Toedlicher Hinterhalt
genannt«, wandte sie sich an Tom. »Hast du das gehört?« Sie weinte, Tränen, Rotz und Blut liefen ihr über das Gesicht, aber sie wankte nicht. »David, geh wieder zurück und hilf Jazz. Mir geht’s gut.«
Auch er war in Tränen ausgebrochen. »Ich … Gott, ich liebe dich, und ich dachte –«
Mal lächelte. »Ich weiß. Geh!«
»Ihr beide geht jetzt«, wies Tom sie an. »Weg hier. Sofort .«
Mallory schüttelte den Kopf. »Nein, ich unterstütze dich lieber noch ein wenig. Du siehst nicht gut aus, Tom.«
»Ja, aber ich bin hier derjenige mit der Waffe.« Er schaute zum Kaufmann. Zu den beiden Kaufmännern. Was für eine Scheiße, wirklich. Er kämpfte gegen das Schwindelgefühl an. »Wo ist die zweite Bombe?«
Dem Terroristen entglitt der Blick. Nur ein kleines bisschen. Gerade weit genug. Er hatte hinaus zum Hafen gesehen.
Plötzlich traf Tom die Erkenntnis wie ein Blitz. Und als er dem Scheißkerl in die Augen blickte, durchschaute er den ganzen Plan. Er wusste, wie dieses Arschloch tickte. Der Sprengsatz im vierten Stock sollte keinen großen Schaden anrichten, sondern die Menschenmassen vom Hotel wegtreiben.
Weg vom Hotel und hinunter zum Jachthafen.
Dorthin, wo all die kleinen Schiffe in Reihen verankert lagen. Der Kaufmann brauchte dann nur eine Bombe in einem der Boote zu zünden, und auch der Rest würde in die Luft fliegen wie eine Kette Böller, eine Jacht nach der anderen. Im Hafen würde es die bisher größte von einem Terroristen verursachte Explosion in der Geschichte der USA geben, und jeder im Umkreis von hundert Metern würde dabei draufgehen.
Der Kaufmann sah hoch zum blauen Himmel. Und dann, ohne jede Vorwarnung, stürzte er sich auf Toms Waffe.
Doch der SEAL brauchte keine Vorwarnung. Er kannte den Mann zu gut und wusste, dass der Terrorist den Tod einer Gefangennahme vorzog.
Er drückte den Abzug seiner Waffe und beendete damit das ohnehin schon zu lange währende Leben des Kaufmanns.
»Locke! Joe! Charles« Toms Stimme erschallte laut und deutlich über Charles’ Headset. »Die zweite Bombe befindet sich auf einem Boot, möglicherweise ist sie unter Wasser am Schiffsrumpf angebracht, dort, wo ihr sie nicht sehen könnt.«
Charles beobachtete, wie Alyssa bereits vom Kirchturm aus über den Rasen zu ihnen herübergerannt kam. Und auch Joe hatte sich bereits in Bewegung gesetzt und ging die Stufen zu den Anlegern hinunter.
Aber selbst wenn Charles nicht mehr so fit auf den Beinen war, arbeitete sein Gehirn noch prima. Er stieß die Tür zum Büro des Hafenmeisters auf, griff sich das Schiffsmelderegister und überprüfte die Namen der Boote, die momentan an den Anlegestellen für Gäste vor Anker lagen. Diese Plätze waren wahre Premium-Liegenschaften, die dem Jachthafen stolze Summen einbrachten, was es den »normalen« Leuten ermöglichte, ihre Boote ebenfalls dort anzudocken, ohne dafür die Hypothek auf ihr Haus vervierfachen zu müssen.
Er fuhr mit dem Finger über die Liste und …
… konnte nichts Auffälliges finden. Es befand sich kein Boot mit dem Namen Schatz des Kaufmanns oder einem ähnlich offensichtlichen Hinweis darunter.
Doch etwas stach ihm ins Auge: die Sea Breeze . Anfang der Woche hatte sie noch auf Platz A-3 gelegen, war dann aber nach einigen Tagen auf B-7 verlegt worden. Wie seltsam, wo es sich eigentlich bei A-3 um den komfortableren, ruhigeren Platz handelte. Wenn man allerdings etwas in die Luft jagen wollte, dann bot sich B-7 genau in der Mitte des Jachthafens an.
»Alyssa, Joe, checkt B-7«, sprach er in sein Headset.
Nur zur Sicherheit schnappte er sich noch alle Ersatzschlüssel, die an der Wand des Büros hingen.
Dottie, die am Empfangstresen saß, stand auf. »Mr Ashton, was machen Sie …?«
»Ich klaue alle Besucherboote«, meinte er grantig. »Was glauben Sie denn?«
Weil er mit seiner Gehhilfe die Stufen nicht heruntergekommen wäre, schmiss er das verdammte Ding hinab und rutschte wie ein kleines Kind auf dem Hosenboden nach unten.
Joe durchsuchte die Sea Breeze . Und da war sie. Die Bombe. Der Timer zeigte sieben Minuten und achtundzwanzig Sekunden an, genau drei Minuten mehr als die Bombe im Hotel.
Alyssa folgte ihm auf dem Fuße. Sie warf ihm ihr Headset zu und tauchte dann in das trübe Hafenwasser ab. Hustend kam sie nach einiger Zeit wieder an die Oberfläche, holte tief Luft und ging wieder hinunter.
Er konnte sehen, wie Charles sich an der abschüssigen Rampe hinunterhangelte, die zu den Anlegern im Bereich B
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