Toedlicher Gesang
Emily
setzte sich seufzend auf die Bettkante. „Das war jetzt nicht so toll“, sagte
sie dann. „Ist mir hinterher auch aufgefallen ... aber dieses provokante
Miststück hätte die Klatsche verdient gehabt! Nur irgendwie ging das total nach
hinten los ... ach verdammt!“ Dascha griff sich ein kleines Kissen und schmiss
es gegen die Wand. „Ich glaube einfach, dass wir nicht die Richtigen für sowas sind,
Emily. Klar will ich diese beiden Biester loswerden und Kyle retten. Aber ich
bin ein ganz normales Mädchen und mindestens eine von den beiden ist auch noch
ein legendäres Biest. Wie sollen wir das denn bitte schaffen können?“, fragte
sie dann. Emily dachte kurz nach. „Dascha, ich weiß, dass wir nur ganz normale
Mädchen sind und das echt eine ziemlich krasse Sache ist. Aber frag dich mal anders;
wer soll sie sonst aufhalten?“, gab sie dann zurück. „Und wenn wir es nicht
schaffen?“ „Das werden wir aber. Wir müssen nur haarklein wissen, was Sache ist,
und dann sehr gut nachdenken, wie wir sie erwischen können, dann wird alles
gut. Da glaube ich dran. Außerdem haben wir ja noch Cindy und Kira“ „Kira ...
wir sollten heute noch nach ihr schauen“, sagte Dascha besorgt. Irgendwie ging
ihr Kira, wie sie vor der verschlossenen Tür von Koko stand und das Blut an ihr
herunterlief, nicht aus dem Kopf. Vielleicht war es auch einfach eine
Verbindung zwischen ihr und Kira, dass sie beide den Menschen, den sie liebten,
an das Böse verloren hatten, auch wenn Dascha Kyle niemals näher war, als diese
eine Nacht am Strand. Plötzlich hörten die beiden die Tür aufgehen und der
Leiter stand vor ihnen. Er hielt einen Brief in der Hand. Dascha befürchtete
schon das Schlimmste, doch er übergab ihn ihr mit den Worten, er habe vor der
Tür gelegen. „Ich glaube, ich habe mich klar genug ausgedrückt ihr beiden. Gebt
endlich Ruhe. Sonst ist in dem nächsten Brief, den ich euch gebe, ein Verweis.
Ihr überspannt den Bogen.“ Dann drehte er sich um und ging wieder. Emily
schaute neugierig auf den Brief in Daschas Hand. „Nun mach ihn schon auf!“,
sagte sie mit vor Neugier glänzenden Augen. Dascha drehte den Brief hin und her
und betrachtete ihn von allen Seiten. Außer ihrem mit einem dicken Filzstift
und in Druckschrift geschriebenem Namen stand nichts darauf. Die Lasche zum
Zukleben war nur hineingesteckt. Sie fummelte sie heraus und zog einen kleinen
Zettel hervor. „Halte dich heraus oder du wirst sterben“, stand, ebenfalls in
Druckschrift und mit schwarzem Filzstift geschrieben, auf diesem. „Jetzt wird
es langsam lächerlich. Glauben die ernsthaft, die können mich einschüchtern?“,
fragte Dascha wütend, zerriss Brief und Umschlag und ließ die Fetzen zu Boden
fallen. „Die beiden gehen echt zu weit. Komm, wir suchen Kira und schauen, was
wir jetzt machen!“, schlug Emily vor und ging voraus.
Die beiden schauten erst
bei Kiras Zimmer vorbei, es war jedoch abgeschlossen und es reagierte auch
niemand auf ihr rufen und klopfen. Also suchten sie den Schulhof und den
Sportplatz ab, doch auch hier war Kira unauffindbar. Also beschlossen die
beiden Mädchen, zum Strand hinunter zu gehen.
Der Strand war schön wie
immer, als wäre nie etwas Böses dort gewesen. Ja, sogar so schön, dass man
nicht glauben konnte, dass dort überhaupt jemals etwas Böses passieren könne.
Das Rauschen der Wellen, das Schiffswrack mit seinen im Wind knatternden
Segelfetzen, das Haus auf der Klippe, der weiße Sandstrand, auf dem einige
Schüler ihre Hausaufgaben machten, joggten oder einfach nur dalagen. Doch auch
hier konnten sie Kira nicht entdecken, auch nicht im Inneren des Wracks. Als
sie das Wrack ratlos wieder verließen, stand Cindy wieder einmal vor ihnen. Sie
verschränkte die Arme vor der Brust und seufzte grinsend. „Sie ist ein Monster,
Monster!“, sang sie und hüpfte lächelnd im Kreis. Dascha und Emily schauten
sich verwirrt an. „Ok Cindy, lass es einfach. Wir wissen, dass du mehr weißt,
als du sagen kannst oder darfst. Diese beknackte Freakshow kannst du sein
lassen. Sag uns einfach, worauf du hinauswillst!“, fuhr Dascha sie an. Cindy
blieb stehen und überlegte kurz. Dann fuhr sie fort, lächelnd im Kreis zu
hüpfen und die Worte „Sie ist ein Monster, Monster!“ zu singen. Während Dascha
sichtlich drum kämpfte ruhig zu bleiben, ergriff Emily das Wort. „Weil sie das
Blut getrunken hat?“, fragte sie dann. Cindy blieb stehen und schaute sie
erleichtert an. „Sucht nach dem Blut,
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