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Tödlicher Mittsommer

Tödlicher Mittsommer

Titel: Tödlicher Mittsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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stellte.
    Thomas bedauerte.
    »Tut mir leid, die gesamte Dienststelle ist rauchfrei. Vielleicht halten Sie es auch so aus?«
    Kicki Berggren nickte und machte die Handtasche wieder zu. Thomas konnte die Unruhe in ihren Augen sehen.
    »Worüber wollten Sie mit mir sprechen?«, fragte sie. »Mein Handy ist vor gut einer Woche kaputtgegangen, deshalb weiß ich erst seit gestern, als ich nach Hause gekommen bin und Ihre Mitteilung gehört habe, dass etwas passiert sein muss. Ich habe unzählige Male versucht, Krister anzurufen, aber er nimmt einfach nicht ab. Es ist doch wohl nichts Schlimmes? Hat er was angestellt?«
    Sie stieß die Fragen hervor, ohne Luft zu holen.
    Thomas zögerte mit der Antwort. Das hier war der schwerste Teil der Polizeiarbeit. Wie bringt man jemandem bei, dass ein nahestehender, ein geliebter Mensch tot ist? Thomas entschied sich, lieber mit einer Gegenfrage zu beginnen.
    »Haben Sie ein enges Verhältnis zu Ihrem Cousin?«
    Kicki nickte eifrig.
    »Er ist mein einziger Verwandter. Seine Mutter war meine Tante. Wir sehen uns ziemlich oft, schon seit wir Kinder waren. Er ist nur ein Jahr jünger als ich. Weihnachten feiern wir immer zusammen.«
    Sie versuchte, den letzten Satz mit einem Lächeln zu sagen, aber es wurde eher eine Grimasse daraus.
    Thomas nahm Anlauf.
    »Leider muss ich Ihnen sagen, dass Ihr Cousin verstorben ist. Seine Leiche wurde vor einer Woche am Strand von Sandhamn angespült. Er ist ertrunken.«
    Kicki Berggrens Handtasche fiel auf den Boden. Ihr Mund öffnete sich, aber es dauerte einige Sekunden, bis Worte herauskamen.
    »Er ist tot?«
    »Ja. Mein Beileid.«
    Kicki Berggrens Augen füllten sich mit Tränen. Thomas zog eine Packung Papiertaschentücher aus der Scheibtischschublade und hielt sie ihr hin. Sie nahm ein Taschentuch und schnäuzte sich.
    »Möchten Sie etwas trinken? Soll ich Ihnen ein Glas Wasser holen?«, fragte Thomas mit teilnahmsvoller Stimme.
    Kicki Berggren schüttelte abwehrend den Kopf. Sie bückte sich langsam und hob ihre Handtasche auf, legte sie auf den Schoß und umklammerte sie fest mit beiden Händen. Ihr Mund zitterte, und sie sah gespannt auf Thomas, der wieder zu sprechen begann.
    »Wir glauben, dass er Anfang des Frühjahrs gestorben ist. Wann haben Sie zuletzt mit ihm gesprochen?«
    »Das war im März. Ich war drei Monate verreist. Ich habe in einem schwedischen Restaurant auf Kos gejobbt. Das ist in Griechenland.«
    »Gab es einen besonderen Grund, dass Sie dorthin gefahren sind?«
    »Ich habe eine Freundin begleitet, die früher schon da gearbeitet hat. Ich bin erst gestern Abend nach Hause gekommen und habe Ihre Nachricht auf dem Anrufbeantworter gehört. Ich habe zurückgerufen, so schnell ich konnte.«
    »Wie oft haben Sie denn so miteinander gesprochen?«, fragte Thomas und reichte ihr wieder die Packung mit den Papiertaschentüchern.
    Kicki Berggren wand sich ein wenig auf dem Stuhl.
    »Das kam ganz darauf an.«
    Sie senkte den Blick und studierte ihre pinkfarbenen Nägel.
    »Aber Sie hatten regelmäßig Kontakt?«
    »Natürlich. Wir haben doch sonst niemanden mehr.«
    Während Kicki Kristers Kindheit bei seiner ledigen Mutter beschrieb, konstatierte Thomas, dass es anscheinend nichts in Kristers Vergangenheit gab, was erklären konnte, warum es ihn nach Sandhamn verschlagen hatte.
    »Haben Sie eine Ahnung, was er da draußen gewollt haben könnte?«, fragte er nach einer Weile. »Wissen Sie, ob er auf den Schären jemanden kannte, den er vielleicht besuchen wollte?«
    Thomas betrachtete sie forschend. Kicki Berggren blickte immer noch zu Boden.
    Bevor sie etwas sagen konnte, fuhr er fort:
    »Wissen Sie, ob er manchmal mit der Finnlandfähre fuhr? War das vielleicht etwas, was er in seiner Freizeit tat?«
    Kicki Berggren knabberte an einem ihrer künstlichen Fingernägel.Es war offensichtlich, dass sie starkes Verlangen nach einer Zigarette hatte; sie schnippte mit den Fingern und schien stumm das Rauchverbot auf der Wache zu verfluchen.
    »Ja, das machte er ab und zu. Wieso?«
    »Wir haben eine Theorie, dass er vielleicht von einer solchen Fähre über Bord gegangen sein könnte. Die Schiffe fahren jeden Abend an Sandhamn vorbei. Falls er über Bord gegangen ist, könnte das möglicherweise erklären, warum seine Leiche an den Strand gespült wurde.«
    »Krister konnte nicht besonders gut schwimmen. Er hatte generell nicht viel für Wasser übrig. Aber es kam vor, dass er mit den Finnlandfähren fuhr, besonders wenn sie Sonderangebote

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