Toedlicher Hinterhalt
Platz nahm, kratzte sich auf der Tom zugewandten Seite seines Gesichts jedoch demonstrativ mit dem Mittelfinger an der Schläfe.
Als sie schließlich vom Parkplatz des Hotels fuhren, hockte O’Leary zur Sicherheit hinten im Wagen. »Eine schwarze Limousine ist direkt hinter uns.«
Sie wurden verfolgt.
Tom wäre auch überrascht gewesen, wenn sie das Hotel ohne Beschatter verlassen hätten.
Jenk und Lopez bestaunten Fotos von Mrs Hamptons ungemein hässlichem Enkelkind, während in der Ferne die erste Sirene ertönte.
Fähnrich Sam Starrett, der am Steuer des Wagens saß, erwiderte den Blick seines Vorgesetzten im Rückspiegel.
»Langsam«, ordnete Tom an. Solange sie nicht sicher sein konnten, ob die Fahrzeuge mit den Sirenen tatsächlich auf sie zukamen, war es unklug, Gas zu geben. Wenn sie die Flucht nach vorn antraten, würde dieses ganze Scharadespiel kippen. Doch momentan konzentrierten sie sich alle noch voll und ganz darauf, so zu tun als ob. Die Regierung würde sie in dieses Flugzeug steigen lassen. Ganz bestimmt.
WildCard, auch bekannt als Petty Officer First Class Kenny Karmody, saß auf dem Beifahrersitz und überwachte den Funk, um ihn so einzustellen, dass ihr Sprachenexperte im Team, Fähnrich John Nilsson, alles mitbekam.
»Vier Wagen und ein Armeetransporter, Lieutenant, mit einem ganzen Zug Besatzung. Sie fahren vom Flughafen aus los, bereit, uns abzufangen – sie haben Befehl, falls nötig Gewalt anzuwenden«, gab Nilsson durch.
WildCard drehte sich um und schaute Tom fröhlich an. Allerdings bereitete ihm auch so gut wie alles Freude. »Plan B, Eure Exzellenz?«
Admiral Crowley hatte betont, dass bei dieser Mission Diplomatie absoluten Vorrang vor einer gewalttätigen Auseinandersetzung habe. Tom wusste, wenn seine Truppe das Feuer eröffnete, würde er hinterher verdammt viel erklären müssen . Doch lieber verbrachte er ein paar unangenehme Stunden damit, vor Crowleys Schreibtisch zu sitzen und dieses Vorgehen zu begründen, als dass sein gesamtes Team sowie die »reizende« Mrs Hampton die nächsten sechs Jahre in irgendeinem Dreckloch von Gefängniszelle hockten und Anlass für eine Briefkampagne von Amnesty International wurden.
Plan B erschien ihm also eine verdammt gute Wahl.
»Los geht’s!« Er hatte den Satz kaum beendet, da gab O’Leary bereits einen sauberen Schuss in einen der Vorderreifen der Limousine ab.
Dann bog Starrett auf zwei Reifen scharf rechts ab, sodass die Hauptstraße und die schlingernde Limousine in Staub gehüllt wurden.
Als sie dabei nur knapp einem Frontalzusammenstoß mit einem Gemüselaster entgingen, begann Mrs Hampton zu schreien. »Was tun Sie da? Was tun Sie da?«
Jenk musste mit seiner jugendlichen Tenorstimme lauter werden, um sie zu übertönen. »Mrs Hampton, Ma’am. Auch wenn man uns versichert hat, dass Sie unbehelligt an Bord einer Linienflugmaschine gehen dürften, haben wir sicherheitshalber Vorkehrungen für eine andere Abreise getroffen. Außerhalb der Stadt steht ein Seahawk-Helikopter bereit. Lieutenant Paoletti hält es im Moment für klüger, wenn wir den Weg dorthin einschlagen.«
»Lieutenant, ich trete das Gaspedal schon voll durch«, rief Starrett. »Aber diese Scheißkarre fährt maximal siebzig.«
Sie rasten zwar in einem alarmierend hohen Tempo durch die engen Nebenstraßen voller Schlaglöcher. Doch falls man sie aktiv verfolgte, würde es sich trotzdem bald als zu langsam erweisen, so viel stand fest.
Was allerdings auch nicht weiter verwunderlich war, immerhin befanden sich acht große Männer, eine nicht gerade leichtgewichtige Dame und dazu noch drei schwere Koffer in dem alten Van.
Es gab folglich nur eine Möglichkeit, die Last zu verringern. Oder besser gesagt drei .
Tom bemerkte Jazz’ Blick. Sein XO wusste genau, woran er gerade dachte – umso besser, denn dann brauchte er es nicht laut auszusprechen. Mrs H. war ohnehin schon aufgebracht genug. Nur leider konnte O’Leary, der im Heck neben den Koffern saß, Toms Gedanken nicht lesen.
»O’Leary, helfen Sie mir, Ballast abzuwerfen«, befahl Jazz dem Scharfschützen mit seiner tiefen Darth-Vader-Stimme.
Mrs H. hatte zwar zu schreien aufgehört, doch man konnte ihr deutlich ansehen, dass ihr der Gedanke, mit dem Helikopter ausgeflogen zu werden, nicht sonderlich behagte. Zum Glück war ihr die nautische Floskel Ballast abwerfen offenbar jedoch nicht geläufig. Somit würde sie wenigstens nicht anfangen zu protestieren, ehe es ohnehin zu spät sein
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