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Tödlicher Mittsommer

Tödlicher Mittsommer

Titel: Tödlicher Mittsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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Neunzigerjahre bei einem Autounfall ums Leben kamen,hatte Cecilia versucht, ihre Nichte zu unterstützen, doch viel Trost hatte sie ihr nicht geben können.
    Nur wenige Jahre später hatte Cecilia bemerkt, dass es ihr immer schwerer fiel, die Flaschen zu greifen, wenn sie an der Kasse stand. Ihr linker Daumen knickte so seltsam weg. Sie ließ des Öfteren Flaschen fallen und bekam entsprechenden Ärger mit dem Filialleiter. Insgeheim machte sie sich große Sorgen, aber sie schob es darauf, dass sie alt und verbraucht und reif für die Rente sei. Ein Leben lang im Getränkehandel, mit all den schweren Lasten, die zu heben waren – das hatte sie kaputtgemacht.
    Schließlich konnten ihre Arbeitskollegen sie dazu bewegen, zum Betriebsarzt zu gehen und sich gründlich untersuchen zu lassen. Es wurden viele Tests gemacht, und nach langem Hin und Her bekam sie das Ergebnis. Sie hatte ALS , diese schleichende, unheilbare Krankheit, die langsam Nerv für Nerv, Muskel für Muskel lähmt. Wenn die Lähmung die Lunge erreicht, stirbt man.
    In Cecilias Fall dauerte es kaum ein Jahr von der Diagnose bis zum Grab. Sie gab sich einfach auf. Legte sich ins Bett und wartete auf den Tod. Erstarrte in Embryohaltung und verkümmerte vor aller Augen. In ihr war keine Kraft mehr zu kämpfen. Und auch kein Wille.
    Krister war es sehr schwergefallen, mit dem Zustand seiner Mutter umzugehen. Er ertrug es nicht, sie dahinsiechen zu sehen. Solange es irgend ging, drückte er sich davor, sie im Krankenhaus zu besuchen, und er wollte auch nicht über ihre Krankheit sprechen. Er schien zu glauben, dass alles wieder gut werden würde, wenn er einfach so tat, als wäre nichts passiert.
    Nach Cecilias Beerdigung hatte er sich derart betrunken, dass Kicki große Angst bekam, er könnte sich etwas antun. Er hatte zu Hause gesessen und Rotz und Wasser geheult, in jeder Hand eine Flasche Schnaps. Nach einer Weile war er auf dem Sofa eingeschlafen, in voller Bekleidung, und sein rot geschwollenes Gesicht war ganz breiig von all dem Alkohol gewesen. Es war, als hätte er erst da begriffen, dass seine Mutter wirklich tot war.
    Kicki goss sich noch ein Glas Ouzo ein. Ihre Hand zitterte, als sie die Flasche abstellte. Die Unruhe wegen Krister nagte an ihr. Sie musste diesen Polizisten morgen unbedingt anrufen und hören, was er wollte.

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Kapitel 9
Mittwoch, zweite Woche
Kapitel 9
    Thomas sah Kicki Berggren schon, als er die Treppe hinter der Rezeption der Dienststelle noch gar nicht ganz hinuntergegangen war.
    Sie trug eine weiße Jeansjacke mit funkelnden Nieten. Gebleichte Jeans, enges rosa Top und hochhackige Sandaletten vervollkommneten das Bild. Von hinten sah sie aus wie ein junges Mädchen – schmale Figur mit knabenhaften Hüften. Aber als sie sich umdrehte, sah man, dass sie eine Frau in fortgeschrittenem Alter war, näher an fünfzig als an vierzig. Die blonden Haare waren zu lang, um vorteilhaft zu sein. Sie war keine echte Blondine, das zeigte der dunkle Haaransatz. Ein feines Netz von Runzeln auf der Oberlippe verriet die starke Raucherin. Sie war sehr braun gebrannt, beinahe lederbraun.
    Er fragte sich, ob eine solche Sonnenbräune vom schwedischen Sommer herrühren konnte. Er bemerkte auch, dass sie nervös an einer Handtasche aus Jeansstoff nestelte. Offenbar hätte sie sich gerne eine Zigarette angesteckt, aber die Schilder an der Wand waren eindeutig: Rauchen verboten.
    Thomas ging auf Kicki Berggren zu und streckte die Hand aus.
    »Guten Tag, ich bin Thomas Andreasson. Schön, dass Sie so schnell kommen konnten. Sie waren verreist, nehme ich an? Wo waren Sie?«
    »Griechenland«, murmelte Kicki. Sie machte einen nervösen Eindruck, vermutlich weil sie sich fragte, warum er sie sprechen wollte.
    Thomas bat sie in sein Zimmer.
    »Möchten Sie einen Kaffee?«
    Er füllte zwei Tassen mit der dunklen Brühe. Kaffee war eine gute Art, das Eis zu brechen.
    »Er schmeckt leider nicht so besonders, ist Automatenkaffee. Aber das ist alles, was wir haben. Bitte, nehmen Sie doch Platz.«
    Er zeigte auf den Besucherstuhl vor seinem Schreibtisch.
    Kicki Berggren setzte sich und schlug die Beine übereinander. Die eine Sandalette baumelte vom Fuß, es sah aus, als könnte sie jeden Moment herunterfallen.
    »Darf man hier rauchen?«, fragte sie hoffnungsvoll, obwohl sie die Antwort vermutlich schon kannte. Trotzdem hatte sie ihre Handtasche geöffnet und war dabei, eine Schachtel Prince und ein Feuerzeug hervorzuholen, als sie die Frage

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