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Tödlicher Vatertag

Tödlicher Vatertag

Titel: Tödlicher Vatertag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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können.
    Im Gegensatz zu Erich Buchwald besaß er dunkles Haar. Wirr lag es auf seinem Kopf, verklebt von Dreck und Lehm. Er hatte die kaum erkennbaren Lippen verzogen, grinste breit und böse, während er versuchte, sein Grab endgültig zu verlassen.
    Auch er schaffte es, stieg hervor, blieb neben seiner Ruhestätte stehen und schwankte wie Erich Buchwald, aber er hielt sich auf den Beinen, erreichte die Mauer und blieb davor stehen.
    Neben Buchwald fiel er gegen das Gestein, stützte sich zunächst dort ab und drehte sich auch nicht um, damit er dem dritten zuschauen konnte, der aus der feuchten Erde dieses Alpenfriedhofs stieg. Es war Jerome Woeber!
    Der Belgier hatte die meiste Mühe. Keiner seiner beiden Zombie-Freunde kam ihm zur Hilfe. Sie ließen ihn allein, und Woeber nahm mehrere Anläufe, um es zu schaffen. Auch er brachte es hinter sich. Er kroch aus dem Grab wie ein Mensch aus einem Sumpf, der ihn im letzten Augenblick freigegeben hatte. Mit den Händen nach Sträuchern greifend, an denen er sich festhalten konnte. Ein paarmal zog er noch die Beine an, bewegte sich trampelnd und erreichte schließlich sein Ziel. Auf dem Bauch blieb er liegen. Erschöpft konnte er als Zombie nicht sein, aber er wollte Kraft tanken und drehte seinen Kopf so, daß er schräg in den Himmel schauen konnte.
    Jerome Woeber suchte den Mond!
    Nur er konnte ihm Kraft geben, nur er spendete diesen fahlen, gleichzeitig kräftigenden Schein, der es einem lebenden Toten ermöglichte, seine Pläne durchzuführen.
    Jerome Woeber kroch weiter, beobachtet von den leblosen Blicken seiner beiden Artgenossen. Niemand half ihm, als Untoter mußte man allein zurechtkommen.
    Woeber kam zurecht. Zuerst kniete er sich hin, schüttelte dabei den Kopf und stand mit einem Ruck auf. Es sah so aus, als wollte er nach vorn fallen, konnte sich im letzten Augenblick noch halten und drehte sich auf der Stelle.
    Die leeren Blicke der drei Zombies trafen sich.
    Als Lebende hatten sie zusammengehalten, waren Freunde gewesen, und dies sollte sich auch nicht ändern, obwohl sie nur mehr äußerlich zu den Menschen gehörten.
    Das Schicksal hatte sie zusammengebracht und eine Naht geschweißt, die auch der Tod nicht zerreißen konnte.
    Jerome Woeber war der einzig Bärtige unter ihnen. In seinem langen Kinnhaar bewegten sich noch einige Käfer, die die fransigen Strähnen zum Zittern brachten. Als Woeber den Kopf schüttelte, lösten sich die Käfer und fielen zu Boden.
    Die drei Männer trugen die gleichen zerfetzten Totenhemden. Ein Teil des Stoffes klebte noch auf ihrer Haut, und nichts in ihren leeren Blicken deutete daraufhin, was sie vorhatten.
    Es war Erich Buchwald, der den Anfang machte. Er drehte sich um, ließ die Mauer los und schritt auf die Ecke des Friedhofs zu, wo zwei Mauern einen Winkel bildeten. Er legte die Hände auf den Rand und versuchte, sich in die Höhe zu drücken.
    Das gelang ihm erst beim zweiten Anlauf. Mit einer puppenhaft wirkenden Bewegung hob er das rechte Bein, um es ebenfalls auf die Mauer zu legen.
    Bald lag er oben.
    Er drehte noch einmal den Kopf und schaute auf seine beiden Artgenossen, die noch vor der Mauer standen.
    Erich Buchwald machte kurzen Prozeß. Er gab seinem Körper den nötigen Schwung und ließ sich an der anderen Seite von der Mauer fallen. Mit einem dumpfen Laut landete er am Boden. Schmerzen verspürte er noch. In dieser Hinsicht unterschied er sich auch nicht von einem Menschen.
    Nachdem er aufgestanden war, ging er ein paar zögernde Schritte zur Seite. Kleine, graue Schottersteine knirschten unter seinen nackten Füßen. Sie drangen auch in die Haut, verletzten den Zombie, nur brauchte er sich darum nicht zu kümmern.
    Zweimal klatschte es noch.
    Als er den Kopf drehte, sah er seine beiden Freunde auf der Erde liegen. Jerome Woeber erhob sich als erster. Er war voll auf das Gesicht gefallen. Die Nase hatte etwas abbekommen und wirkte wie ein über dem Bart stehender Klumpen.
    Auch ihm machte dies nichts aus, er setzte sich breitbeinig und torkelnd in Bewegung, um den Weg gehen zu können, den auch die beiden anderen nahmen.
    Ihre Blicke richteten sie dorthin, wo noch vereinzelt Lichter brannten. Dort lag das Dorf, dort waren die Menschen, und einige von ihnen wollten sie sich holen.
    Aber nicht jetzt.
    In der folgenden Nacht.
    Bis dahin sollten sie noch zittern.
    ***
    Die Hütte lag so schräg am Berghang, als würde sie sich ducken und vor den Winterstürmen Angst haben, die hin und wieder mit wahrer

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