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Toedliche Worte

Toedliche Worte

Titel: Toedliche Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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richtete sich auf und nahm die oberste Akte. »Also gut. Bis wir unsere erste Aufgabe bekommen, sollen wir uns ungelöste Fälle vornehmen. Sie haben uns zwei Morde ausgesucht, eine Vergewaltigung, zweimal schweren Raub, eine Reihe von Brandstiftungen und zwei Kindesentführungen. Ich möchte, dass jeder von Ihnen in den nächsten paar Tagen drei verschiedene Aktenordner durchgeht. Don, arbeiten Sie einen Turnusplan aus, damit alle Fälle drankommen. Sie können mich mitzählen – da einer fehlt, übernehme ich auch einen Teil. Machen Sie für jeden Fall Vorschläge, wie wir ihn voranbringen könnten. Wenn Sie dann alle Ihre entsprechende Liste gemacht haben, setzen wir uns zusammen und schauen, was Sie zusammengekriegt haben, und werden sehen, welche Fälle die besten Aussichten für eine weitere Untersuchung bieten. Gibt es Fragen?«
    Kevin hob die Hand. »Darf man in diesem Büro rauchen?«
    Paula stöhnte. »Im ganzen Gebäude ist Rauchverbot, Kevin.«
    »Ja, aber das heißt ja nicht, dass es keine Raucherecken geben könnte, oder? Ich meine, wozu Geld für die Klimaanlage ausgeben, wenn man sie nicht genug nutzt?«
    »Es ist schlecht für die Computer«, betonte Stacey.
    »Wir könnten eine Ecke einrichten«, sagte Evans. »Unter der Entlüftungsöffnung der Klimaanlage.«
    Während dieser Diskussion kamen in Carol die ersten heimatlichen Gefühle auf. Nicht einmal so sehr der ansteigende Adrenalinpegel bei der Arbeit an einem Fall, sondern viel mehr ein solcher Streit zeigte ihr, dass sie wieder da war, wo sie hingehörte. Sinnlose Rangeleien wegen kleiner Dinge, die das Leben erträglich machten, das war das typische Kennzeichen der Polizeiarbeit. »Seht zu, dass ihr das selbst miteinander klärt«, sagte sie abschließend in bestimmtem Ton. »Mir ist es egal. Ich habe eine Tür, die ich zumachen kann. Oh, und ich habe eine Aufgabe für Sie, Sam …«
    Er sah überrascht auf. »Chefin?« Er rutschte auf seinem Stuhl zur Seite und wandte sich leicht ab. Es war die Bewegung eines Menschen, der unbewusst versucht, eine weniger deutliche Zielscheibe zu bieten, bevor er sich zum Kampf oder zur Flucht entschließt.
    »Gehen Sie doch mal kurz einkaufen und besorgen Sie uns einen Wasserkocher, eine Kaffeemaschine und ein Dutzend Becher.« Sein Blick wurde starr, als ihm klar wurde, was Carol von ihm verlangte. »Tee und anständigen Kaffee, Milch und Zucker. Ach ja, und Kekse auch. Wir werden in der Kantine nicht besonders beliebt sein, wenn wir Fälle bearbeiten, die als Misserfolge der Kollegen gelten. Am besten verschanzen wir uns hier oben.«
    »Können wir Earl Grey haben?« Stacey Chens Beitrag klang eher wie ein Befehl als wie eine Bitte.
    »Warum nicht«, sagte Carol, wandte sich ab und ging in ihr Büro. Sie hatte bereits etwas gelernt. Evans mochte nichts, was er als niedrige Arbeit ansah. Entweder fand er, sie sei etwas für Frauen, oder er hielt sie wegen seiner Fähigkeiten für unter seiner Würde. Carol merkte sich dies für die Zukunft. Sie war fast schon an der Tür, als sie Merricks ärgerliche Stimme hörte.
    »Ma’am, wissen Sie, warum die Akten zu Tim Golding und Guy Lefevre hier dabei sind?«, fragte er empört.
    Carol drehte sich schnell um. »Wer …?« Sie wurde sich der plötzlichen Stille im Raum bewusst. Paulas Blick war wachsam, während der Gesichtsausdruck bei den einen überrascht und bei anderen ungläubig war.
    Merricks freundliches Gesicht war starr geworden. »Tim Golding ist der Achtjährige, der seit fast drei Monaten vermisst wird. Guy Lefevre ist fünfzehn Monate davor spurlos verschwunden. Wir haben in der Stadt das Unterste zuoberst gekehrt. Und wir haben sogar Tony Hill ein Profil machen lassen, was auch nichts gebracht hat.«
    Jetzt war Carol überrascht. Tony hatte ihr gegenüber nichts davon erwähnt, noch nicht einmal, als es um Bradfield ging. Aber er war ja seit der Zeit, in der sie darüber sprachen, ob sie John Brandons Angebot annehmen solle, ganz untypisch schweigsam gewesen. Er hatte sie ermutigt, die Stelle anzunehmen, aber seit sie ihm gesagt hatte, sie werde es tun, waren seine E-Mails sonderbar nichts sagend und unverbindlich, als wolle er sie dazu bringen, sich auf eigene Beine zu stellen. »Was meinen Sie damit, Don?«, fragte sie.
    »Tim Golding war mein Fall«, sagte er zornig. »Und ich war der Kontaktmann für Guy Lefevre. Wir haben nichts unversucht gelassen.«
    »Jetzt verstehen Sie wohl, warum wir hier im Gebäude als Aussätzige gelten werden«,

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