Tödlicher Puppenzauber
Dolch. »Fullham, Sie werden vor ein Gericht gestellt. Wenn ich ehrlich sein soll, freue ich mich darüber. Männer wie Sie gehören einfach in die Zelle. Dort können Sie über Ihren Verrat nachdenken.«
»Ja, Sie sitzen am längeren Hebel!« ich ließ ihn stehen und schritt auf die Einfahrt zu, denn dort hatte sich eine Gestalt gelöst.
Es war Jessica Long. In ihrer Deckung hatte sie es nicht länger ausgehalten. Als sie vor mir stand und mich ansah, konnte sie nicht mehr sprechen. Auch ich schwieg. Das Streicheln meiner Handfläche über ihr langes Haar sagte genug…
***
Zwei Tage später!
Der Innenminister hatte eingeladen. Sir James, Suko und ich waren eingeladen worden, um uns einige Streicheleinheiten abzuholen. Es paßte uns nicht, zudem hatten wir uns in Schale werfen müssen, und da wirkten wir immer etwas komisch, was auch Glenda bemerkte, als sie uns so sah.
Bevor eine lange Diskussion über eine Kleiderordnung in Gang gesetzt werden konnte, mußten wir fahren. Ein Chauffeur rollte den heiligen Hallen des Innenministeriums entgegen.
Der Minister empfing uns mit einem Gesicht, das sich durch Blässe auszeichnete. Den Grund erfuhren wir sofort.
Edgar Fullham hatte es geschafft, sich in seiner Zelle umzubringen. Der genaue Hergang war noch nicht rekonstruiert worden.
»Da werden wir die Hintergründe wohl aufdecken«, sagte Sir James.
»Ich glaube nicht, daß der letzte Killer reden wird.«
Der Meinung waren auch wir.
Es wurde eine sehr ku rze Feier, die den Namen nicht verdiente. Nach einer Viertelstunde und einigen Dankesworten konnten wir wieder gehen und waren froh darüber.
Sir James und Suko wunderten sich, daß ich nicht mehr mit in den Wagen stieg.
»Wollen Sie noch weg?« fragte der Superintendent.
»Ja«, erwiderte ich mit einem möglichst harmlosen Gesicht, während Suko sich zur Seite drehte, damit unser Chef sein Grinsen nicht sah, denn der Inspektor ahnte etwas.
»Na ja, dann. Bis morgen, John.«
»Ebenfalls!« rief Suko. »Und übernimm dich nicht, Alter!«
Ich ballte die rechte Hand zur Faust, aber der Wagen fuhr bereits an. Ich holte mir ein Taxi, kaufte unterwegs noch Blumen und schellte wenig später bei einer Frau mit langen, rotblonden Haaren. Sie hatte mich bereits erwartet, stand lächelnd in der Tür und breitete die Arme aus.
»Darf ich hereinkommen, Miß Long?«
»Nur, wenn Sie keine Puppen mitbringen!«
»Dafür Blumen.«
Ich überreichte ihr den Strauß, über den sie sich freute. Dann ging ich in die Wohnung, die Jessica schon wieder aufgeräumt hatte.
Schick sah sie aus. Ein kniekurzes Kleid, sehr eng anliegend, schwarz und mit dünnen Trägern. Wenn sie sich bewegte, glänzten auf dem dunklen Stoff Silberfäden.
Als die Blumen in der Vase standen, kam sie auf mich zu und schüttelte den Kopf.
»Habe ich etwas an mir?« fragte ich.
»Genau, John. In dieser Kleidung kenne ich dich nicht. Die ist irgendwie komisch.«
»Nun ja, ich kann sie ablegen.«
Sie drückte mir leicht die Kuppe des Zeigefingers an die Lippen. »Ich glaube, daß du selten zuvor eine so gute Idee gehabt hast, Geisterjäger.«
Das fand ich auch.
Was später geschah, nun ja, es gibt Momente, die gehören eben zu den privaten. Und eine Frau namens Jessica Long sorgte dafür, daß sie mir unvergeßlich blieben…
ENDE
[1] Siehe John Sinclair Taschenbuch Nr. 73 095 »Kuscheltier-Grauen«
[2] Siehe John Sinclair Taschenbuch Nr. 73 097 »Das Horror-Restaurant«
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