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Tödliches Abseits (German Edition)

Tödliches Abseits (German Edition)

Titel: Tödliches Abseits (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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Typen her, der dich zusammengeschlagen hat. Wir haben dich gesucht, leider zu spät gefunden. Du lagst schon auf dem Boden und der Schläger haute gerade ab. Tja, Pech. Eine Minute früher und Kurt hätte ... Du solltest übrigens etwas an deinem Aussehen arbeiten.«
    Rainer fuhr mit der Zunge über seine Lippe und spürte eine etwa kirschgroße Schwellung.
    »Schlimm?«
    »Es geht. Wer dich kennt, erkennt dich wieder. Bei den anderen ist es ohnehin egal.«
    »Haben wir gewonnen?«
    »Nee. Zu null verloren.«
    »Mann!«
    »Was ist passiert, Rainer?«
    Esch berichtete über die Verfolgung.
    »Deine Spontaneität bringt dich noch um«, schimpfte Cengiz. »Wann fängst du an, vor dem Handeln zu denken?«
    »Ich habe nachgedacht!«, wehrte sich Rainer.
    »Den Bruchteil einer Sekunde, bestenfalls. Warum bist du hinter dem Kerl her?«
    »Vielleicht ist er der Täter. Vielleicht hat er den Kröger umgebracht.«
    »Klar. Spricht ja auch nichts dagegen, alleine hinter einem potenziellen Mörder herzurennen und ... Was wolltest du eigentlich von dem Typen?«
    »Mit ihm reden.« Sie hatten die Treppe erreicht.
    »Pass auf, Stufen. Mit ihm reden. Logo. Warum hast du ihn nicht auf einen gemütlichen Plausch bei einem Bier eingeladen? Ich denke, du hältst den für einen Killer? Übrigens: Irgendwelche Probleme mit Bochumer Fans gehabt?«
    »Warum?« Rainer presste immer noch das feuchte Tuch auf seine Augen.
    »Da vorne stehen ziemlich finstere Gestalten mit noch finsteren Blicken, die anscheinend uns gelten.«
    »Na ja, nicht direkt.«
    Cengiz blieb stehen. »Was heißt das?«
    »Möglicherweise habe ich den einen oder andern von ihnen etwas unsanft ...«
    »Da seid ihr ja!« Kurt Schacklowskis Organ war nicht zu überhören. Die Milka-Kuh stampfte mit der geschulterten Fahne auf sie zu. »Der Junge war zu schnell für mich. Keine Chance. Na, geht’s wieder?«, erkundigte er sich.
    »Klar.« Esch blinzelte versuchsweise mit einem Auge. Schemenhaft nahm er seine Umgebung war. »Tränengas?«
    »Vermutlich. Kurt, die Bochumer da ...« Cengiz machte eine diskrete Kopfbewegung.
    »Schon gesehen.« Schacklowskis imposante Gestalt mit Wikingerhelm und Fahnenstange sicherte ihre Flanke. Unbehelligt erreichten sie Rainers Mazda.
    »Ich nehme die Bahn«, verabschiedete sich der Hüne. »Danke für die Einladung. War ein schöner Abend. Richtig was los.«
    Cengiz steuerte den Flitzer nach Herne. »Willst du bei mir pennen?«
    »Hast du Wein im Haus?«
    »Deine Mitbringsel. Die Pullen bleiben aber zu. Und eine Flasche Valpolicella.«
    »Scheußlich. Wie spät ist es?«
    »Gleich elf Uhr.«
    Die Gedanken rasten durch Rainers Kopf. Warum war der Hagere vor ihm weggelaufen und hatte ihn später angegriffen? War der Mann der Täter? Er sollte zur Polizei gehen, Anzeige erstatten und eine Personenbeschreibung abliefern. Ach, Quatsch. Das würde wie das Hornberger Schießen ausgehen. Die Bullen würden den Typen nie finden. Er brauchte den Namen.
    Plötzlich fiel Rainer die Karte mit der roten Weinrebe in seiner Tasche ein. Er fasste einen Entschluss.
    »Setz mich bei der Eisdiele am Bahnhof ab. Du kannst den Wagen mit zu dir nehmen. Ich hole ihn morgen.«
    »Was willst du denn um diese Zeit in der Eisdiele?«, fragte Cengiz misstrauisch.
    »Was gegen meine Schwellung auf der Oberlippe tun. Und einen vorzüglichen Vernaccia di San Gimignano genießen.«
    »Ich hoffe, du weißt, was du tust.«
    »Immer.«
    »Das macht mir Sorgen.«
    Trotzdem kam Cengiz dem Wunsch seines Freundes nach.
    Rainer betrat die Eisdiele. Diesmal begrüßte ihn nicht Gianna Nannini, sondern erst Altmeister Bob Dylan mit dem passenden Song: The boxer, dann der Barkeeper. Rainer war der einzige Gast. Er nahm einen Platz am Fenster, orderte ein Mineralwasser mit Eis, einen Espresso nebst Grappa und einen Vernaccia. Der Barkeeper musterte ihn neugierig, verlor aber weder über sein Aussehen noch die ungewöhnliche Bestellung ein Wort.
    Das Perrier trank er in einem Zug aus, fischte die Eiswürfel aus dem Glas, rollte sie in Cengiz’ Taschentuch und kühlte damit seine geschundene Lippe. Er schlürfte Kaffee und Grappa und widmete sich dann dem Wein. Ein wirklich edler Tropfen.
    Als die Bedienung abräumte und ihn fragend ansah, knurrte Rainer entschlossen: »Noch einen Wein.«
    Dann legte er die Karte mit der roten Rebe auf das silberne Tablett.
    Sechs Vernaccia und zwei Grappas später betrat Vincente Lambredo, gefolgt von Salvatore, das Lokal. Der Italiener nickte dem

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