten, dass man beim Schuss nicht mit der Pistole wackelt, sonst vermasselt man alles und nimmt leicht ein Ohr mit.« Sie legte die Zeitung beiseite. »Ich gehe auf dem Nachhauseweg beim Fleischer vorbei und bringe Schweinekoteletten fürs Abendessen mit. Und jetzt muss ich los zur Fahrstunde.«
    Und ich musste zur Arbeit. Das Problem war nur, dass ich überhaupt keine Lust hatte auf die Sachen, die mich erwarteten. Ich wollte Hannibal Ramos nicht nachschnüffeln. Und auf die Bekanntschaft mit Morris Munson konnte ich auch gut verzichten. Natürlich konnte ich wieder ins Bett gehen, aber davon ließ sich meine Miete auch nicht zahlen. Außerdem hatte ich gar kein eigenes Bett mehr. Grandma hatte das Bett okkupiert.
    Na gut, ansehen konnte ich mir die Munson-Akte ja mal. Ich holte die Mappe aus meiner Tasche und blätterte darin herum. Abgesehen von der Körperverletzung, der Vergewaltigung und der versuchten Verbrennung, erschien mir Munson selbst halb so wild. Keine Vorstrafen, keine Hakenkreuz-Tätowierungen auf der Stirn. Die Adresse lautete Rockwell Street. Ich kannte die Rockwell Street. Sie lag unten an der Knopffabrik. Nicht die allerfeinste Gegend, aber auch nicht die schlimmste: Großenteils kleine eingeschossige Einfamilien- und Reihenhäuser, großenteils Arbeiter oder Arbeitslose.
    Rex schlief in seiner Suppendose, und Grandma war im Bad, ich konnte die Wohnung also verlassen, ohne mich groß zu verabschieden. Unten auf dem Parkplatz hielt ich Ausschau nach einer Silberwindmaschine. Tatsächlich, da war sie, und ein Rollswagen war es auch. Die Karosserie war ein alter VW-Käfer, die Kühlerhaube stammte von einem Rolls-Royce-Oldtimer. Er war silbermetallic, und an den Seiten schwappten stilisierte himmelblaue Wasserwogen, an manchen Stellen mit Sternchen verziert.
    Ich machte die Augen zu, in der Hoffnung, das Auto würde in der Zwischenzeit verschwinden. Ich zählte bis drei und schlug die Augen wieder auf. Das Auto stand immer noch da.
    Ich lief zurück in die Wohnung, holte Mütze und Sonnenbrille und ging erneut nach unten zum Auto. Ich glitt hinters Steuer, versank in den Sitz und tuckerte von dem Parkplatz. Dieser Wagen entsprach keineswegs meiner Aura, sagte ich mir. Meine Aura verträgt keinen halben VW-Käfer.
    Zwanzig Minuten später befand ich mich in der Rockwell Street, versuchte, die Hausnummern zu entziffern und suchte die Adresse von Munson. Als ich das Haus schließlich fand, kam es mir irgendwie durchschnittlich vor. Es lag nur ein Häuserblock von der Fabrik entfernt. Bequem, wenn man zu Fuß zur Arbeit gehen wollte. Nicht so schön, wenn man Landschaft um sich haben wollte. Es war zweigeschossig, so wie das Haus von Moon, und die Fassade bestand aus kastanienbraunen Asbestschindeln.
    Ich hielt am Straßenrand an und ging die paar Meter zum Hauseingang zu Fuß. Höchst unwahrscheinlich, dass Munson zu Hause war, dachte ich noch. Es war Mittwochmorgen. Munson hatte sich vermutlich längst nach Argentinien abgesetzt. Ich drückte auf die Klingel und war völlig verdattert, als mir geöffnet wurde und Munson den Kopf durch die Tür steckte.
    »Morris Munson?«
    »Ja?«
    »Ich dachte… Sie wären bei der Arbeit.«
    »Ich habe mir vierzehn Tage Urlaub genommen. Private Probleme. Wer sind Sie überhaupt?«
    »Ich vertrete das Kautionsbüro Vincent Plum. Sie

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