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Toedlicher Irrtum

Toedlicher Irrtum

Titel: Toedlicher Irrtum Kostenlos Bücher Online Lesen
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gearbeitet. Hat mich sechs Jahre gekostet, einen Abschluss zu machen, den man nach vier Jahren haben sollte.«
    »Warum Miami?«
    »Weiter konnte ich mich nicht von Zuhause entfernen, ohne ins Meer zu fallen. Als Hauptfach habe ich Hotelmanagement gewählt – meine Eltern waren beide Geschäftsleute, und das scheinen sie mir vererbt zu haben. Während der letzten sechs Jahre habe ich für eine Hotelkette in Miami gearbeitet. Vor zwei Monaten wurde ich hierher versetzt – ins Sphere.«
    »Als sie wieder in der Nähe ihrer Mutter waren – haben Sie da versucht, Kontakt zu ihr aufzunehmen?«
    »Ja … ja, ich dachte, das Schicksal hätte mich mit der Nase darauf gestoßen. Es wäre Zeit, erwachsen zu werden und Frieden mit dieser Frau zu schließen.« Sie ließ ein raues Gelächter ertönen, das sich schnell in ein Schluchzen verwandelte. Sie griff in ihre Tasche, zog ein Taschentuch hervor und trocknete ihre Augen.
    Brass und Atwater wechselten einen Blick unter hochgezogenen Brauen.
    Dann redete Rebecca weiter. »Das war der Zeitpunkt, zu dem ich erfuhr, dass sie tot ist. In diesem Mai.«
    »Haben Sie mit Ihrem Stiefvater gesprochen?«
    »Ja. Er hat gesagt, sie sei friedlich verschieden.« Sie unterbrach sich, um tief durchzuatmen. »Sie sei im Schlaf gestorben.«
    Brass sah sich zu Atwater um, aber dessen Blick ruhte unverwandt auf Rebecca Bennett.
    »Doch Sie glauben ihm nicht«, gab Atwater das Stichwort.
    »Nein, das tue ich nicht.«
    »Das hat Sie heute hierher geführt, richtig?«
    Zögernd sah Rebecca nacheinander die beiden Männer an, ehe sie antwortete: »Ja. Ich glaube, mein Stiefvater hat meine Mutter ermordet.«
    Wütend dachte Brass, dass es das war, warum Atwater ihn hergelockt hatte. Wenn die Tochter einer verstorbenen Gönnerin mit dem Stiefvater in Streit geriet, galt die Frage zu klären, wer denn nun das Geld der Toten bekommen würde.
    Brass gestattete sich einen abfälligen Blick in Richtung des Sheriffs, doch Atwater schien nichts davon zu merken – er gab sich auf melancholische Art milde. Er was nur ein besorgter Freund der Familie, darum bemüht, das Richtige zu tun.
    »Sie, Rebecca, sollen wissen, dass wir uns diese Sache sofort ansehen werden. Und zwar gründlich.«
    Brass war klug genug, um vorsichtig zu sein, nichtsdestotrotz fragte er: »Warum glauben Sie ihrem Stiefvater nicht, Ms Bennett?«
    Rebecca drehte sich zu Brass um, und ihre geweiteten Augen brannten wie Ausrufezeichen in ihrem Gesicht. Offenbar war ihr nie in den Sinn gekommen, dass irgendjemand ihre Argumentation infrage stellen könnte. Umso weniger ihre Motive.
    »Da gibt es einige Gründe«, antwortet sie schließlich, als sei dies Erklärung genug.
    »Wie sah das Autopsieergebnis aus?«
    Rebeccas Lippen verzogen sich zu einem sarkastischen Kussmund. »Welches Autopsieergebnis?«
    »Es hat keine Autopsie stattgefunden?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das ist einer der Gründe, warum ich Peter verdächtige – er hat mir gesagt, eine Autopsie hätte meine Mutter abgelehnt … aufgrund ihrer religiösen Überzeugungen.«
    »Und diese Begründung zweifeln Sie an?«
    »Ich halte das für eine Ausrede – ich habe meine Mutter lange nicht gesehen, und ich weiß, dass sich die Dinge ändern können, dass sich Menschen ändern können – doch sie war niemals religiös, als ich noch bei ihr lebte.«
    »Vielleicht wurde sie bekehrt …«, gab Brass zu bedenken.
    »In gewisser Weise stimmt das. Peter und meine Mutter haben sich einer konservativen, fundamentalistischen Kirche angeschlossen, nach deren Auffassung ein Leichnam für die Auferstehung unberührt bleiben muss. Dieser ganze Mist eben …«
    »Nicht jeder hält das für Mist, Ms Bennett …«
    »Ich weiß, ich weiß … Ich möchte auch nicht klingen wie irgendeine Fanatikerin, es ist nur … für Mom kommt mir das ziemlich drastisch vor. Es passt nicht zu ihrem Charakter. Aber da sind auch noch andere Dinge. Beispielsweise erbt Peter nach Moms Testament alles.«
    Brass wusste längst, warum Atwater hier war – nämlich um seinen Arsch zu retten, und das war davon abhängig, wer am Ende das Bennett-Vermögen besitzen würde. Er selbst war hier, um Atwater dabei zu helfen, und Rebecca Bennett war hier, um ihren Anteil, ihr Stück vom Kuchen zu bekommen, egal, wie sehr sie ihre Mutter auch verachtet hatte.
    Offenbar hatte Rebecca seine Gedanken erraten, denn sie sagte hastig: »Bitte verstehen Sie, es geht nicht um das Geld.«
    Brass nickte mit unbewegter Miene. In

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