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Tödliche Versuchung

Tödliche Versuchung

Titel: Tödliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Grandma mit dem Stuhl vom Tisch ab. »Jetzt wird aufgeräumt«, sagte sie. »Und danach sehen wir uns einen Film an. Ich habe auf dem Weg hierher in dem Videoladen vorbeigeschaut.«
    Grandma schlief mitten während des Films ein. Sie saß kerzengerade auf der Couch, nur der Kopf war vornüber auf die Brust gefallen.
    »Ich gehe besser«, sagte Morelli, »und lasse euch zwei Mädchen allein, damit ihr euch mal aussprechen könnt.«
    Ich brachte ihn zur Tür. »Hast du was von Ranger gehört?«
    »Nichts. Nicht mal gerüchteweise.«
    Keine Nachrichten bedeuten manchmal gute Nachrichten. Wenigstens war er nicht irgendwo ans Ufer gespült worden.
    Morelli zog mich an sich und küsste mich. Ich spürte das übliche Kitzeln an den üblichen Stellen. »Du hast mich durchschaut«, sagte er. »Und es ist mir scheißegal, was die Leute denken.«
    Ich wachte mit steifem Hals auf der Couch auf und fühlte mich wie gerädert. In der Küche klapperte jemand mit irgendwelchen Sachen, und ich konnte mir unschwer denken, wer der Krachmacher war.
    »Ein herrlicher Morgen«, stellte Grandma fest. »Ich habe angefangen, Pfannkuchen zu machen. Und ich habe Kaffee aufgesetzt.«
    Vielleicht war es doch nicht so übel, Grandma bei sich wohnen zu haben.
    Sie rührte den Pfannkuchenteig. »Du führst ein spannendes Leben«, sagte Grandma. »Nie einen Moment langweilig. Schnelle Autos, schnelle Männer, und mittags Schnellimbiss. Ich hätte nichts gegen so ein Leben einzuwenden.«
    Mit dem Schnellimbiss hatte sie Recht.
    »Deine Zeitung ist heute Morgen nicht gekommen«, sagte Grandma. »Ich war draußen auf dem Gang und habe nachgesehen. Alle Nachbarn haben ihre Zeitungen bekommen, nur du nicht.«
    »Ich kriege keine Zeitung geliefert«, sagte ich zu ihr. »Wenn ich Zeitung lesen will, kaufe ich mir eine.« Oder leihe mir eine aus.
    »Frühstück ohne Zeitungslesen, da fehlt mir was«, sagte sie. »Ich muss die Witzseite lesen, und die Todesanzeigen, und heute Morgen wollte ich mal die Wohnungsangebote studieren.« »Ich hole dir eine Zeitung«, sagte ich, schließlich wollte ich der Wohnungssuche nicht im Wege stehen.
    Ich trug ein grünkariertes Baumwoll-Nachthemd, das farblich ganz gut zu den Ringen unter meinen Augen passte. Ich hing mir eine kurze Jeansjacke über, zog graue Jogginghosen an, stieg in ein Paar Schuhe, ohne die Schnürsenkel zu binden, setzte mir die blaue SEAL-Baseballkappe auf mein Rattennest aus schulterlangen braunen Wuschelhaar und schnappte mir die Autoschlüssel.
    »Ich bin in fünf Minuten wieder da«, rief ich ihr vom Flur aus zu. »Ich gehe nur eben runter zu 7-Eleven.«
    Ich drückte den Knopf für den Aufzug. Die Aufzugtüren öffneten sich, und mein Verstand setzte aus. Ranger lehnte an der gegenüberliegenden Kabinenwand, die Arme vor der Brust verschränkt, der Blick finster und abschätzend, die Mundwinkel ein Schmunzeln andeutend.
    »Komm rein«, sagte er.
    Er hatte sein übliches Outfit aus schwarzer Gangsterkleidung oder Militär-Tarnanzügen gegen eine braune Lederjacke, ein cremefarbenes Henley-Hemd, verschlissene Jeans und schwere Schuhe eingetauscht. Das Haar, sonst immer hinten zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, war kurz geschnitten. Er hatte einen Dreitage-Bart, was seine Zähne noch heller und seiner Latino-Hautfarbe noch dunkler machte. Ein Wolf in GapKlamotten.
    »Ach, du Schreck«, sagte ich und spürte ein gewisses Flattern in der Magengrube, das ich mir lieber nicht eingestehen wollte. »Du siehst so anders aus.«
    »Ein Durchschnittstyp.«
    Von wegen, Durchschnittstyp.
    Er streckte die Hand aus, packte mich am Revers meiner Jacke und zog mich in den Aufzug. Er drückte erst auf den Türschließer, dann haute er auf den Halteknopf. »Wir müssen mal miteinander reden.«

3
    Ranger war früher bei einer Spezialeinheit der Armee gewesen und hatte sich aus dieser Zeit den trainierten Körper und die Haltung bewahrt. Er stand dicht neben mir, was mich zwang, den Kopf ganz leicht zurückzulehnen, um ihm in die Augen sehen zu können.
    »Gerade aufgestanden?«, fragte er.
    Ich schaute an mir herab. »Meinst du, wegen des Nachthemds?«
    »Das Nachthemd, das Haar… deine Benommenheit.«
    »Benommen bin ich wegen dir.«
    »Ja«, sagte Ranger. »Viele Frauen reagieren so auf mich.«
    »Was ist los?«
    »Ich hatte eine Verabredung mit Homer Ramos, und als ich weg war, hat ihn jemand umgebracht.«
    »Und das Feuer?«
    »Das war ich nicht.«
    »Weißt du, wer Ramos getötet hat?«
    Ranger sah mich

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