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Tödlicher Ruhm

Tödlicher Ruhm

Titel: Tödlicher Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Elton
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neun beschissene Wochen hier drinnen, und wir wollen doch unser Pulver nicht gleich verschießen. Aber, o Gott... was habe ich da eben gesagt? Ich fühl mich schrecklich. Meine Mum weiß gar nichts davon, dass ich gestrippt habe! Sie glaubt, ich bin brav und bieder. Tut mir echt Leeeiiid, Mum!«
    »Gegen kleine Schönheitsoperationen hab ich nichts einzuwenden«, sinnierte Jazz. »Ich hab meine Schwanzverkleinerung nie bereut. Jetzt hängt er mir wenigstens nicht mehr unten aus der Hose!«
    Seine Mitbewohner lachten und riefen: »Krass!«, aber manche lachten mehr als andere. Ein eher still wirkendes Mädchen mit pechschwarzem Haar und grünen Augen lächelte nur. Neben ihr saß ein ganz normal aussehender junger Mann in schicken, aber lässigen Timberlands.
    Hamish. Beruf: Assistenzarzt. Sternzeichen: Löwe.

    »Er sieht nicht glücklich aus«, bemerkte Coleridge und beobachtete den gut aussehenden Hamish, der einen eher mürrischen Eindruck machte.
    »Er denkt ans Gewinnen«, sagte Hooper. »Er ist mit einer Strategie da reingegangen. Bedeckt halten, bloß nicht auffallen, das ist sein Motto. >Nur wer auffällt, wird nominiert.< Jeden Abend war er im Beichtstuhl und hat genau das gesagt. Es ist ein sehr komplexes Spiel«, fuhr Hooper fort. »Man muss seine Mitbewohner auf die eine und die Öffentlichkeit auf die andere Weise behandeln. Sei unauffällig genug, nicht nominiert zu werden, aber dennoch interessant genug, nicht rauszufliegen, falls sie dich doch nominieren. Ich glaube, deshalb finden die Leute die Sendung so faszinierend. Es ist eine echte Psychostudie. Wie ein Menschenzoo.«
    »Ach ja?«, ätzte Coleridge. »In diesem Fall muss ich mich aber fragen, wieso die Produzenten keine Gelegenheit auslassen, Gespräche über Sex zu senden oder Brüste zu zeigen.«
    »Na ja, Brüste sind doch auch faszinierend, oder etwa nicht, Sir? Die Leute sehen sich so was gern an. Ich jedenfalls. Und außerdem, wenn die Leute in den Zoo gehen, was sehen sie sich da am liebsten an? Nackte Affenärsche, genau das.«
    »Machen Sie sich doch nicht lächerlich.«
    »Das ist überhaupt nicht lächerlich, Sir. Wenn Sie die Wahl hätten, sich anzusehen, wie zwei Elefanten Tee trinken oder es miteinander treiben, was würden Sie sehen wollen? Die Leute interessieren sich für Sex. Daran führt kein Weg vorbei.«
    »Ich finde, wir kommen hier vom Thema ab.«
    »Finden Sie, Sir?«, sagte Trisha, die Hamishs Gesicht auf dem Bildschirm betrachtete. »Ich nicht. Dieses Haus hat vor sexueller Spannung förmlich gebebt, und das muss doch irgendwie relevant sein, oder? Sehen Sie doch zum Beispiel nur mal, wen Hamish da anstarrt.«
    »Das lässt sich unmöglich sagen.«
    »Man sieht es in der Großaufnahme, die gleich kommt.« Trisha drückte den Startknopf des vorsintflutlichen Videorecorders, worauf die Einstellung tatsächlich zu einer Großaufnahme der lachenden, leicht angetrunkenen Meute wechselte, die auf den Sofas herumlümmelte.
    »Im Moment sieht er sich gerade Kelly an, dann Layla. Er checkt sie aus. Der Psychologe dieser Sendung sagt, dass die Kandidaten in ihren ersten Stunden im Haus vor allem darüber nachdenken, zu wem sie sich hingezogen fühlen.«
    »Na, wenn das keine Überraschung ist, Constable! Und ich dachte schon, sie machen sich Gedanken um Gott und den Wert ihrer unsterblichen Seelen.« Doch sofort danach bereute Coleridge seinen Ausbruch. Er hatte für Sarkasmus nicht viel übrig, außerdem mochte er Trisha und schätzte sie als Polizistin. Er wusste, dass dies keine wilde Spekulation gewesen war. »Tut mir Leid. Ich fürchte, es fällt mir nach wie vor schwer, meine Verärgerung über diese Leute im Zaum zu halten.«
    »Ist schon in Ordnung, Sir. Diese Leute sind bestimmt eine Plage. Trotzdem halte ich es für wichtig, herauszufinden, wer wen mag. Ich meine, in einer derart außergewöhnlichen Umgebung dürfte Eifersucht doch ein ziemlich nahe liegendes Mordmotiv sein.«
    »Was glauben Sie also, auf wen Woggle steht?«, fragte Hooper und lachte über die seltsame Gestalt, die eben auf dem Bildschirm erschien.
    Woggle. Beruf: Anarchist. Sternzeichen: Behauptet, alle zwölf zu sein.
    »Ich meine, mal ehrlich«, fuhr Hooper fort. »Wenn man in dieser Bande ein potenzielles Mordopfer sucht, dann doch wohl Woggle, oder? Ich meine, dieser Typ bettelt geradezu darum.«
    »Jeder Weiße mit Dreadlocks bettelt darum, wenn man mich fragt«, bemerkte Trisha und fügte hinzu: »Woggle war ein kleines Privatprojekt der

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