Toedlicher Gesang
die Mädchen ein Radio
anspringen, dann kam die Frau mit einem Tablett mit Tassen, Untertellern und
Löffeln wieder und verteilte sie vor den Mädchen. Danach eilte sie Kaffee,
Zucker und Milch holen. Als alles auf dem Tisch stand, setzte sie sich auf den
freien Stuhl zu ihnen. „Nun Emily, so wie ihr schaut seid ihr nicht aus Spaß
hier. Was liegt euch auf dem Herzen Kinder? Mein Name ist übrigens Karina“,
stellte sie sich vor und gab Dascha und Kira die Hand. Die beiden Mädchen
stellten sich ebenfalls vor und betrachteten Karina genauer. Ihr Alter konnten
sie schlecht schätzen. Karina war groß gewachsen, schlank. Neugierige, aber
gleichzeitig sehr weise aussehende Augen glänzten in ihrem ebenmäßigen Gesicht,
welches eingerahmt war von langen braunen Locken. Sie trug ein nach Mittelalter
aussehendes Kleid mit Unterrock, Rüschen und Schleifchen, als wäre sie gerade
einem Märchen entsprungen. „Nun ja, ich hoffe, du kannst uns helfen und hältst
uns nicht für verrückt, Karina. Auf dem Internat gehen seltsame Dinge vor sich.
Und am Strand auch. Weißt du, ob hier ein Mann vermisst wird?“, fragte Emily
zögerlich. Karinas Miene erstarrte, sie stand auf und schloss die Eingangstür.
Unruhig lief sie auf und ab. „Ja, gestern kam dieses Mädchen und ging mit ihm
fort. Er ... kommt nicht zurück oder?“ Emily schüttelte den Kopf. Karina
seufzte tief. „Was haben sich diese Irren nur gedacht“, sagte sie kopfschüttelnd.
„Welche Irren meinen Sie?“, fragte Kira nach. Karina dachte kurz nach, bevor
sie antwortete. „Rede mit uns Karina. Wenn du auch nur ein bisschen etwas
weißt, sag es uns. Bitte“, sagte Emily in fast flehendem Ton. „Ich meine mit
„die Irren“ die Virgo und ihren Mann. Sie hätten dieses Internat eigentlich
dort nie bauen dürfen.“ Die Mädchen schauten sich verwirrt an. „Die Virgo hat
einen Mann? Wir kennen nur sie und ihre Tochter, einen Mann haben wir nie
gesehen.“ Karina nickte. „Alles kann ich euch leider auch nicht sagen. Aber der
Mann der Virgo ist der Leiter eures Internats. Die beiden haben das Internat
aus einem bestimmten Grund dort gebaut. Welchen, kann ich euch nicht nennen, es
tut mir leid. Dass sie unterschiedliche Nachnamen haben und nicht zusammenwohnen,
hat auch einen Grund. Und das, was bei euch passiert ist, hätte vermieden
werden können, wenn dieses verfluchte Internat nie gebaut worden wäre!“, regte
sie sich auf. Kira fragte beunruhigt: „Karina, weißt du, was mit meiner
Freundin Koko passiert ist? Was wir gegen die Sirene machen können, wissen wir.
Aber ihre Schwester, was ist sie? Und ist meine Freundin jetzt wirklich ... ein
Monster?“ In ihren Augen glitzerte ein Schimmer der Hoffnung. Doch Karina
schüttelte den Kopf. „Ich kann euch nichts über sie sagen ... außer, dass sie
böse ist. Sie ist ein seelenloses Wesen, verflucht zu fressen oder zu sterben.
Auch wenn sie verzweifelt versucht, die Leere in sich zu füllen, fallt nicht
auf sie herein. Ihre Leere ist nicht füllbar. Deine Freundin ... es tut mir leid,
Kira. Sie ist wirklich ein Monster geworden. Sie mag noch aussehen wie ein
Mensch, aber sie denkt nicht mehr wie einer. Sie ist erfüllt von Wahnsinn.
Abgrundtiefer, sinnloser Wahnsinn“, sagte Karina leise und senkte traurig den
Blick. Kira stiegen Tränen in die Augen. „Ich glaube euch nicht! Meine Koko ist
kein Monster! Das kann gar nicht sein! Ich gehe jetzt zu ihr und überzeuge mich
selbst davon!“, rief sie wütend und lief aus dem Laden. „Danke dir Karina. Aber
ich denke, wir sollten ihr nachgehen“, sagte Emily, packte Dascha am Handgelenk
und zog sie hinter sich her. Karina folgte ihnen und blieb in der Tür stehen.
Sie schaute ihnen nach, bis sie auf dem Krankenhausgelände verschwunden waren.
„Diese Mädchen könnten es sogar schaffen, das Unglück wieder abzuwenden“, sagte
sie leise zu sich selbst und ging wieder in ihren Laden zurück.
Keuchend erreichten
Dascha und Emily das Krankenhausgelände. Kira war schon eine Zeit vor ihnen im
Inneren verschwunden, sie war einfach eine bessere Läuferin. Die beiden suchten
auf der Übersichtstafel nach der Psychiatrie. Diese lag im dritten Stock. Die
Fahrstühle schienen nur für Krankentransporte zugelassen zu sein, also gingen
sie schnellen Schrittes an der Anmeldung vorbei Richtung Treppenhaus. Das rufen
der Empfangsdame ignorierten sie einfach. Das Treppenhaus stank nach
Desinfektions- und Putzmitteln. Im dritten Stock standen sie vor einer
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