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Toedliche Wut

Toedliche Wut

Titel: Toedliche Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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Eltern auf dem Weg hierher sind?«
    »Nein, aber die Krankenschwester. Ich kann es kaum erwarten, sie zu sehen.« Ihre Augen füllen sich mit Tränen. »Ich will meine Mamm .«
    »Ich weiß, Bonnie.« Ich drücke sanft ihren Arm. »Meinst du, du kannst uns ein paar Fragen beantworten?«
    Sie sieht an mir vorbei zu Tomasetti und Tannin, doch sie senkt schnell wieder den Blick. »Ja, schon.«
    Ich setze mich auf den Stuhl an ihrem Bett und hole mein Notizbuch hervor. »Bonnie, wir müssen wissen, wie du in den Tunnel gekommen bist. Kannst du uns das erzählen?«
    Sie reagiert auf die Frage, als wolle sie einem körperlichen Angriff ausweichen, drückt sich tiefer zurück ins Bett und zieht die Decke hoch zum Kinn. »Es kommt mir schon so lange her vor.«
    Ich nicke verständnisvoll. »Nimm dir ruhig Zeit.«
    Es dauert eine volle Minute, bevor sie schließlich spricht. »Ich bin mit dem Fahrrad zur Arbeit in die Schreinerei gefahren«, beginnt sie. »Es fing gerade an, hell zu werden, ich war spät und hab mich beeilt. Hinter mir war ein Auto, aber viel zu dicht. Ich hab weiter in die Pedale getreten, doch weiß ich noch, dass ich den Fahrer unmöglich fand, weil er doch Platz genug hatte, um zu überholen. Sie wissen ja selbst, wie die Touristen sind, haben es immer nur eilig.« Sie verstummt, sieht wieder aus dem Fenster.
    »Was ist dann passiert?«, frage ich.
    »Das Auto hat mich von hinten angefahren, mein Hinterrad fing an zu eiern, und ich hab die Kontrolle verloren und bin im Straßengraben gelandet.«
    »Warst du verletzt?«
    Sie lacht kurz auf. »Ich war wütend und wollte dem Fahrer die Meinung geigen.« Ihr Gesicht wird wieder ernst, die Erinnerung holt sie ein.
    »Der alte Mann stand einfach nur da«, flüstert sie, »und hat mich mit diesem grusligen Ausdruck im Gesicht angesehen.«
    »Wer war der alte Mann, Bonnie?«
    »Diakon Mast.«
    »Perry Mast?«
    Sie nickt. »Er hat verlangt, dass wir ihn mit ›Diakon‹ ansprechen.«
    »Was für ein Auto war das?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Alt und blau, glaube ich.«
    Der alte Ford Kombi im Schuppen. »Was ist dann passiert?«
    »Ich hab ihn beschuldigt, wie ein Irrer zu fahren.« Ihre Stimme beginnt zu zittern. »Diakon Mast … der alte Mann hat getan, als würde es ihm leidtun und als wolle er mir helfen. Er kam zu mir, und als er nahe genug war, hat er mich mit einer Nadel gestochen.«
    »Mit was für einer Nadel?«
    »Womit wir zu Hause die Kälber impfen.«
    »Einer Spritze?«
    Sie nickt. »Ich dachte, er ist verrückt. Ich hab geschrien und wollte auf mein Fahrrad steigen, aber in der Spritze war irgendwas, das mich müde gemacht hat, und ich konnte mich überhaupt nicht mehr bewegen.«
    »War er allein?«
    »Ich hab sonst niemanden gesehen.«
    »Und was ist dann passiert?«
    »Danach kam mir alles ein bisschen wie ein Traum vor, aber ich bin sicher, dass er mich in den Kofferraum geladen hat. Ich erinnere mich, dass ich weggefahren wurde und es um mich herum dunkel war.«
    »Hat er dir Hände und Füße zusammengebunden?«
    »Nur die Hände. Ich weiß noch, dass meine Handgelenke wund waren, als ich wieder aufgewacht bin.«
    »Und wo bist du wieder aufgewacht?«
    »Na ja, da unten.« Sie verzieht das Gesicht und senkt den Blick. »In dem furchtbaren unterirdischen Raum.«
    Ich frage weiter, denn sie wird bald einen Punkt erreichen, wo sie entweder zu aufgewühlt oder vom Beruhigungsmittel zu müde ist. »War sonst noch jemand mit dir da unten?«
    »Das verrückte Mädchen heißt Ruth.« Bonnie sieht mich an. »Haben Sie sie gerettet, Katie?«
    »Ja, sie ist gerettet.«
    »Da war noch ein Mädchen, Leah.« Der Name kommt nur schleppend aus ihrem Mund, offensichtlich beginnt das Mittel zu wirken. »Aber sie ist irgendwann nicht mehr aufgewacht, und dann haben sie sie weggebracht.«
    Dann scheint das wirklich Leahs Leiche zu sein, die da unten lag. Wahrscheinlich hat sie dem physischen und psychischen Stress nicht länger standgehalten und ist krank geworden. Ich frage mich, ob die Masts sie wie einen Müllsack aus dem Raum gezogen haben und in der Nische verrotten lassen wollten.
    »Hast du irgendwann auch Masts Frau Irene gesehen?«, frage ich.
    »Die alte Frau hat uns das Essen gebracht, meistens Scrapple, und Brot. Sie war nicht unfreundlich, aber meine Mamm kann besser kochen.«
    Ich lächele. »Hast du auch einmal einen jungen Mann gesehen?«
    Sie runzelt die Stirn. »Nein, aber manchmal habe ich Männerstimmen gehört.«
    »Hat Diakon Mast dir

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