Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
neues Jahr, oder?«
»Na, wenigstens begegnen wir uns mal wieder«, gab diese zurück. »So ist das eben in unserem Job. Grüß dich, Frank, na, gut reingekommen?«
»Passt schon, danke.«
»Dann lasst mich mal sehen, was wir hier haben. Ich sehe zu, dass ihr bald ein paar Fakten bekommt. Ihr könnt mir glauben, dass ich mir hier keine Minute länger als nötig den Hintern abfriere. Aber ich sag’s gleich: Das meiste wird sich erst nach einer Untersuchung im Labor ergeben. Organisiert euch also am besten erst mal einen Kaffee und lasst die Spusi und mich hier unser Ding machen.«
»Gibt es denn schon jemanden, den wir konkret befragen können?«, erkundigte sich Julia Durant bei den Beamten, die am Tor der Zufahrt standen. Zwei junge Männer, beide deutlich unter dreißig, der eine gertenschlank, der andere eine eher stattliche Erscheinung.
»Nein, zumindest noch nicht«, gab der Schlanke zurück. »Gemeldet wurde der Leichenfund per Telefon, wir waren nur um die Ecke, also gleich vor Ort. Angerufen hat einer der Hausmeister, kann auch einer aus der Putzkolonne gewesen sein, da sind wir nicht so ganz durchgestiegen. Er wirkte alkoholisiert, stammelte wirres Zeugs, und die Sanitäter mussten erst mal seinen Kreislauf checken. Wir haben ihn dort drüben mit zwei Kollegen vom 13. Revier ins Café gesetzt.« Der Beamte deutete in Richtung einer Häuserzeile auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
»Der Personalraum der Bank liegt nämlich direkt hinter den Containern, und da wollte er partout nicht rein«, ergänzte der andere. »Kann ich verstehen, na, und es hätte Platzeck auch mit Sicherheit nicht gefallen.«
»Allerdings«, lächelte Julia, »danke. Wir übernehmen das dann mal, geben Sie uns aber bitte Bescheid, sobald sich im Hof etwas tut.«
»Gar keine schlechte Idee bei dieser Hundskälte, wie?«, fragte Hellmer, nachdem sie die Straße überquert hatten und sich dem Café näherten.
»Als hätte Andrea es geahnt. Ich möchte auch gerade nicht mit ihr tauschen, wenn ich ehrlich bin.«
»Nein, wirklich nicht. Wir können nachher ja eine Runde Kaffee für sie und die Jungs mitnehmen. Aber erst mal die Pflicht, ich bin gespannt, was das für ein Typ ist.«
»Werden wir gleich sehen.« Julia öffnete die golden umrahmte Glastür des Cafés.
»Mein Name ist Julia Durant von der Mordkommission, und das ist mein Kollege Frank Hellmer«, begrüßte die Kommissarin die beiden Beamten und den Mann, der ihnen gegenübersaß. Er dürfte etwa Ende vierzig sein, schätzte Julia, sein Gesicht war faltig, und alles an ihm wirkte irgendwie verbraucht. Nur die dunklen Augen waren noch lebendig und aufmerksam, selbst in ihrem derzeitigen Zustand. Dunkle Ränder umgaben sie, und die Pupillen hatten einen gläsernen Glanz, dennoch schienen sie alles zu erfassen, was um sie herum geschah. Durch das ungekämmte, nach hinten liegende Haar zogen sich jede Menge grauer Strähnen, und die Hände, die auf dem Tisch neben einer großen Cappuccinotasse ruhten, glichen riesigen Pranken mit zahlreichen kleinen Narben und dunklen Rändern unter den Fingernägeln. Die Hände eines Mannes, der für sein Geld kräftig anpacken muss, schloss die Kommissarin.
»Morgen«, brummte der Mann unwirsch und ließ seinen Blick langsam über sie wandern, was ihr etwas unangenehm war.
»Danke Ihnen, wir übernehmen das dann mal hier«, nickte Frank Hellmer derweil zu den beiden Beamten. »Wir kontaktieren Sie später. Oder haben Sie bereits etwas protokolliert?«
»Nein, so weit sind wir noch nicht gekommen.«
»Gut, danke.«
Hellmer und Durant nahmen auf den beiden Stühlen Platz, und mit einem Blick verständigten sie sich darauf, dass Julia das Gespräch moderieren würde.
»Ich möchte Ihnen zunächst danken, dass Sie die Polizei verständigt haben«, begann sie freundlich, »denn das ist ja heutzutage leider nicht mehr selbstverständlich.«
»Hatte doch Dienst heute, und der Rundgang führt mich zwangsläufig dort vorbei«, entgegnete ihr Gegenüber und drehte die Tasse hin und her. »Das weiß hier auch jeder, also wären Sie ohnehin ganz schnell auf meinen Namen gekommen. Ich wäre ja schön blöd gewesen, wenn ich da nicht selbst angerufen hätte.«
»Okay, da haben Sie natürlich recht, dann war es aber zumindest eine konsequente Reaktion«, lächelte Julia. Früher oder später würde sie ihn schon knacken.
»Wie auch immer. Ich habe den Kollegen längst gesagt, dass ich nichts weiter weiß. Was wollen Sie also
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