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Tödlicher Ruhm

Tödlicher Ruhm

Titel: Tödlicher Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Elton
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dem Sie nicht widerstehen konnten, Miss Hennessy. Sie wollten unbedingt Ihren Preis für das Sendematerial der letzten Woche in die Höhe treiben und wussten doch, dass der Mord mit jedem Tag kälter und die Chance mit jedem Rausschmiss immer geringer wurde, dass sich der Mörder noch im Haus befand. Daher Ihr absurder, lächerlicher Zettel, der die Welt zum Narren gehalten hat, mich jedoch nur davon überzeugen konnte, dass es definitiv keinen weiteren Mord geben würde.«
    »Entschuldige, tut mir Leid, wenn ich dich unterbrechen muss, Süßer«, meldete sich Chloe zu Wort, die liebend gern eine weitere Gelegenheit beim Schopfe packte, ins Geschehen einzugreifen. »Aus der Regie bittet man mich, mal nachzufragen, wie sie es gemacht hat. Ich meine, wir haben alle Zeit, die du brauchst, aber das Problem ist, dass wir live auf Sendung sind, und irgendwann müssen wir eine Werbeunterbrechung einschieben, aber wir wollen es wirklich, wirklich wissen.«
    »Gerechtigkeit braucht ihre Zeit«, erwiderte Coleridge feierlich, der sich der Tatsache durchaus bewusst war, dass er keinen Beweis hatte. Wollte er eine Verurteilung erwirken, brauchte er ein Geständnis, und nur Banquos Geist, nur ein paar blut’ge Locken konnten es ihm verschaffen. Es musste der richtige Zeitpunkt sein, der Mörder musste schwitzen.
    »Okay, Babe«, sagte Chloe. »Die sagen, das ist cool. Respekt. Also dann.«
    »Sie müssen doch alle längst erraten haben, wie es gemacht wurde, oder?«, sagte Coleridge. »Ich meine, ist es denn nicht offensichtlich?«
    Das Meer aus leeren Mienen im Publikum war ein äußerst erfreulicher Anblick.
    »Ach, ja, natürlich. Das hatte ich vergessen. Ihnen stand ja nicht das Privileg zu, den Shepperton Studios einen Besuch abstatten zu dürfen, wo ein exakter Nachbau des Hauses steht. Wo Geraldine Hennessy ein Video gedreht hat. Ein Video eines Mordes, der noch geschehen sollte.« Coleridge gab sich keine Mühe mehr, Gelassenheit zu markieren. Nun war er Schauspieler, ein Schauspieler in einem Bühnenhit.
    »In einer dunklen Nacht, kurz vor Beginn des Hausarrest- Spiels, schlich Geraldine Hennessy in ihr nachgebautes Haus im Studio. Sie stellte die Studiobeleuchtung an und aktivierte die ferngesteuerten Kameras, die bald darauf im echten Haus installiert werden sollten. Außerdem hatte sie eine manuelle Kamera vor der Toilettentür in Position gebracht, die sie feststellte, so wie sie es Larry Carlisle etwa einen Monat später tun lassen würde. Anschließend hat sich Miss Hennessy ausgezogen und eine dunkle Perücke aufgesetzt. Eine Perücke mit der Farbe von Kelly Simpsons Haar. Dann hat sie die nachgebaute Toilette betreten, in der sie von hinten von der einzigen Kamera im Raum aufgenommen wurde, die hoch über ihr war. Sie hat sich eilig hingesetzt und ihren Kopf in die Hände gestützt, was keine komplizierte Täuschung darstellte. Das durch den extremen Weitwinkel verzerrte Bild eines Kamerawinkels von oben würde alle Unterschiede an Größe und Statur verwischen. Und wenn man direkt darauf blickt, sieht ein nach vorn gebeugt sitzender Mensch auf einer Toilette mehr oder weniger aus wie jeder andere. Etwa einen Monat, bevor es wirklich passierte, hatte man Kellys letzten Gang zur Toilette also... ich kann nicht sagen rekonstruiert... eher prä konstruiert.«
    Coleridge hatte einen Heidenspaß. Banquos Geist wartete in den Kulissen, und Macbeth (oder besser: Lady Macbeth) stand in ihrer ganzen Arroganz vor ihm. Jetzt musste er sie nur noch so weit bringen, dass sie den Mut verlor, und er war fest überzeugt davon, dass er es schaffen konnte. In fünfunddreißig Jahren engagierter und meist erfolgreicher Polizeiarbeit war es Coleridge niemals gelungen, wirklich zu glänzen. Doch an diesem Abend, als er sich dem Ende seiner Karriere näherte, leuchtete er geradezu.
    »Also«, fuhr er fort, »Hennessy spielt Kelly und sitzt auf der Toilette, als am anderen Ende des nachgebauten Wohnbereichs, im Jungenzimmer, in dem man einen kleinen Schwitzkasten aufgestellt hat — einen Schwitzkasten, der nach genau denselben Bauanweisungen errichtet und in Position gebracht worden war, die man später den Bewohnern geben würde — , eine verhüllte Gestalt tritt. Ihr Komplize in diesem Drama, Miss Hennessy. Dieser Komplize durchquert den Wohnbereich, nimmt ein Messer und stürzt in den Toilettenraum, wobei er s ich das Tuch in die Höhe hält, um der Kamera den Blick zu verwehren. Dann tut er, als würde er zweimal zustechen. Eine

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