Tödlicher Puppenzauber
Das klappte nur mit Mord-und Totschlag.
Die Tür war mit einem harten Laut ins Schloß gefallen. Nur wenige Sekunden herrschte eine gespannte Stille, in der selbst der Araber den Atem anhielt.
Hinter seiner Stirn arbeiteten die Gedanken fieberhaft. Endlich hatte er eine Lösung gefunden. Es war seinem Mund anzusehen, wie er sich in die Breite zog.
»Los, Chinese, geh zu ihm!«
»Auf die Couch?« fragte Suko.
»Ja, setz dich zu deinem Freund. Ich werde nur zwei Kugeln brauchen, um euch zu töten, mehr nicht. Im Sitzen zu sterben, das passiert nicht jedem.«
Da hatte er nicht unrecht. Suko gehörte zu den beneidenswerten Menschen, die sich ausgezeichnet unter Kontrolle hatten und nur sehr selten einmal ausflippten. Auch in diesem Fall war ihm nicht anzusehen, was hinter seiner Stirn vorging. Der Gesichtsausdruck blieb neutral. Er hatte die Arme vom Körper abgewinkelt, als ersieh in Bewegung setzte und auf die Couch zuschritt.
Ich war um eine Idee zur Seite gerückt, so daß ich die Seitenlehne an meiner rechten Hüfte spürte.
Während Suko ging, bewegte sich auch der Killer. Er hob den rechten Arm an, streckte ihn aus, so daß die Mündung gegen den Schädel des Inspektors zielte.
Die Waffe wanderte mit, als Suko die Couch erreichte, allerdings vor ihr stehenblieb.
»Setz dich, Chink!«
»Ja, ist gut!«
Suko ging in die Knie. Es sah so aus, als wollte er sich mit den Händen abstützen. Die Rechte berührte auch die Sitzfläche, doch die Linke verschwand blitzschnell unter der Kleidung und berührte dort den Stab.
»Topar!«
***
Dieses eine Wort reichte aus, um die Zeit für die Dauer von fünf Sekunden anzuhalten. Jeder, der das magische Wort hörte, konnte sich nicht mehr bewegen, nur derjenige, der den Stab trug, war nicht behindert. Auch ich saß still, aber Suko wirbelte wie der Blitz herum und tauchte vor dem Araber auf, der wie ein Denkmal aussah. Suko durfte in dieser Zeitspanne alles, nur nicht töten. Dann wäre die Magie des Stabes aufgehoben worden.
Er packte die Waffenhand des Dunkelhaarigen, hebelte den Arm herum und entriß dem Mörder die Waffe. Er warf sie in seine offene linke Hand und schlug zu.
Suko wußte genau, wie man einen Menschen für längere Zeit außer Gefecht setzen konnte.
Steif wie ein Brett kippte der Mann um. Suko fing ihn noch auf und schleifte ihn dorthin, wo Jessica die Zeit über am Pfosten gefesselt worden war.
Die fünf Sekunden waren vorbei, und ich erkannte, was sich verändert hatte.
»Er ist bewußtlos«, meldete mein Freund, als ich mich aufrichtete. »Wir haben es hinter uns.« Er legte den Mann zu Boden, drückte dessen Arme zurück, nahm die Handschellen und fesselte den Araber an den Pfosten. Um sich von ihm zu befreien, mußte der Araber ihn schon aus der Verankerung reißen.
»Hast du Waffen?« fragte Suko mich.
»Nur das Kreuz!«
»Nimm die von dem Killer.«
Ich hob sie auf und schaute auf die Tür. Suko folgte mir. Bevor ich sie öffnete, bedankte ich mich bei meinem Freund mit einem Nicken.
»Ja, ja, schon gut. Beim nächstenmal bist du wieder an der Reihe.«
Ich öffnete die Tür.
Beide lauschten wir in das ziemlich breite Treppenhaus, ohne allerdings etwas hören zu können.
»Die sind schon weg!« flüsterte Suko.
»Du kennst den Weg zum Hof?«
»Ja, aber wir müssen außen herum. Ich weiß nicht, ob es einen direkten Zugang gibt.«
»Dann komm!«
***
Jessica Long spürte den warmen Atem des Puppenmachers in ihrem Nacken und bekam hin und wieder einen harten Stoß in den Rücken, wenn sie ihm nicht schnell genug ging.
Das Geländer der Treppe befand sich an der linken Seite. Jessica stützte sich daran ab. Sie mußte es tun, weil sie einfach zu schwach war, eine Folge des langen Stehens und der Fesselung.
»Solltest du schreien, zerschieße ich dir den Schädel, Süße. Es geht für mich um alles, da kenne ich keine Rücksicht!«
»Ja, ich weiß.«
Sie stolperte weiter.
Jessica gehörte zu den Frauen, die kaum Kontakt zu den Hausbewohnern hatte. Sie wollte ihre Ruhe haben, um ungestört arbeiten zu können. Doch nun wünschte sie sich fast, daß sie durch einen Bewohner, der seine Wohnung verließ, gestört wurde. Niemand kam.
Die Puppen gingen mit ihr. Diese kleinen Teufel huschten an ihren Beinen entlang, überholten sie, blieben auf den Stufen stehen, schauten zu ihr hoch, grinsten diabolisch und liefen weiter. Im Erdgeschoß mußte Jessica stehenbleiben. Bing drückte sie gegen die Flurwand und berührte mit der
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